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Als ob die Gemüter der hiesigen Aktienmarktakteure angesichts der geopolitischen Lage nicht schon angespannt genug wären, treffen zu Wochenbeginn gleich drei Umstufungen ein. Bei ABB und Logitech weisen diese negative Vorzeichen auf.

Der für die Bank of America tätige Analyst Alexander Virgo geht bei den Aktien von ABB von "Buy" auf "Neutral". Am 44 Franken lautenden Kursziel hält er indes fest. Virgo hält den schweizerisch-schwedischen Industriekonzern weiterhin für gut aufgestellt und die Aussichten für intakt. Allerdings seien diese nach dem starken Lauf dieser Valoren mittlerweile eingepreist. Gleichzeitig verweist Virgo auf die schwache Nachfrage in den frühzyklischen Geschäftsbereichen. Er setzt deshalb ausgerechnet auf die Aktien des deutschen Rivalen Siemens, welche der Analyst neuerdings mit "Buy" und einem Kursziel von 210 (zuvor 180) Euro anpreist.

Ich bin überrascht, wie problemlos die Valoren von ABB diese Herunterstufung aus London wegstecken. Ganz anders jene von Logitech. Dass Erik Woodring von Morgan Stanley sein Anlageurteil von "Equal-weight" auf "Underweight" zurücknimmt und das Kursziel für die in New York gehandelten American Deposit Receipts auf 75 (zuvor 85) Dollar kürzt, zieht bei den Aktien des Unterhaltungselektronikherstellers Verkäufe aus dem Ausland nach sich.

Kursentwicklung der Logitech-Aktien im bisherigen Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Er sieht das Lausanner Unternehmen in eine Ära mit nurmehr geringen Wachstumsraten übergehen. Der Analyst geht für die kommenden Jahre von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 3 Prozent aus. Das liegt unter den Schätzungen seiner Berufskollegen bei anderen Banken von 5 Prozent, wobei die momentane Bewertung Logitechs eigentlich sogar ein Umsatzwachstum von bis zu 10 Prozent einpreise. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Markterwartungen an den Unterhaltungselektronikhersteller dürften sich als zu hoch erweisen und die momentane Börsenbewertung sowieso.

Eine Heraufstufung hat hingegen die für die Basler Kantonalbank tätige Analystin Corina Hennig im Gepäck. Nachdem eine externe Untersuchung zeigt, dass der gefürchtete Leerverkäufer Hindenburg Research unrichtige und irreführende Behauptungen über Temenos verbreitet und angebliche Fakten verzerrt oder aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt hat, geht sie bei diesen Aktien von "Marktgewichten" auf "Übergewichten". Das nach den Anschuldigungen kurzerhand ausgesetzte Kursziel von 80 Franken hat neuerdings wieder Gültigkeit.

Deckungskäufe aus dem Ausland bescheren den Papieren der Bankensoftware-Schmiede aus Genf heute Montag denn auch ein prächtiges Kursfeuerwerk. Es wäre interessant zu wissen, ob Hindenburg Research die Wetten gegen Temenos bereits geschlossen hat und ob der Verwaltungsrat jetzt nicht sogar vor Gericht gegen die Amerikaner vorgeht.

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Am vergangenen Donnerstag berichtete ich davon, dass die dividendenstarken Aktien von Zurich Insurance ins Zentrum von Börsenspekulationen geraten seien. Wie es heisst, könnte die Versicherungsgruppe der Öffentlichkeit schon bald einen neuen Käufer für gut 700'000 deutsche Lebensversicherungspolicen präsentieren. Erst Ende Januar war bekannt geworden, dass der ursprünglich geplante Verkauf an den Abwickler Viridium am Widerstand der dortigen Finanzmarktaufsicht Bafin gescheitert sei.

Nun beginnt das Gerüchte-Karussell auch beim Branchennachbarn Baloise Fahrt aufzunehmen – wenn auch in die entgegengesetzte Richtung. Wie ja seit Ende März bekannt ist, will sich das Traditionsunternehmen auf seine ursprüngliche Geschäftstätigkeit zurückbesinnen: Die Vergabe von Versicherungsdeckung.

In den letzten Jahren hatte das Unternehmen in angrenzenden Bereichen viel Geld in Jungfirmen investiert. Rückblickend liessen sich in dieser Rolle des Start-Up-Finanzierers eigentlich nie Aktionärswerte schaffen – ganz im Gegenteil. Deshalb gibt man sich nun wohl auch geläutert.

 

Kursentwicklung der Aktien von Baloise über die letzten Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Bei den jetzt laut werdenden Börsenspekulationen dreht sich denn auch alles um die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Geschäftstätigkeit. Wie befürchtet wird, droht der Versicherungsgruppe in diesem Zusammenhang womöglich ein schmerzhafter Abschreiber. 

Einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, kann manchmal ganz schön teuer werden. Diese Erfahrung mussten auch schon die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse machen. Die Zeche bezahlten wie immer die Aktionärinnen und Aktionäre.

Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir bei Baloise frühestens von der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses im September. Bis dahin fliesst in Basel noch viel Wasser den Rhein hinunter...

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