Die Logitech-Aktien haben im laufenden Jahr bislang rund 30 Prozent nachgegeben und damit mehr als der SMI. Im Jahr davor erreichte das Minus bereits 10 Prozent. 2020 noch hatte Logitech zu den ganz grossen Gewinnern der Pandemie gehört: Die Homeoffice-Pflich liess die Kassen des Unternehmens klingeln, weil viele sich zusätzliche Tastaturen, Peripheriegeräte oder Videochat-Ausrüstungen kaufen. 

Logitech dürfte im ersten Quartal 2022/23 mit rückläufigen Kennzahlen auf allen Ebenen konfrontiert sein. Wegen eines sehr starken Vorjahresquartals, als die Absatzkanäle der Produkte von Logitech wegen der Furcht vor längeren Lieferfristen ihre Lager auffüllten, ist mit einem geringeren Umsatz als im Vorjahr zu rechnen.

Ausserdem dürfte ein negativer Währungseffekt den in US-Dollar ausgewiesenen Umsatz drücken. Gemäss AWP sollen 1,199 Milliarden Dollar zusammengekommen sein. Im ersten Geschäftsquartal 2021 hatte Logitech 1,312 Milliarden Dollar verdient.

Noch deutlicher, gemäss den Schätzungen um rund ein Drittel, dürfte der Gewinn schrumpfen. Dafür verantwortlich dürften höhere Ausgaben für Promotion, Logistik oder auch Marketing sowie Forschung sein.

Analyst sieht Folgen einer zurückhaltenden Konsumstimmung

Analyst Michael Foeth von der Bank Vontobel sagt, eine sich verschlechternde Konsumstimmung sei ein Risiko für Logitech. Er schätzt auch, dass das Gaming-Geschäft gewisse Rückschläge erlitten hat, da zuletzt keine sehr prominenten Videospiele lanciert worden sind und da die Verkäufe für Konsolen etwas schlechter seien. Die zurückhaltende Stimmung habe sich aber auch auf die Verkäufe von Computermäusen und Tasturen ausgewirkt.

Die ZKB geht davon aus, dass die Schwäche des Euro den Umsatz mit etwa 3 Prozent belasten wird. Die strukturellen Wachstumsfaktoren dürften jedoch über die nächsten drei Quartale zurückkehren. Bei der ZKB ist man auch der Ansicht, der Kursrückgang sei "exzessiv" gewesen - ein Hinweis, dass mit der Korrektur die tatsächliche Schwierigkeiten von Logitech übertrieben wurden. Aus Sicht von Bloomberg Intelligence wieder ist Logitech sowohl mit billigen, als auch preislich höher angesetzten Produkten in einer guten Position, von einem Wiederanstieg der Investitionen zu profitieren. 

Prognose bereits gekürzt

Im Mai, bei der Publikation der Jahreszahlen, hatte das Unternehmen den davor gültigen Ausblick gesenkt. Grund war der Wegfall von Umsätzen, die in der Ukraine und in Russland in normalen Zeiten hätten erzielt werden können.

Um Währungsschwankungen bereinigt soll der Umsatz im Geschäftsjahr 20222/23 laut den neuen Prognosen um 2 bis 4 Prozent wachsen. Davor hatte Logitech mit einem Zuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Gelänge im laufenden Jahr weiteres Wachstum, käme der Umsatz erneut auf einen neuen Rekordwert zu liegen. Allein in den letzten vier Jahren habe sich der Umsatz damit mehr als verdoppelt, dank der hohen Nachfrage nach Webcams, Tastaturen oder auch Computer-Mäusen.

Der operative Gewinn wird noch im Bereich von 875 bis 925 Millionen Dollar erwartet, nach zuvor 900 bis 950 Millionen.

«Moderateres» Wachstum als vor der Pandemie

Der Computerzubehör-Hersteller hat den Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22 auf einen neuen Rekordwert von 5,48 Milliarden US-Dollar geschraubt. Kräftig gewachsen sind dabei die Verkäufe von Tastaturen, von Computer-Mäusen und Gaming-Produkten, wo Marktanteile dazugewonnen wurden.

CEO Bracken Darrell sah im Mai die langfristigen Wachstumstrends für die Gruppe nach wie vor intakt. Die Wachstumsgeschichte von Logitech soll demnach weitergehen, wenn auch in einem "moderateren" Tempo als noch während der Pandemie.

Risiken China und Lieferketten

Weiter berichtete der CEO, dass sich die Engpässe etwa beim Bezug von Komponenten und Computerchips entspannen. Und auch die Inflation bereitete dem Logitech-Chef kaum Sorgen. "Bis zu einem gewissen Niveau können wir die Preise für unsere Produkte anpassen, sollte dies nötig sein." Eine Preisrunde habe es bereits gegeben.

Das grösste Risiko im weltumspannenden Handel sah Logitech im Mai in der strengen Corona-Politik in China, die das Leben in einigen Grossstädten während Wochen lahmgelegt hat. "Auch wir spüren den Einfluss der Lockdowns in China. Bislang war der allerdings noch sehr klein", erklärte Darrell im Mai.

(AWP/Bloomberg/cash)