In die Säule 3a kann man einfach Geld einzahlen, das verzinst wird. Oder ein Teil des Geldes wird in Wertschriften angelegt - in so genannten Säule-3a-Wertschriftenkonten. Die kaum noch existierenden Zinsen sind inzwischen ein wichtiges Argument für das Wertschriftensparen geworden. Bei 0,1 Prozent Verzinsung im Jahr ist der wichtige Zinseszins-Effekt beim jahrzehntelangen Sparen ohne Wertschriften vernachlässigbar. Wird aber ein Teil der gesparten Säule-3a-Vermögen angelegt, kann aus dem Geld viel mehr werden.

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In Zahlen: Wer von jetzt an 45 Jahre lang voll in die Säule 3a einbezahlt (maximal sind im pro Jahr im Moment 6883 Franken möglich), kann sich am Ende rund 310'000 Franken auszahlen lassen. Doch bei 0,1 Prozent Zins macht der Zinsertrag nur 7200 Franken aus.

Mit Finanzanlagen, die unter dem Strich mit 2 Prozent im Jahr rentieren, häuft sich mit der Zeit dagegen ein Vermögen von über 465'000 Franken an. Vor Steuern gehen auf diese Weise rund 190'000 Franken auf Kursgewinne mit Aktien und anderen Anlageklassen zurück.

Die wichtigsten Punkte zur Säule 3a finden sich hier.

Dies sind nur theoretische Zahlen, denn Zinsen und Finanzmarktrenditen verändern sich natürlich über die Zeit. Mit dem Argument, dass Wertschriftensparen am Schluss viel mehr bringt, werden Sparerinnen und Sparer derzeit aber stark umworben. Seitdem günstige, auf Apps basierende 3a-Produkte mit Fondsparen wie die Angebote von VIAC, Frankly oder Freya auf dem Markt sind, nimmt das Interesse am 3a-Wertschriftensparen zu.

Sollen Sparerinnen und Sparen solche Angebote ohne lange zu überlegen annehmen? Oder ist eine Trennung von Sparen und Anlegen doch sinnvoller? Es gibt für beide Lösungen Pros und Cons sowie Punkte, bei denen eine Abwägung nötig ist.

  • Die Pros:

Tiefe Gebühren machen Wertschriftensparen interessanter

3a-Anbieter wie traditionelle Banken und Versicherer legen bei Wertschriften gewohnheitsmässig in relativ teuren Fonds an. Damit verdienen sie mit Gebühren gut mit. Wenn Jahr für Jahr 1 oder 1,5 Prozent des anlegten Vermögens als Gebühr und für Verwaltungs- und Depotführungskosten und weitere Abgaben an eine Bank geht, schmälert dies die langjährige Rendite für Sparerinnen und Sparer allerdings stark. Doch genau hier setzen die Fintechs und Neo-Angebote VIAC, Frankly, Freya und Co, die mit bekannten Banken zusammenarbeiten, seit kurzem mit Erfolg an: Sie bieten das Säule-3a-Produkt nicht nur einfach bedienbar in einer App an, sie investieren bei ihren Wertschriftenkonten die Spargelder der Kundinnen und Kunden auch in günstigere Fonds wie Exchange Traded Funds (ETF). Dank diesen ETF - auch passive Fonds genannt - geben die neueren Anbieter ihre Gesamtkosten mit unter 0,5 Prozent im Jahr an.

Es braucht kein tiefes Anlagewissen

Bei langfristigen Anlagestrategien werden breit diversifizierte Anlagen aus Aktien und anderen Anlageklassen angeboten. Diese sind darauf ausgerichtet, über Jahre und Jahrzehnte dank Kursgewinnen, Dividenden und Zinsen einen Vermögenszuwachs zu ermöglichen. Der Anbieter kümmert sich dabei um alles wesentliche. Dies natürlich nicht kostenlos - doch wer von Aktien und Finanzanlagen profitieren, aber sonst wenig aktiv mit der Börse zu tun haben will, ist mit 3a-Wertschriftenstrategien gut aufgehoben. 

Der Säule-3a-Steuervorteil

Ein wichtiges Argument für die Säule 3a sind die Steuern. Die jährlichen Einzahlungen können in der Steuererklärung als Abzug angegeben werden. Je nach Einkommen und Wohnkanton sind dies einige Hundert Franken bis zu rund 2500 Franken im Jahr, und dies unabhängig, ob ein 3a-Zins- oder Wertschriftenkonto verwendet wird. Beim Bezug allerdings gibt es einen Nachteil beim Wertschriftensparen. Dies wird weiter unten erklärt.

  • Was es zu bedenken gibt:

Finanzmarktgewinne sind nicht garantiert

Bei Säule-3-Wertschriftenkonten muss man derzeit Aktien gegenüber anderen Anlageklassen (Obligationen, Immobilien, Rohstoffe und Cash) übergewichten. In den vergangenen zehn Jahren haben Aktien enorm rentiert. Der Schweizer Aktien-Leitindex SMI ist jetzt doppelt so viel Wert wie 2011, und gewisse Technologie-Aktien noch ein höheres Vielfaches von ihren früheren Werten.

Vieles spricht dafür, dass dies weiter so sein wird. Weil die Zinsen so tief sind, stecken Investoren weltweit weiter Milliarden über Milliarden statt in Zinsprodukte wie Obligationen in die vielversprechenderen Aktien. Aktien und Zinsprodukte wie Obligationen sind so etwas wie ein Gegensatzpaar an den Finanzmärkten. Wenn Zinsen steigen, fallen die Aktienkurse. Genau dieses Szenario könnte - Stand Sommer 2021 - schneller eintreffen, als manchen lieb ist. Fazit also: Wertschriftensparen, vor allem mit Aktien, ist weiterhin eine gute Sache. Allzu blumige Renditeversprechen sollten dennoch hinterfragt werden.

