Die Börse ist ein Handelsplatz von Fakten, aber auch von Emotionen. Um Gewinne ins Trockene zu bringen und Verluste nicht ausufern zu lassen, können sich Anlegerinnen und Anleger bekannte Börsenregeln zu Hilfe nehmen.

Eine Regel, wie man todsicher ohne Risiko reich wird, gibt es zwar nicht. Doch die grössten Stolperfallen können so umgangen werden:

1. Langfristig denken und handeln

Der Einstiegszeitpunkt bei einem Investment ist auf kurze Frist ein wichtiger Faktor für die erzielte Rendite am Aktienmarkt. Das perfekte Timing ist jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Und auf eine lange Sicht ist der Einfluss des Kaufzeitpunkts auf die Gesamtrendite ohnehin gering. Der durchschnittliche jährliche Wertzuwachs einer Anlage am Schweizer Aktienmarkt lag im Zeitraum von Anfang 1926 bis Ende 2020 bei 7,8 Prozent. Daher: Je langfristiger man anlegt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass Gewinne erzielt werden.

Und je länger man anlegt, desto grösser ist der Zinseszinseffekt, den Einstein einst als achtes Weltwunder bezeichnet hat. Angefallene Zinsen oder Erträge werden nicht ausgeschüttet, sondern dem Anlagebetrag hinzugefügt. Sie erhöhen also die Anlagesumme und werden in den Folgejahren mitverzinst. Dadurch werden Jahr für Jahr höhere Erträge erreicht und das angelegte Kapital wächst schlussendlich exponentiell.

2. Sich durch Verluste nicht entmutigen lassen

Der berühmte Investor Peter Lynch sagte einmal: "Wenn du in dieser Branche sechs von zehn Mal richtig liegst, bist du fantastisch." Auch bei den ganz grossen Investoren gilt, dass das meiste Geld mit wenigen Investitionen gemacht wird. Denn Erfolge an der Börse beruhen wie auch in der Realwirtschaft auf Extremereignissen. Der Aufstieg von Apple geht beispielsweise in allererster Linie auf den Siegeszug des iPhones zurück. Dieses stellt in der Welt der Tech-Produkte einen sehr seltenen Erfolg dar.

Denn seit 1980 ist der Index Russell 3000 - er repräsentiert 98 Prozent der Marktkapitalisierung des US-amerikanischen Aktienmarkts - auf mehr als das 73-Fache gestiegen. 40 Prozent der Aktiengesellschaften büssten in der Zeitperiode jedoch mindestens 70 Prozent ihres Werts ein. Doch die 7 Prozent extrem erfolgreichen Firmen glichen diese Rohrkrepierer mehr als aus. Anleger sollten sich daher von Misserfolgen nicht entmutigen lassen: Man kann die Hälfte der Zeit falsch liegen und trotzdem ein Vermögen anhäufen.

3. Nur Geld investieren, das kurzfristig nicht benötigt wird

Für eine Reparatur am Auto, einen Zahnarztbesuch oder den Kauf eines neuen Laptops oder Fernsehers sollte ein zuvor getätigtes Investment nicht aufgelöst werden. Denn so läuft man Gefahr, Aktien zu einem ungünstigen Zeitpunkt mit Verlust verkaufen zu müssen. Gerade im Hinblick auf den Zinseszins ist es wichtig, dass das Geld nicht kurz- oder mittelfristig entnommen wird. Ansonsten kann sich die Macht des Zinseszinses nicht vollständig entfalten. So sollten Anlegerinnen und Anleger kein Geld investieren, dass möglicherweise in naher Zukunft benötigt wird.

Ebenfalls ist es nicht empfehlenswert, einen Kredit aufzunehmen, um Aktien kaufen zu können. Denn obwohl Aktien auf lange Sicht gesehen eine gute Rendite erwarten lassen, gibt es immer das kurzzeitige Risiko eines Börsenbebens und damit einhergehenden Kursstürzen. Wenn dann die hinterlegten Sicherheiten der Bank nicht mehr genügen, muss man die Aktien zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt mit Verlust verkaufen.

