Der Rückwärtsgang der letzten Tage konnte gestoppt werden, nachdem der Bitcoin-Preis am Mittwoch auf den niedrigsten Stand seit dem 27. Februar fiel. Am Donnerstagmorgen stand die Kryptowährung bei 57'700 Dollar, ehe es am späteren Nachmittag mit den Kursen bis auf 59'100 Dollar hochging.

Eine interessante Opportunität hat sich hierbei während des Ausverkaufs ergeben: Die Preise einiger der grössten börsengehandelten Spot-Bitcoin-Fonds werden mit den grössten Abschlägen auf dem Wert der ihnen zugrunde liegenden Vermögenswerte seit ihrer Einführung gehandelt. Der 16 Milliarden Dollar schwere iShares Bitcoin Trust schloss am Mittwoch mehr als 1,7 Prozent unter seinem Nettoinventarwert – gemäss nachfolgender Bloomberg-Grafik der grösste Abschlag seit Handelsbeginn im Januar.

Abschlag des iShares Bitcoin ETF Trust gegenüber dem Marktwert des Bitcoins.

Abschlag des iShares Bitcoin ETF Trust gegenüber dem Marktwert des Bitcoins in Prozent.

Quelle: Bloomberg

Der Fidelity Wise Origin Bitcoin Fund verzeichnete einen Abschlag von 1,1 Prozent, während der ARK 21Shares Bitcoin ETF (ARKB) und der Bitwise Bitcoin ETF beide mit Abschlägen von etwas mehr als 1,4 Prozent gehandelt wurden. «Das sieht nicht besonders gut aus», erklärte James Seyffart, ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence, und fügte hinzu, dass es besorgniserregender gewesen wäre, wenn die Abschläge nur auf einen Fonds beschränkt gewesen wären. «Es ist ein wenig ungewöhnlich, dass wir Auf- und Abschläge im Bereich von minus ein bis plus ein Prozent sehen. Das ist grösser, aber nicht bahnbrechend.»

Nebst dem nachlassenden Interesse der institutionellen Anleger an Investitionen in den Kryptobereich dürfte auch das Rebalancing bei den Abgaben in den letzten Tagen eine tragende Rolle gespielt haben. Der Bitcoin hat in diesem Jahr um fast 40 Prozent zugelegt. Unter der Annahme, dass alle anderen Assets in den Portfolios von Grossinvestoren in etwa unverändert blieben, stieg deshalb der Anteil von Kryptowährungen an der Gesamtallokation an. Da praktisch alle Grossinvestoren wie Pensionskassen verpflichtet sind, die Allokationen quartalsweise an die prozentualen Vorgaben bei der Gewichtung anzupassen, mussten viele institutionelle Investoren entsprechend Bitcoin oder Bitcoin-ETFs verkaufen. Wie ein Privatanlager eine Allokation von Kryptowährungen gleichgewichtet hält, erklärte Adrian Fritz von 21Shares im cash-Interview hier

Laut den Daten von CoinGlass verzeichneten die elf Bitcoin-ETFs am Mittwoch einen kumulierten Nettoabfluss von 563,7 Millionen Dollar, den grössten seit Handelsbeginn der ETFs am 11. Januar. Seit dem 24. April haben Anleger fast 1,2 Milliarden Dollar aus den Bitcoin-ETFs abgezogen.

Aktivitäten auf der Blockchain bleiben sehr hoch

Trotz der Halbierung der Blockbelohnungen zeigen Daten der Analysefirma CryptoQuant keine Anzeichen einer Schwäche der Bitcoin-Miner. Zu beachten gelte es die starke Zentralisierung, da nur eine Organisation die geschürften Kryptowährungen über neun grosse Pools verwaltet und insgesamt etwa 47 Prozent der Hash-Rate des Netzwerks kontrolliert. 

Marktkommentatoren führen die nach wie vor hohen Zinsen in den USA als primären Gegenwind für Krypotowährungen an. Für Rania Gule, Market Analyst at xs.com, könnte aber die Erwartung zukünftiger Zinssenkungen die Bitcoin-Preise und Kryptowährungsmärkte erheblich unterstützen. In der Erklärung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank wurde am Mittwoch zwar die Besorgnis über die Inflation zum Ausdruck gebracht, Zinssenkungen wurden jedoch nicht ausgeschlossen, so seine Begründung für die optimistische Haltung. 

Thomas Daniel Marti
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