Nach dem Einbruch wegen der Corona-Pandemie im Vorjahr verzeichneten die Exporte das vierte Quartalsplus in Folge, wie die Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) am Dienstag mitteilte. In der Handelsbilanz des Quartals ergab sich mit einem Plus von 11,5 Milliarden Franken ein so hoher Überschuss wie noch nie.

Die Exporte, die aufs Vierteljahr gesehen erstmals die 60 Milliarden-Marke überschritten, zogen im Quartalsvergleich nominal um 3,2 Prozent an. Rechnet man allerdings die Teuerung heraus, verbleibt noch ein Plus von 1,0 Prozent.

Die ins Ausland verkauften Güter profitierten einmal mehr von einer soliden Zunahme der Ausfuhren der Sektoren Chemie und Pharma, welche zusammen für mehr als die Hälfte der Exporte verantwortlich sind. Innerhalb der chemisch-pharmazeutischen Produkte stachen laut EZV insbesondere die immunologischen Produkte heraus sowie die Roh- und Grundstoffe.

Impfstoffe fallen ins Gewicht

Eine Rolle spielte dabei wohl auch Lonza und deren Produktion des Wirkstoffs für den Moderna-Impfstoff in Visp. Die Zollverwaltung bestätigte gegenüber AWP, dass bei der Exportzunahme der immunologischen Produkte die Vakzine eine wichtige Rolle spielten. Aus Datenschutzgründen darf sie sich allerdings nicht zu einzelnen Firmen äussern.

Weiterhin auf Wachstumskurs befanden sich im zweiten Quartal auch die Verkäufe von Metallen und Uhren, wenn auch mit einer tieferen Wachstumsrate als in den Vorquartalen. Dennoch erreichten die Uhrenexporte laut EZV wieder das Niveau des umsatzstarken Jahres 2019. Dies hatte sich bereits mit den Quartalszahlen der beiden Uhrenhersteller Swatch und Richemont in der vergangenen Woche abgezeichnet.

Ein Plus verzeichneten zudem die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten, wogegen der Bereich Maschinen und Elektronik weniger ins Ausland verkaufte als im ersten Quartal. Zum zweiten Mal in Folge abgenommen haben die Exporte von Bijouterie und Juwelierwaren. Bei diesen fällt allerdings die starke Erholung im Monat Juni auf, als diese im Vergleich zum Vorquartal um beinahe einen Drittel anzogen, allerdings begünstigt auch durch Preiserhöhungen.

Europa als Exportlokomotive

Geografisch gesehen stützte der Handel mit Europa die Exporte, wogegen in die beiden anderen Hauptregionen Nordamerika und Asien etwas weniger Güter geliefert wurden als von Januar bis März. Innerhalb Europas fällt die starke Zunahme im Handel mit Spanien auf, denn dorthin Lonza liefert den Wirkstoff für den Moderna-Impfstoff, wo dieser weiterverarbeitet, bzw. abgefüllt und verpackt wird.

Die Importe nahmen aus allen drei wichtigen Kontinenten zu, wobei von den Warengruppen auch hier die chemisch-pharmazeutischen den wesentlichsten Beitrag leisteten. Ausserordentlich stark erhöhte sich wie schon im Vorquartal die Einfuhr von Erdöl und Destillaten (+24,3%), wobei auch hier die Inflation eine wichtige Rolle spielt. Preisbereinigt erreichte das Plus noch einigermassen moderate 5,2 Prozent.

Wie erwähnt schwächte sich der Aussenhandel im Juni im Vergleich zum Vormonat etwas ab. Sowohl die Exporte als auch die Importe gingen im Monatsvergleich leicht zurück, wobei die Exporte im Mai noch einen Rekordstand erreicht hatten. In der Handelsbilanz ergab sich dennoch auf Monatsbasis erneut ein Rekordüberschuss in der Höhe von 4,32 Milliarden Franken.

(AWP)