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"Stay with the winners", pflegt man in Börsenkreisen gerne zu sagen. Wie ein scheuer Blick auf die diesjährige SMI-Gewinnerliste zeigt, scheinen sich die hiesigen Marktakteure diese altbekannte Börsenweisheit insbesondere bei den Versicherungsaktien geradezu verinnerlicht zu haben.

Mit Swiss Re und Swiss Life sind nämlich ausgerechnet jene Valoren weit oben auf dieser Liste zu finden, welche schon im vergangenen Jahr zu den Gewinnern zählten. Bei den Aktien des Rückversicherers beläuft sich das Plus seit Januar 2023 auf 13 Prozent, bei jenen des Lebensversicherers sogar auf mehr als 28 Prozent. Die Dividendenabgänge aufgerechnet, fällt die Kursbilanz noch viel besser aus.

Derweil fristen Helvetia und Baloise an der Börse so etwas wie ein Mauerblümchen-Dasein. Für die Aktionärinnen und Aktionäre dieser beiden Versicherungsgruppen waren die vergangenen Jahre bestenfalls ein Nullsummenspiel.

Allerdings lassen sich von der jeweiligen Kursentwicklung keine zuverlässigen Rückschlüsse darauf ziehen, ob eine Aktie nun hoch in der Anlegergunst steht oder nicht. Das zumindest zeigen Erhebungen des für die UBS tätigen Analysten Will Hardcastle.

Kursentwicklung der Aktien von Swiss Life im Mehrjahresvergleich mit jenen von Baloise (Quelle: www.cash.ch)

Wie die ihm vorliegenden Statistiken zeigen, machen ausländische Grossinvestoren tatsächlich einen grossen Bogen um die hiesigen Versicherungsvaloren. Auf der Beliebtheitsskala von rund 2300 europäischen Aktien findet sich Baloise auf Platz 1558 wieder. Jene von Helvetia sind sogar erst auf Rang 1857 anzutreffen.

Zum Vergleich: Die Valoren der britischen Rivalen Prudential, NN Group, Beazley, Direct Line und Aviva sind unter den Top 100 zu finden, genauso übrigens wie jene von Munich Re und Scor. Alle diese Aktien sind in den Wertschriftenportefeuilles der Grossinvestoren substanziell übervertreten.

Was mich am meisten überrascht, ist, dass ich die Valoren von Swiss Life und Swiss Re bloss auf den Rängen 1767 und 1903 antreffe. Denn gerade in hiesigen Börsenkreisen erfreuen sich der Lebensversicherer und der Rückversicherer grosser Beliebtheit.

Als ich mich Ende Dezember bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2024 für Baloise und Helvetia entschied, war mir eigentlich durchaus bewusst, dass ich mir zwei Aussenseiter ins Körbchen legen würde. Dennoch hätte ich mir nie erträumt, dass diese im europäischen Vergleich ach so weit hinten mitspielen. Aber eigentlich ist ja gut, wenn Grossinvestoren bei diesen Papieren chronisch unterinvestiert sind...

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A propos Helvetia: Das UBS Fund Management hält erstmals seit mehr als sieben Jahren wieder mehr als drei Prozent an der Versicherungsgruppe. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor.

Meldepflichtig wurde die Fondstochter der grössten Schweizer Bank, da war der April erst wenige Tage alt. Da stellt sich mir doch die Frage, ob es sich beim Zukauf von Aktien nicht sogar um eine Zahlen-Wette handelt – wartete die Versicherungsgruppe kurze Zeit später doch mit dem letztjährigen Ergebnis auf.

Aufstieg und Fall der Helvetia-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Interessant ist auch, dass sich die Fonds-Manager der Grossbank mit dem Ausbau des Beteiligungspakets gegen den hauseigenen Versicherungsanalysten Nasib Ahmed stemmen. Dieser stuft die Aktien von Helvetia nämlich schon seit einer gefühlten Ewigkeit bloss mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 125 Franken ein. Daran wird wohl auch das letztjährige Ergebnis nicht viel rütteln – selbst wenn der Analyst sein Bewertungsmodell noch nicht überarbeitet hat.

Kostspielige Unwetterschäden verhagelten dem Unternehmen wortwörtlich das Geschäftsjahr 2023. Mit 301 Millionen Franken brach der Reingewinn nach Steuern im Jahresvergleich um mehr als einen Drittel ein. Dass den Aktionärinnen und Aktionären dennoch eine höhere Dividende ausgeschüttet wird, ist zwar erfreulich. Ganz gedeckt durch den letztjährigen Gewinn scheint sie mir allerdings nicht.

Helvetia ist übrigens nicht das einzige börsenkotierte Schweizer Unternehmen, bei welchem die Fonds-Manager der Grossbank in den letzten Wochen wacker Aktien zugekauft haben. Zuvor mussten sie sich schon beim eigenen Mutterhaus UBS sowie beim Schwergewicht Nestlé als Käufer zu erkennen geben.

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