Die Schweizer Banken haben mit den Zinserhöhungen durch die Schweizerische Nationalbank im laufenden Jahr die Sparzinsen deutlich erhöht. So offerieren zum Beispiel Valiant und UBS auf Neugeld einen Zinssatz von 1,5 Prozent auf dem Sparkonto - ansonsten liegen viele Angebote der Banken um einen Mittelwert von 0,75 Prozent auf bestehendem Geld.

Das Ende der Fahnenstange dürfte damit aber noch nicht erreicht sein. Geht es nach dem Konsens der Schweizer Ökonomen, dann dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) an ihrer Geldmarktsitzung vom September 2023 den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozent von 1,75 auf 2,00 Prozent anheben. Dies wird wohl noch einmal für höhere Sparzinsen sorgen. 

Die Zinsen sind allerdings nicht nur bei den Sparkonti deutlich gestiegen. Auch die Renditen der Kassenobligationen haben noch einmal deutlich zugelegt. Noch vor einem Jahr waren die Zinsen auf Kassenobligationen gleich wie bei Sparkonten sehr dürftig und lagen selbst für lange Laufzeiten weit unter 1 Prozent, ehe sie sich im Frühjahr 2023 knapp über der 1-Prozent-Marke für eine Kassenobligation mit drei Jahren Laufzeit etablierten. Auch wenn nun attraktivere Renditen bis zu 2,75 Prozent locken, ist es gemäss Benjamin Manz vom Online-Vergleichsportal moneyland.ch noch nicht der Zeitpunkt, um sich in langlaufenden Kassenobligationen zu engagieren. 

Es gibt verschiedene Gründe, warum gerade um fünf- bis zehnjährige Kassenobligationen weiterhin ein Bogen gemacht werden sollte. Dreht zum einen die SNB noch einmal an der Zinsschraube, so ist erneut mit höheren Sätzen für Kassenobligationen und Sparkonti zu rechnen. Zweitens bieten langlaufende Kassenobligationen durchschnittlich nicht viel mehr Zins als eine kurzlaufende Kassenobligation, so dass es sich nicht lohnen würde, nun in Langläufer zu investieren, meint Manz gegenüber cash.ch. Er ergänzt: "Die durchschnittlichen Renditen betragen im Moment 1,45 Prozent für 2-jährige und 1,60 Prozent für 10-jährige Kassenobligationen. Diese Differenz spricht im Moment nicht für lange Laufzeiten."

Anbieter: Höchste Zinssätze für Kassenobligationen nach Laufzeiten

2 Jahre 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre
Hypo Vorarlberg
2,20 Prozent
Hypo Vorarlberg
2,20 Prozent
Cembra
2,4 Prozent
Cembra
2,75 Prozent
Cembra
2,00 Prozent
Cembra
2,10 Prozent
Hypo Vorarlberg
2,15 Prozent
Hypo Vorarlberg
2,10 Prozent
BancaStato
1,88 Prozent
BancaStato
1,84 Prozent
Baloise
1,75 Prozent
Sparhafen Bank
2,00 Prozent
Baloise
1,70 Prozent
Baloise
1,70 Prozent
Bank BSU
1,725 Prozent
Bank BSU
1,95 Prozent
BPS
1,70 Prozent
Clientis Biene Bank
1,70 Prozent
BPS
1,70 Prozent
Bank SLR
1,95 Prozent
Clientis Biene Bank
1,60 Prozent
BPS
1,70 Prozent
BancaStato
1,65 Prozent
Baloise
1,80 Prozent

Quelle: moneyland.ch

Dauer der Kapitalbindung ist entscheidendes Kriterium

Cembra Money Bank war in der Vergangenheit oftmals der Anbieter mit den aktivsten Renditen - Sie und offeriert weiterhin Zinssätze, die gemäss oben stehender Tabelle deutlich über dem Durchschnitt liegen. Im kurzen Laufzeitbereich von 2 und 3 Jahren macht der Schweizer Ableger der Hypo Vorarlberg Cembra den ersten Platz streitig und offeriert jeweils 2,20 Prozent und somit 0,10 beziehungsweise 0,20 Prozent mehr Zins.

