Im Juni 2023 hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins zum letzten Mal erhöht, von 1,5 auf 1,75 Prozent. Bei diesem Satz blieb sie bis im letzten März. Dann kam der für viele überraschende Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent.

Ebenfalls im Zeitraum von Sommer 2023 bis Frühjahr 2024 wurden die Zinsen auf Kassenobligationen angepasst, und zwar je nach Laufzeit und Anbieter unterschiedlich stark. Damit stellt sich die Frage, ob diese Geldanlage eine Überlegung wert ist, erneut.

Anbieter: Höchste Zinssätze für Kassenobligationen nach Laufzeiten

2 Jahre 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre
Hypo Vorarlberg
1,75 Prozent
Hypo Vorarlberg
1,75 Prozent
Hypo Vorarlberg
1,80 Prozent
Hypo Vorarlberg
2,00 Prozent
Cembra
1,60 Prozent
CEA
1,60 Prozent
CEA
1,70 Prozent
Cembra
2,00 Prozent
SL Frutigen
1,35 Prozent
Cembra
1,60 Prozent
Cembra
1,60 Prozent
SL Frutigen
1,70 Prozent
BBO
1,30 Prozent
SL Frutigen
1,45 Prozent
SL Frutigen
1,55 Prozent
Bank CIC
1,65 Prozent
Freiburger KB
1,30 Prozent
Bank CIC
1,30 Prozent
Bank CIC
1,40 Prozent
Glarner Regionalbank
1,575 Prozent*
Glarner Regionalbank
1,275 Prozent*
BBO
1,30 Prozent
BBO
1,40 Prozent
BBO
1,55 Prozent

Quelle: moneyland.ch / Stand: 15. April 2024 / *nach Abzug von Depotgebühren

Die besten Angebote bewegen sich zurzeit innerhalb einer engen Spanne. Über alle Laufzeiten hinweg unterscheidet sich der höchste vom tiefsten Zinssatz um 0,7 Prozentpunkte, wie aus Angaben der Online-Plattform moneyland.ch hervorgeht. Im Juli 2023 betrug diese Spanne noch 1,15 Prozent.

Nahe beieinander liegen insbesondere die Kassenobligationen von Hypo Vorarlberg: Sie reichen von 1,75 Prozent für eine Laufzeit von zwei Jahren bis zwei Prozent für eine Laufzeit von zehn Jahren. Die Zinskurve ist flach, lange Laufzeiten bringen einen nur kleinen Vorteil gegenüber kurzen Laufzeiten.

Zudem werfen Kassenobligationen heute weniger ab als im vergangenen Sommer. Insbesondere sind die Top-Angebote tiefer, wie ein Vergleich mit der Zahlen aus dem Vorjahr zeigt. Unter den zwei- und dreijährigen Angeboten beträgt der Abschlag 0,45 Prozentpunkte. Bei den 5-jährigen Kassenobligationen ist das beste Angebot um 0,6 Prozentpunkte schlechter geworden, bei den zehnjährigen um 0,75 Prozentpunkte .

Unter den anbietenden Banken fallen Hypo Vorarlberg und Cembra auf. Ihre zehnjährigen Kassenobligationen geben zwei Prozent Zins - mehr als alle anderen Angebote gemäss moneyland.ch, aber 0,1 respektive 0,75 Prozentpunkte weniger als noch vor zehn Monaten.

Noch attraktiv oder «zu attraktiv»?

Ob eine Rendite von zwei Prozent attraktiv ist oder nicht, hängt vom Bezugspunkt ab. Ein solcher Bezugspunkt ist die Inflationsrate. Sie liegt aktuell bei einem Prozent. Somit beträgt die reale - die um die Teuerung bereinigte nominale - Rendite ein Prozent. Sofern die Inflation unter zwei Prozent bleibt, vermehrt sich das angelegte Geld effektiv - wenn auch nur geringfügig.

