Was steckt hinter dem Bitcoin-Halving?
Um ein besseres Verständnis über das Halving zu erlangen, lohnt sich ein Blick auf den grundlegenden Mechanismus von Bitcoin. Bitcoin nutzt das Prinzip des Minings (=Schürfens), bei dem Miner Rechenleistung aufwenden, um Transaktionen zu verarbeiten und der Blockchain neue Blöcke hinzufügen. Für diese Arbeit erhalten sie eine Belohnung in Form einer festgelegten Anzahl an Bitcoins (den sogenannten block reward). Schon mit der Schaffung von Bitcoin im Jahr 2008 existiert ein Mechanismus, mit dem diese Belohnung regelmässig sinkt – und zwar immer, nachdem 210.000 neue Blöcke geschürft wurden. Diesen festgelegten Mechanismus nennt man Halving. 2009 erhielt man für das Schürfen eines Blocks noch 50 Bitcoins (BTC), aktuell sind es 6,25 BTC, mit dem bevorstehenden Halving wird die Belohnung 3,125 BTC betragen. Zugleich ist das Schürfen seit 2009 kontinuierlich schwieriger geworden, in dem durch einen separaten Mechanismus (die sogenannten difficulty bombs) die für das Schürfen notwendige Rechenleistung erhöht wird.
Der Maximalvorrat von Bitcoin ist begrenzt. Nach dem 21 Millionen BTC in Umlauf sind (genauer: 20.999.999,9769 BTC), können keine weiteren geschürft werden. Durch die regelmässigen Halvings wird die Geschwindigkeit, mit der neue BTC im Umlauf gebracht werden, kontinuierlich verlangsamt. Erst im Jahr 2140 wird die Maximalmenge von Bitcoin erreicht sein.
Welches Ziel wird mit dem Mechanismus verfolgt?
Grundlegender Zweck des Halvings ist die beabsichtigte Verknappung des Vorrats von Bitcoin, mit den Gemeinsamkeiten mit dem Edelmetall Gold geschaffen werden und mit dem ein beständiger Wertzuwachs von Bitcoin begünstigt werden soll. Damit steht die Kryptowährung im Kontrast zu traditionellen Fiat-Geldmodellen, bei denen neues Geld durch eine zentrale Autorität – zumeist in Form einer Zentralbank – ohne zeitliche oder zahlenmässige Beschränkungen im Umlauf gebracht werden kann. In dem das Halving Verknappung und durch seine kontrollierte Ausgabe von neuen Bitcoins auch Konsistenz sichert, unterstreicht es auch den Stellenwert von Bitcoin als resilientes und von zentralisierten Stellen unabhängiges Netzwerk.
Welche Auswirkungen hatten die letzten Halvings auf den Kurs von Bitcoin und welche Auswirkungen könnte das kommende bringen?
In der Vergangenheit war jedes Halving mit einem Wertzuwachs von Bitcoin verbunden. Zugleich ist das Ausmass dieses Wachstums jedoch mit jedem Halving schwächer geworden: So ist der Kurszuwachs von rund 5.500 Prozent nach dem ersten Halving auf rund 1.250 Prozent nach dem zweiten auf 700 Prozent nach dem dritten, aktuell letzten Halving gesunken. Unserer Ansicht nach ist dieser Trend auf eine allmähliche Reifung des Krypto-Marktes zurückzuführen, der weniger von explosivem Wachstum und mehr von konstanten Entwicklungen geprägt ist. Dennoch könnte sich das bevorstehende Halving auch diesem Trend widersetzen - und zwar durch die jüngste Zulassung von Bitcoin Spot-ETFs in den USA. Die bemerkenswerten Zuflüsse in diese ETFs könnten auch einen neuen Präzedenzfall für das Wachstum nach dem Halving schaffen, der sich von früheren unterscheidet, wie die beeindruckende Leistung von Bitcoin zeigt, der vor der Halbierung sein Allzeithoch (ATH) durchbrach. Bereits heute sind in den Spot-ETFs rund 400.000 BTC gespeichert, was rund 4,5 Prozent des verfügbaren Vorrats an BTC ausmacht. Es gibt noch weitere Indizien, die für eine weitere Kurssteigerung sprechen. Dazu gehört das Verhalten vieler Bitcoin-Wale, das sind Anleger, die eine grosse Anzahl an Kryptoassets besitzen, ihre Bestände auch während des aktuellen Allzeithochs von Bitcoin nicht zu veräussern und die aktuell bestehende Unsicherheit der Zinspolitik von Zentralbanken wie der US-Notenbank.
Über den Autor
Adrian Fritz verantwortet als Head of Research bei 21.co die Forschungsabteilung von 21.co. Das Unternehmen ist massgebend, wenn es um den Zugang zu Kryptowährungen mittels unkomplizierter und benutzerfreundlicher Produkte geht. 21.co ist zudem Muttergesellschaft von 21Shares, Emittent von Krypto-ETPs.
Fritz ist zusammen mit seinem Team für die Bereitstellung von Einblicken in die Kryptomärkte zuständig, einschließlich der Bereiche DeFi, NFTs, Krypto-Infrastruktur und den Entwicklungen von Krypto im Kontext der globalen Wirtschafts- und Geopolitik.
Er absolvierte ein Masterstudium an der HULT International Business School in San Francisco und begann seine Karriere als Stockbroker in New York. Danach war er im Investmentbanking und Management Consulting tätig. Bevor er zu 21.co kam, war er unter anderem bei Signature Management Consultants SL in Barcelona und als Financial Analyst bei Cellnex Telecom in Zürich tätig.
Für Bitcoin-Miner wiederum bringt das regelmässige Halving mehrere Auswirkungen, darunter durch die erwähnten, reduzierten block rewards und die damit einhergehenden Änderungen der Rentabilität ihrer Arbeit, die aber auch vom Bitcoin-Preis abhängen. So kann es beispielsweise sein, dass die Block Rewards zwar reduziert werden, dies aber durch höhere Bitcoin-Preise kompensiert werden kann. Zugleich kann aber auch ein anderer Effekt wirksam werden: Wenn sich Miner aus dem Bitcoin-Netzwerk zurückziehen, sinkt der Schwierigkeitsgrad des Minings, was wiederum zu einer Verringerung der Stromkosten beiträgt, wodurch das Bitcoin-Mining wieder kosteneffektiver wird.
Was wird passieren, wenn alle 21 Millionen Bitcoin im Umlauf sind?
Die Bitcoins, die Miner in Form von block rewards erhalten, ist nicht die einzige Belohnung für Mining-Arbeit. Daneben gibt es noch die sogenannten transactions fees, die von Transaktionsteilnehmern gezahlt werden und den Minern für die Bestätigung von Transaktionen zukommen. Da die Blockbelohnungen mit der Zeit kleiner werden, werden die Gebühren allmählich zur wichtigsten Einnahmequelle der Miner werden.
Weitere Einblicke zum Halving finden Sie im aktuellen Bericht von 21Shares „The Bitcoin Halving and Beyond“, den Sie unter folgendem Link herunterladen können: