Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Inflation. Laut einer Studie, die in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht wurde, wird erwartet, dass die globale Erwärmung und extreme Hitze zu einem anhaltenden Anstieg der Inflationsraten insgesamt und bei Lebensmitteln führen. "Wir haben festgestellt, dass die prognostizierten Temperaturen für das Jahr 2035 infolge der zukünftigen Erwärmung einen steigenden Inflationsdruck weltweit bedeuten", schreiben die Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und der Europäischen Zentralbank (EZB).

Dadurch könnte die Lebensmittelinflation weltweit durchschnittlich um bis zu 3,23 Prozent pro Jahr steigen, und die Gesamtinflation in den kommenden zehn Jahren um bis zu 1,18 Prozent. Dieser Effekt bleibt über 12 Monate hinweg sowohl in reichen als auch in armen Ländern bestehen, was den Klimawandel zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor für die Preisstabilität macht.

In der vorliegenden Studie analysierten die Forscher den Einfluss von Klimakennzahlen wie hohen Temperaturen, starkem Regen und dergleichen auf die Inflationsraten anhand historischer Daten. Dabei zeigte sich, dass die Inflation nicht linear auf den Anstieg der monatlichen Durchschnittstemperaturen reagiert. Laut den Autoren steigt die Inflation besonders stark an, wenn die Temperaturen im Sommer und in heisseren Regionen mit niedrigeren Breitengraden, beispielsweise im globalen Süden, steigen.

Des Weiteren wurde der Sommer 2022 in Europa untersucht, der durch Hitze und Trockenheit erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Wirtschaft hatte. Die Ergebnisse zeigen, dass der extreme Hitzesommer 2022 die Lebensmittelinflation in Europa um etwa 0,6 Prozentpunkte erhöht hat. Basierend auf den Schätzungen würde die prognostizierte zukünftige Erwärmung bis 2035 die Auswirkungen solcher Extremereignisse um 50 Prozent verstärken. Diese Auswirkungen sind besonders relevant für Währungsunionen wie die Eurozone, die ein Inflationsziel von zwei Prozent haben, und werden sich mit der weiteren globalen Erwärmung noch verstärken.

Afrika und Südamerika mit grösstem Inflationsdruck

"Über das Jahr 2035 hinaus zeigt sich eine starke Divergenz des geschätzten Inflationsdrucks in verschiedenen Emissionsszenarien, was darauf hinweist, dass eine entschiedene Reduzierung der Treibhausgasemissionen diesen Druck erheblich mindern könnte", schreiben die Autoren.

Der Klimawandel hat bereits begonnen, Auswirkungen auf Teile der Wirtschaft zu zeigen. Er treibt die Kosten für Wohnraum in Gebieten mit hohem Klimarisiko in die Höhe und verursacht weltweit schwerwiegende Engpässe bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln, angefangen von Olivenöl bis hin zu Kakao. Die Forscher betonen, dass Lebensmittel voraussichtlich die grösste Komponente der von der Inflation betroffenen Bereiche sein werden. Zudem zeigen sich die Auswirkungen auf die Inflation einseitig, wobei der grösste Druck auf Länder in Afrika und Südamerika lasten würde.

Dieser Druck könnte mit dem richtigen politischen Ansatz eingedämmt werden, warnen die Forscher jedoch und betonen, dass sich die inflationären Auswirkungen nur noch verschlimmern werden, wenn die Emissionen nicht reduziert werden. "Im bestenfalls möglichen Szenario für die Emissionen wäre der exogene Inflationsdruck im Jahr 2060 nur minimal grösser als im Jahr 2035. In einem Worst-Case-Emissionsszenario könnte jedoch in weiten Teilen der Welt ein Druck auf die Lebensmittelinflation entstehen und damit Raten von über 4 Prozent pro Jahr verursachen", erklären die Autoren.
 

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