Auf der am Donnerstag eröffneten Automesse in Peking stehen Fahrzeuge mit Elektroantrieb im Scheinwerferlicht. Von einer Renaissance des Verbrennermotors, wie sie sich in Europa und den USA andeutet, ist in China keine Rede. Auf der Schau mit rund 700 Ausstellern werden insgesamt fast 280 reine E-Autos und Plug-in-Hybride gezeigt, davon 117 neue Modelle. «Auf der Autoshow in Peking besteht kein Zweifel, dass kein Interesse mehr an Benzinfahrzeugen besteht», sagte William Li, Chef des chinesischen E-Autobauers Nio, der Nachrichtenagentur Reuters. «Alle sind auf der Suche nach den neuesten Technologien im Bereich Intelligenz und Elektrifizierung.»

Die Stände chinesischer Hersteller wie BYD und des Branchenneulings Xiaomi wurden von Menschenmassen belagert. Xiaomi, der als Smartphone-Hersteller anders als Apple in kurzer Zeit ein Serienfahrzeug auf den Markt bringt, läutete die Messe ein. Firmenchef Lei Jun, beim Messerundgang stets mit einem Pulk von Journalisten im Schlepptau, nennt die täglich steigenden Vorbestellungen für die äusserlich einem Porsche sehr ähnliche Limousine SU7 - zuletzt 75.723. Unter den Käufern seien auch Besitzer von Fahrzeugen von BMW und Audi, sagte er. Marktführer BYD versucht unterdessen, sein Image als Billighersteller mit seinen Premiummarken Yangwang und Denza abzuschütteln.

Deutsche Autobauer wollen mithalten

Ausländische Automobilhersteller, die ihre China-Strategien wie etwa Volkswagen neu ausrichten, um beim rasanten Umstieg aufs Elektroauto mitzuhalten, kündigten Pläne an, mehr in die lokale Produktion und Forschung zu investieren. Die VW-Tochter Audi setzt auf die speziell für China gebaute Langversion des Q6 e-tron mit mehr als 700 Kilometern Reichweite pro Batterieladung. «Wir haben alle Voraussetzungen, um ein starker Player auf dem chinesischen Markt zu bleiben», sagte Audi-Chef Gernot Döllner. Die deutschen Hersteller waren im Zeitalter der Verbrennerautos Platzhirsche auf ihrem wichtigsten Markt, kommen aber immer stärker unter Druck chinesischer E-Auto-Konkurrenten.

BMW und Mercedes-Benz führten Konzeptautos vor, mit denen sie in ein, zwei Jahren verloren gegangenes Terrain in China mit neuen E-Autos zurückerobern wollen. Die Marke mit dem Stern rollte die elektrische G-Klasse ins Rampenlicht, ein Geländewagen-Koloss mit Kultstatus. Der Vertriebschef in China, Duan Jianjun, wies auf mehrere E-Autos im Angebot hin, um mit dem «Gerücht» aufzuräumen, Mercedes habe bei Elektromobilität die Segel gestrichen. Die Schwaben hatten wegen schwächelnder Nachfrage in Europa ihre Ambitionen bis 2030 zurückgeschraubt.

Der US-Elektroautopionier Tesla, der die Rabattschlacht letztes Jahr lostrat, blieb der Messe abermals fern. Das letzte Mal waren die Amerikaner 2021 auf der Automesse in China, als eine wütende Tesla-Kundin auf einen ausgestellten Wagen sprang und sich lauthals beschwerte.

«Eine neue Ära»

Einige chinesische Hersteller bekräftigten ihre Pläne, mit Exporten auch auf dem Weltmarkt zu punkten und zeigten sich selbstbewusst. Sie hätten die Nase bei Innovationen vorn, betonten einige. «Mit dem Eintritt der chinesischen Automobilindustrie in eine neue Ära der Globalisierung und der zunehmenden Stärke der einheimischen Marken sind chinesische Fahrzeuge auf der Weltbühne zu einem neuen Trend geworden», sagte Mu Feng, Präsident von Great Wall Motor. Beispiele für die neuesten Techniktrends sind Assistenzsysteme zum automatisierten Fahren, die etwa BYD und der VW-Partner Xpeng ankündigten.

(Reuters)