Säule-3a-Geld ist gebunden

Bis auf wenige Ausnahmen können Säule-3a-Vermögen erst ab fünf Jahren vor dem regulären Pensionsalter bezogen werden. Manche werden sich fragen, ob sie angelegtes Säule-3a-Guthaben ungünstig in einer Schwächephase des Aktienmarktes beziehen müssen. Dies kann in der Tat passieren. Für den Bezug von Säule-3a-Geld ist aber ein Zeitfenster von mindestens fünf Jahren offen. Und manche Anbieter erlauben es, Finanzmarktanlagen nach dem Bezug ins Privatvermögen zu überführen. Diese Möglichkeit abzuklären, ist bei 3-Wertschriftenkonten sinnvoll.

Eigentliches Traden in der Säule 3a geht nicht

Bezüglich Anbieter ist man bei der Säule 3a sehr flexibel: Man kann das Geld von Konto zu Konto verschieben und auch mehrere Konten gleichzeitig führen. Auch zwischen Spar- und Wertschriftenkonten kann das Geld hin- und herbewegt werden. Innerhalb eines 3a-Wertschriftenkontos kann man leicht die Strategie ändern. Der Aktienanteil kann beispielsweise bei 20 Prozent, 50 Prozent oder bei einigen Anbietern gar bei 97 Prozent liegen. Dem Langfrist-Gedanken beim Anlegen widerspricht so ein sprunghaftes Verhalten zwar etwas - möglich ist es. 

Wer allerdings häufig neue Aktien oder Anlagen ins Portfolio aufnehmen will, tut dies besser ausserhalb der Säule 3a. Mal nach Lust und Laune das halbe Vermögen in Bitcoin zu investieren, geht nicht. Anlagesparen und Traden haben beide ihre Berechtigung, sind aber eigentlich fast etwas gegensätzliches. Und die Säule 3a ist nunmal Teil des Anlagesparens. 

  • Die Cons:

Gestaffeltes Anlegen schmälert die Renditechancen

Mit Säule-3a-Wertschiften werden Beträge periodisch angelegt. Bei hohen Kursen werden weniger Anteile gekauft, bei tiefen Kursen mehr. Auf diese Weise gleichen sich die Folgen von Schwankungen an den Finanzmärkten auf die Rendite etwas aus. Dieses Phänomen nennt sich Average-Cost-Effect und wird als relativ sicheres, risikoreduzierendes und "nervenschonendes" Anlegen vermarktet. Der Nachteil: Die Rendite fällt wegen der gestaffelten Käufe über Zeit geringer aus, als wenn gut laufende Wertpapiere auf einen Schlag gekauft werden. Beim Average-Cost-Effect sind die Renditen nun einmal "average", also eher durchschnittlich. 

Steuerlich sind Wertschriftenkonten weniger attraktiv

Wegen der Steuern ist die Trennung von Sparen und Anlegen in der dritten Säule eine Überlegung wert. Denn: Kursgewinne mit Aktien und Wertschriften sind für Privatpersonen zunächst steuerfrei. Weil aber Säule-3a-Konten nur als ganzes bezogen werden können, werden beim Bezug eines 3a-Wertschriftenkontos indirekt die Kursgewinne mitversteuert. Die Kapitalgewinne werden nicht separat behandelt.

Je nach Vermögen und Steuerprogression in den Schweizer Kantonen kann dies einen beträchtlichen Betrag ausmachen. Vor allem dann, wenn nur ein Konto geführt wird, statt, wie empfohlen, in mehrere Säule-3a-Konten investiert wird und die Gelder gestaffelt bezogen werden. 

Alle, die Freude an Aktien und Finanzmarktthemen haben, dürften sich alles in allem überlegen, in Wertschriften separat anzulegen. Aktien, Fonds, ETF bis hin zu Robo-Advisors, genauso wie Obligationen, Kryptowährungen, Rohstoffe und Immobilien-Engagements bieten da viele Alternativen. Ein Tipp: Das Geld, was Jahr für Jahr mit den Säule-3a-Einzahlungen steuerlich gespart wird, kann ganz gut separat in Wertschriften angelegt werden.

Die wichtigsten Stichworte zur Säule 3a

Anbieter: Viele Schweizer Banken, Versicherungen und Fintechs.
Formen: Die Säule 3a wird als reines Sparprodukt, mit Wertschriften oder in Verbindungen mit Versicherungen sowie zum Abzahlen von Hypotheken angeboten. 
Maximalbetrag 2021: Für Angestellte 6883 Franken, für Selbständige ohne Pensionskasse 34'416 Franken. Der Betrag kann jährlich neu festgelegt werden. 
Steuern: Jährliche Einzahlungen können abgezogen werden, beim Bezug erfolgt eine in der Regel für Sparerinnen und Sparer vorteilhafte Kapitalauszahlungsteuer.
Bezug: Für Frauen ab 59 Jahren, für Männer ab 60 Jahren (fünf Jahre vor dem regulären Pensionsalter).
Vorzeitiger Bezug: Nur bei wenigen Ausnahmen möglich. Dazu gehören die Finanzierung von Wohneigentum, Wegzug ins Ausland oder Gang in die Selbständigkeit.
Späterer Bezug: Wer über das Rentenalter hinaus arbeitet, auch Teilzeit, kann das Geld spätestens mit 69 respektive 70 Jahren beziehen und bis dahin auch noch einzahlen.

 

Dieser cash-Artikel erschien zuerst am 08.06.2021 mit dem Titel: "Säule 3a, Apps und Sparen mit Fonds: Was man dazu wissen muss".