Die Säule 3a ist eines der zentralen Elemente der privaten Vorsorge in der Schweiz. Sie hat ihre eigene Bezeichnung: Alle anderen privaten Sparformen werden pauschal als "3b" bezeichnet. In die Säule 3a einzubezahlen, gilt unter Vorsorgeexperten als "erste Bürgerpflicht".
Die Säule 3a gibt es seit 1987 und hat es bisher Abermillionen von Leuten erlaubt, langfristig zu sparen. Weil die erste und die zweite Säule - AHV und Pensionskasse - künftig weniger auszahlen dürften, wird das private Sparen im Moment immer wichtiger. Dieses Jahr kann jede Einwohnerin und jeder Einwohner der Schweiz bis zu 6883* Franken im Jahr einzahlen, und dies von den Steuern abziehen. Beim Bezug des Geldes (Frauen ab 59 Jahren, Männer ab 60 Jahren) gilt dann ein Vorzugs-Steuersatz. Unter dem Strich profitiert man also.
Doch: Lohnt es sich wirklich für alle, dieses so hoch gelobte Instrument zu nutzen? Je nach Alter und Einkommen wirkt sich die Vorteile der Säule 3a unterschiedlich aus. Vor allem bei den Steuern. Und der verbleibende Zeitraum bis zum Bezug der Säule-3a-Gelder sowie die Zinsen spielen eine Rolle dabei, was die Säule 3a an finanziellem Vorteil einbringt.
Vier Situationen für die sich Sparen und Steuern zahlen anders auswirkt:
- Mira, 30 Jahre, ist noch nicht verheiratet, wohnt im Kanton Zürich und hat ein steuerbares Einkommen von 70'000 Franken.
- Silvia, 42 Jahre, verheiratet, wohnt im Kanton Aargau und kommt auf ein steuerliches Einkommen von 95'000 Franken im Jahr.
- Christian, 52 Jahre, geschieden, lebt im Kanton Zürich, und versteuert ein Einkommen von 140'000 Franken im Jahr.
- Werner, 55 Jahre, lebt im Kanton Zug, ist ledig und arbeitet mit einem steuerbaren Einkommen von 30'000 Franken nur noch Teilzeit .
Obwohl alle im gleichen System sparen können, stellt sich die Lage jeweils anders dar. Die folgenden Punkte werfen zumindest die Frage auf, ob sich die Säule 3a für sie alle auszahlt:
Alter
Der Sparhorizont der vier Protagonisten erstreckt sich von zehn bis 34 Jahre. Die 30-jährige Mira kann theoretisch mit dem Maximalbetrag für die Säule 3a und bei durchschnittlich 1 Prozent Zins, bis zum Alter von 64 Jahren fast 260'000 Franken ansparen. 45'000 Franken davon gehen allein auf die Zinsen zurück.
Zum Säule-3a-Spar- und Steuerrechner von cash.ch geht es hier. |
Wenn sie 2000 Franken im Jahr einbezahlt, spart sie in der Säule 3a immer noch 77'000 Franken an. Diese Zahl muss als realistisch angenommen werden, denn auch wenn rund zwei Drittel der Bevölkerung die Säule 3a nutzt, zahlen Schätzungen zufolge nur etwa 15 Prozent den vollen Betrag ein (dieser wird übrigens jährlich vom Bundesrat festgelegt). Dass selbst ein später Beginn von 3a-Sparen sich zumindest vom Betrag eher noch lohnen kann, zeigt das Beispiel von Werner, der 55 Jahre alt ist. Mit nur zehn Jahren Anlagehorizont kann er mit dem 3a-Maximalbetrag immer noch knapp 70'000 sparen.
Das Alter allein ist also kein Grund, die Säule 3a zu verschmähen. Selbst relativ kurz vor dem Pensionsalter kann sich ein Spareffort noch lohnen.
Zivilstand
Von den vier 3a-Sparerinnen und -Sparern ist nur Silvia verheiratet. Sie und ihr Mann werden zwar gemeinsam besteuert, können aber je separat in die Säule 3a einbezahlen. Mit einem gemeinsamen Einkommen profitieren sie steuerlich mehr als Alleinstehende (dies hat mit dem Grenzssteuersatz und der Steuerprogression zu tun – dazu mehr weiter unten). Finanziell attraktiv ist die Lage auch, wenn der Einkommensunterscheid zwischen den Ehepartnern gross ist.
Mehr zum Thema Sparen und Steuern Einkommen, Dritte Säule, Erbschaft: So berechnen Sie Ihre Steuerbelastung auf einfache Weise Grenzsteuersatz: Wenn Sie diese Zahl kennen, sparen Sie Geld |
Aber auch Mira, Werner und Christian können prinzipiell von der (übrigens ja völlig legalen und vom Schweizer Staat gewollten) Steueroptimierung profitieren. Somit ist also auch der Zivilstand kein Kriterium, dass die Säule 3a unattraktiv macht.
Zinsen
Ein Problem, dass alle vier beim Säule-3a-Sparen haben, sind die tiefen Zinsen. Guthaben werden derzeit mit null bis 0,3 Prozent verzinst. Dies schmälert leider auch den Zinseszins-Effekt, wonach Zinserträge nach der Gutschrift mitverzinst werden und somit über die Jahre die Erträge selbst Erträge generieren.
Zinsen lassen sich nur sehr schwer voraussagen. Für die "Ü50er" Werner und Christian mit einen Sparhorizont von zehn oder 13 Jahren ist es aber aus heutiger Sicht unrealistisch, dass sie noch von Zeiten mit deutlich höheren Zinsen profitieren werden. Die jüngeren Sparerinnen Mira und Silvia könnten da in einer besseren Ausgangslage sein.
Allerdings: Die tiefen Zinsen selbst sind auch kein Grund, auf die Säule 3a zu verzichten. Denn diese Vorsorgeform bietet weiterhin den Steuervorteil, der sich beim Einkommen zeigt.
Einkommen
Theoretisch können die vier Sparwilligen Mira, Silvia, Christian und Werner in der laufenden Steuerperiode 2021 bis zu 6883 Franken einzahlen und dies in der Steuererklärung angeben. Vom Abzug profitieren sie aber unterschiedlich.
Dies hat mit dem schon erwähnten Grenzsteuersatz zu tun. Dieser macht deutlich, wie stark sich beim Einkommen ein Schritt nach oben oder nach unten auf die Steuerbelastung auswirkt. Weil im Sinne der Progression höhere Einkommen im Vergleich zu tieferen Einkommen überproportional Steuern zahlen, profitieren höhere Einkommen von einem höheren Grenzsteuersatz. Konkret: Ein um 2000 Franken reduziertes steuerbares Einkommen gibt bei 50'000 Franken Einkommen 250 Franken Steuerersparnis, bei 120'000 Franken gibt es 1000 Franken Ersparnis (wie dies genau funktioniert, hat cash.ch hier erklärt).
Der "King" bei der Steueroptimierung ist natürlich Christian mit 140'000 steuerbarem Einkommen. Er spart Jahr für Jahr 2300 Franken. Summiert ist die Ersparnis beim Bezug bei 30'000 Franken. Die sehr guten Verdiener Christian und Silvia haben einen höheren Grenzsteuersatz als Mira und Werner und profitieren so also besonders steuerlich von den Einzahlungen. Mira und Werner nützt der Abzug in der Tat weniger. Dass Gutverdienern die 3a-Steueroptimierung besonders nützt, führt auch immer wieder zu politischen Diskussionen um diese Sparform.
Und doch gibt es für Mira und Werner noch Unterschiede. Während Mira über viele Jahr spart und so doch einiges an Steueroptimierung erreichen kann, ist die Lage in Werners Fall etwas anders. Selbst bei Einzahlung des 3a-Höchstbetrages mit einem kurzen Anlagehorizont von zehn Jahren und in Anbetracht steuerlicher Einflüsse spart er nur etwa 2000 Franken. Und dies über den ganzen Zeitraum von zehn Jahren. Dies liegt primär an seinem relativ tiefen Einkommen.
Fazit: 3a-Sparen lohnt sich für die meisten
Rein steuerlich profitiert Werner also von der Steuerersparnis nur noch wenig. Legt er die Beträge am Finanzmarkt an, etwa in Aktien, dürfte er eine Rendite erzielen, die höher ist als die Steuerersparnis. Somit kann er aus reinen Optimierungsüberlegungen heraus auf Säule-3a-Einzahlungen verzichten.
Aber dies ist eine spezielle Konstellation. Für die allermeisten lohnt sich die Säule 3a – als Sparmodell genauso wie zum Optimieren der Steuerrechnung. Zudem können schon vor dem offiziellen Bezugsalter Säule-3a-Gelder für die Finanzierung einer Immobilie oder für Einzahlungen in die Pensionskasse verwendet werden. Zwar ist die Säule 3a eine gebundene Vorsorge, aber es gibt Ausnahmen, die den vorzeitigen Bezug erlauben.
Wichtig im Zusammenhang mit der Säule 3a ist aber auch, bei den Einzahlungen das richtige Mass zu finden. Die Höchstsumme von 6883 Franken im Jahr können sich viele nicht leisten. Beim Sparen ist auch wichtig, auf liquide Mittel zurückgreifen zu können. Und neben Sparkonto, Säule 3a, anderen Sparformen finden sicherlich auch mache Gefallen daran, an den Finanzmärkten oder in Unternehmen zu investieren.
Aber eines ist klar: Über viele Jahre konstant auch mit einem tieferen jährlichen Betrag sparen verbessert die eigene finanzielle Lage deutlich. Und das durchaus auch mit der Säule 3a.
*Das ist der Sparbetrag für Angestellte mit Pensionskasse. Für Selbständige und Angestellte ohne Pensionskasse ist der Maximalbetrag derzeit 34'416 Franken.