Ein anderer Bezugspunkt sind Sparkonti. Ein solches gibt es CEA Compte Epargne Plus mit zwei Prozent Zins pro Jahr. Alle anderen Sparkonti im Moneyland-Vergleich schneiden schlechter ab. Zum Teil bieten sie unter ein Prozent Zins und damit so wenig, dass das angelegte Kapital nach Abzug der Inflation - derzeit ein Prozent - schrumpft. In dieser Hinsicht fährt man mit einer langlaufenden Kassenobligation besser als mit den meisten Sparkonti.

Allerdings ist der Vergleich mit den Sparkonti abhängig vom künftigen Zinsumfeld. Sollte es in den nächsten 10 Jahren markant steigen und ziehen die Sparkonti mit, werden heute gekaufte langlaufende Kassenobligationen zu einem relativ schlechten Geschäft. Denn das Kapital ist fix parkiert und kann deshalb nicht einer anderen Anlage zugeführt werden. Hingegen: «Bleibt das Zinsumfeld konstant oder sinkt es sogar, sind zwei Prozent ein guter Wert», sagt Benjamin Manz, Gründer und Geschäftsführer von moneyland.ch.

Als «fast schon zu attraktiv» bezeichnet Thomas Stucki, Chief Investment Officer der St. Galler Kantonalbank (SGKB), eine zehnjährige Kassenobligation, die zu zwei Prozent verzinst wird. Sein Bezugspunkt sind die Swapsätze: Bei einem aktuellen Zehn-Jahres-Swapsatz von 1,20 Prozent sei der Aufpreis zu hoch, auch unter Berücksichtigung der fehlenden Verkaufsmöglichkeiten. Die Bonität des Herausgebers sei daher genau zu prüfen und mit Vorsicht zu beurteilen. «Zinssätze um 1,20 Prozent herum oder leicht darüber wären für eine gute Bank als Herausgeber der Kassenobligation angemessen», so der CIO der St. Galler Kantonalbank.

Wer das Geld nicht braucht und für mehrere Jahre parkieren kann, fährt mit Kassenobligation nicht schlecht. Angesichts der flachen Zinskurve bieten sich insbesondere mittlere Laufzeiten an. Sie geben bei deutlich kürzerer Kapitalbindung nur geringfügig weniger Rendite als die Langlaufenden. Falls aber zum Beispiel während der Laufzeit ein Eigenheim gekauft oder eine Weltreise unternommen werden möchte, ist der Kauf einer langlaufenden Kassenobligation kaum eine Option.

Wohin bewegen sich die Zinsen?

Thomas Stucki von der SGKB sieht in den nächsten Monaten kaum Aufwärtspotenzial bei den langfristigen Zinssätzen, sie würden nicht oder nur wenig steigen. Der Grund: «Die Erwartung, dass die SNB den Leitzins weiter senken muss und wird, sind in den Markterwartungen fest verankert.» Solange die Inflation in der Schweiz nicht in Richtung zwei Prozent steige, werde sich daran nichts ändern. Die Nationalbank rechnet gemäss ihrer Prognose vom März mit Inflationsraten von unter 1,5 Prozent bis ins Jahr 2026 hinein.

Von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr geht Daniel Kalt, Chefökonom der UBS aus. Wie er im cash-Interview sagte, rechnet er mit Zinsschritten im Juni und im September um je 0,25 Prozent. «Bei einem Leitzins von 1 Prozent wird die SNB wahrscheinlich einen Marschhalt einlegen.»

Gegenwärtig liegen die langfristigen Zinsen tiefer als die kurzfristigen, was ungewöhnlich ist. Normalerweise werden Investoren für eine langfristige Anlage besser entschädigt als für eine kurze, da sie ein höheres Risiko eingehen.

Die Ökonomen von Wellershoff & Partners (WP) stufen das langfristige Zinsniveau als zu niedrig ein. Unter der derzeit herrschenden Inflation sowie in der konjunkturellen Lage müssten, heisst es in einer kürzlich erschienen Kurzstudie, die SNB-Leitzinsen markant tiefer als bei 1,5 Prozent und sogar im negativen Bereich liegen, um die tiefen langfristigen Zinsen zu rechtfertigen. Die WP-Ökonomen folgern, dass das Zinsniveau am Kapitalmarkt nicht nachhaltig sei und ein erhebliches Aufwärtspotenzial aufweise.