4. Selbst eine Meinung bilden

Von der Börsenlegende Warren Buffet stammt folgende Aussage: "Der dümmste Grund, eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt, und der dümmste Grund, eine Aktie zu verkaufen, ist, weil sie fällt." Damit drückt Buffett aus, dass Anleger nicht kopflos Aktien kaufen oder verkaufen sollten, nur weil die Mehrheit der Börsenteilnehmer in die eine oder andere Richtung rennt.

Anleger sollten sich informieren und anschliessend eine eigene Meinung bilden. Dazu gehört auch, nicht den "heissen Tipps" von Bekannten oder selbsternannten Börsengurus zu trauen. Man sollte vielmehr nur in Unternehmen investieren, die eine gewisse Bekanntheit haben und deren Geschäftsmodell verstanden wird. Die Analyse der Geschäftsberichte und Ergebnisse vor einem Aktienkauf gehören zum Börsenhandel wie das Amen in der Kirche.

5. Mit Risikodiversifizierung schläft es sich besser

"Niemals alle Eier in einen Korb legen" ist eine der meistzitierten Börsenregeln. Um das Risiko zu minimieren, ist die Diversifizierung des Portfolios unabdingbar. Bei einem breit gestreuten Portfolio ist die Gefahr von Verlusten geringer, als wenn nur wenige verschiedene Aktien gehalten werden. Denn der Kursverlust einer Aktie können in einem breit diversifizierten Portfolio durch Kursgewinne anderer Aktien abgefedert werden.

Die Risikodiversifizierung kann auch durch verschiedene Anlageklassen, wie Einzelaktien, ETF, Anleihen und Rohstoffe erreicht werden. Zudem ist es angebracht, auch regionale und branchenbezogene Streuung in das Portfolio zu bringen. Als Folge einer breiten Diversifizierung wird nicht nur die Absturzgefahr geringer, sondern auch die Rendite stetiger.

6. Kühler Kopf bewahrt vor Fehlern

Die menschliche Psyche beeinflusst den Handel mit Wertpapieren stark. Deutlich wird dies bei der Verlustaversion. Bei diesem Phänomen gewichten Menschen Verluste höher als Gewinne. Der Verlust von 1000 Franken ärgert mehr als das ein Gewinn von 1000 Franken Freude bereitet. Es ist wichtig, Emotionen weitgehend zu eliminieren. Ansonsten werden Gewinneraktien zu früh verkauft und Verliereraktien zu lange im Depot gehalten.

Zu den menschlichen Unzulänglichkeiten gehört auch, eine "Liebschaft" mit Aktien zu entwickeln. Es ist nicht selten, dass Anleger eine Lieblingsaktie haben und jeden Kurseinbruch schönreden. Doch nicht selten ist es notwendig, die eigene Strategie und die Depotzusammensetzung zu überdenken und auch zu ändern. Dazu gehört es auch, sich von den achso geliebten Positionen trennen zu können.

7. Den "Börsencrash" als Chance sehen

Marktcrashs sind schmerzhaft, sie können jedoch auch riesige Chancen mit sich bringen. Viele der erfolgreichsten Investoren haben ihr Vermögen damit aufgebaut, indem sie während eines Börsenabsturzes Kapital geschlagen haben. Ein wichtiger Bestandteil der Anlagestrategie von Warren Buffett ist es, zu kaufen, wenn alle anderen verkaufen. Das galt auch während und nach der Finanzkrise, als er bei Goldman Sachs und Bank of America zulangte.

Börsencrashs sind unvermeidlich als auch schwer vorhersehbar. Diese starken Marktkorrekturen halten viele Menschen davon ab, jemals eine einzige Aktie zu kaufen. Dies ist ein Fehler. Nach einem Absturz stiegen die Kurse immer wieder und haben jedes Mal die bis dato bestehenden Allzeithochs übertroffen. Daher sind grosse Korrekturen gute Gelegenheiten, um Aktien nachzukaufen.

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