Bei Kassenobligationen gilt es zu beachten, dass das Geld zu einem fixen Zinssatz für eine fixe Dauer gebunden ist. Entsprechend will gut überlegt sein, ob es sich lohnt, sich langfristig zu binden, da das investierte Geld für die gesamte Zeit blockiert ist. "Wer in den nächsten Jahren ein Eigenheim erwerben oder eine grössere Reise unternehmen will, ist gut beraten, nur in kurzlaufende Kassenobligationen über ein, zwei oder maximal drei Jahre zu investieren", so Manz. Ebenfalls zu beachten gilt es, dass im Falle einer Leitzinserhöhung durch die SNB auch die kurzfristigen Zinssätze im Bereich von einem Jahr noch einmal ansteigen dürften. Das könnte auch den offerierten Zinssätzen auf Kassenobligationen noch einmal einen Schub geben. Wird eine Kassenobligation vorher abgeschlossen, können die Investierenden nicht von den höheren Zinssätzen profitieren. 

Vor- und Nachteile ausloten

Neben dem Abwägen über die Laufzeit einer Kassenobligationen profitieren Sparerinnen und Sparer auf der anderen Seite davon, dass die Kassenobligationen nicht wie Staats- oder Unternehmensanleihen Kursschwankungen unterliegen. Sie fallen auch unter den Einlagenschutz für Schweizer Banken. Zudem werfen die Papiere bei Cembra oder Hypo Vorarlberg mit 2,10 respektive 2,20 Prozent im Vergleich zu einer 3-jährigen Schweizer Bundesanleihe mit 1,09 Prozent eine deutlich höhere Rendite ab. 

Wer entsprechend kurzfristig das Geld nicht benötigt und mit einer Rendite von über 2 Prozent zufrieden ist, der kann durchaus den Kauf einer kurzlaufenden Kassenobligation in Betracht ziehen. Dies gilt gerade für risikoscheue Investierende, die den Kursschwankungen an den Aktienmärkten aus dem Weg gehen wollen.

Oder doch besser Dividendenwerte?

Wer auf einen Horizont von zehn Jahren investiert, sollte aber trotz einer allfälligen Zurückhaltung zu Aktien sich gut überlegen, ob das Geld nicht besser in Dividendenaktien oder anderen, höher rentierende Produkten angelegt werden sollte. So schreibt die Zürcher Kantonalbank auf Anfrage von cash.ch, dass die Anlagedauer davon abhängt, wie lange eine Kundin oder ein Kunde auf die Einlage verzichten kann und wie sie oder er den künftigen Zinsverlauf einschätzt.

"Bei einer Erwartung von sinkenden Zinssätzen kann eine längerfristige Anlage sinnvoll sein, während sich bei einer Erwartung von steigenden Zinssätzen eher kürzere Laufzeiten anbieten." Bei langen Laufzeiten steigt zudem das Risiko, dass mit anderen Anlagen in der Zwischenzeit eine bessere Rendite erzielt werden könnte. 

Gerade Cembra ist einer der solidesten Dividendenzahler am Schweizer Aktienmarkt. Die aktuelle Dividendenrendite ist mit 5,90 Prozent gegenüber einer Rendite der 10-jährigen Cembra-Kassenobligationen von 2,75 Prozent mehr als doppelt so hoch. Hier würde sich auch ein Blick lohnen, ob eine kombinierte Strategie ein gangbarer Weg wäre: Einen Teil in Kassenobligationen und den anderen Teil in dividendenstarke Finanz- und Bankaktien wie Cembra, Vontobel (Dividendenrendite 5,29 Prozent) oder Julius Bär (4,73 Prozent) investieren. 

In den letzten 10 Jahren hätte sich dieses Vorgehen ausbezahlt. Die Cembra-Aktien sind um 37 Prozent gestiegen und es wurden gesamthaft Dividenden im Umfang von 35,35 Franken ausbezahlt. Das ergab eine jährliche Gesamtrendite von etwas mehr als 7,8 Prozent. Das kann sich durchaus sehen lassen im Vergleich zu den Kassenobligationensätze, welche im Durchschnitt über die letzten 10 Jahre weniger als 1,0 Prozent abwarfen - Kursschwankungsrisiko hin oder her. 

Diese Strategie hat zudem einen steuerlichen Vorteil, weil Dividenden als auch Zinserträge bei Kassenobligationen als Einkommen versteuert werden müssen. Die Kursgewinne auf dem Aktienpreis wird dagegen nicht als Einkommen besteuert.

Aktien sind aber - es ist fast schon eine Binsenwahrheit - riskanter als etwa Kassenoblis, Dividenden hin oder her. Gerade Cembra-Aktionäre wissen ein Lied davon zu singen. Nachdem die Migros im August 2021 das Ende der Partnerschaft bei der Cumulus-Kreditkarte bekannt gegeben hatte, stürzte die Cembra-Aktie rund 30 Prozent ab.

Thomas Daniel Marti
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