Showtime für Putin: Als Gastgeber des Gipfeltreffens der Brics-Staaten kann der russische Präsident der Welt zeigen, dass sein Land doch nicht so isoliert ist und es eine Alternative zu den von den USA angeführten G7 gibt.

Neben Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die sich in den Nullerjahren zur Brics-Gruppe zusammengeschlossen haben, nehmen auch die neuen Mitgliedstaaten Äthiopien, Ägypten, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate an den Gesprächen teil. Zusammen sind sie die Brics+. 

Eingeladen sind zudem Saudi-Arabien, das die Mitgliedschaft noch nicht formell angenommen hat, und die Türkei, die Interesse an einem Beitritt bekundet.

Auch ohne die beiden vertreten die Brics+ fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Wirtschaftlich haben die einstigen Schwellen- und Entwicklungsländer ebenfalls aufgeholt. Ihr gemeinsamer Anteil am Welt-BIP ist seit den 1990er-Jahren von 7 auf 27 Prozent gestiegen, während der Anteil der G7 von zwei Drittel unter 50 Prozent gefallen ist.

Diese Gewichtsverschiebung geht jedoch zu einem Grossteil auf das Konto von China, dessen Wirtschaftsleistung sich seit dem Beitritt zur WTO im Jahr 2001 mehr als verzehnfacht hat.

Doch trotz ihrer wachsenden ökonomischen Bedeutung sind die Brics als politische Gruppierung immer noch ein Leichtgewicht.   

Das sagt nicht irgendwer, sondern Jim O’Neill, der ehemalige Goldman-Sachs-Banker, der das Kürzel Bric erfunden hat, um Anlegende vom wirtschaftlichen Potenzial der grossen Schwellenländer zu überzeugen.

Viel Symbolik, wenig Konkretes

Die Gruppierung diene keinem wirklichen Zweck, schreibt der Brite, ausser symbolische Gesten und hochtrabende Rhetorik zu erzeugen.

Tatsächlich ist der Leistungsausweis der Brics-Gruppe bescheiden: Die einzigen Errungenschaften in den letzten zehn Jahren waren die Gründung der eigenen Entwicklungsbank NDB und eines gemeinsamen Reservefonds als Alternativen zu den Bretton-Woods-Institutionen Weltbank und IWF. Ersetzen können sie diese aber nicht, sondern sie stellen höchstens eine Ergänzung dar.

Der mangelnde Erfolg liegt auch an den unterschiedlichen Interessen und Grundvoraussetzungen: Indien ist die älteste Demokratie Asiens, Brasilien wird seit 1985 von gewählten Volksvertretern regiert. China, Russland und der Iran gleichen dagegen eher Diktaturen.

Auch die Neuen im Club sind keine homogene Gruppe: Äthiopien, Ägypten und der Iran gehören mit rund 130, 120 und 90 Millionen zu den bevölkerungsreichsten Staaten in Afrika und im Nahen Osten, sie sind jedoch wirtschaftliche Leichtgewichte. Die Vereinigten Arabischen Emirate hingegen sind reich an Öl und Petrodollars, aber mit 10 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen ein Kleinstaat.

Der Anti-G7-Club

Das Einzige, was die Brics+ verbindet, ist die Kritik an der Dominanz der USA in den internationalen Organisationen und eine gewisse Ablehnung westlicher Werte. Sie sind sozusagen der Anti-G7-Club.

Und sie teilen die Sorge darüber, dass die USA mit dem Dollar als Weltreserve- und Handelswährung eine potente Waffe besitzen. Russland wurde im Zuge der Sanktionen vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen. Das Land arbeitet deswegen an einem neuen Zahlungssystem namens Brics Bridge. Doch die anderen Staaten zögern, das Projekt voranzutreiben, weil sie befürchten müssen, als Russlands Handlanger ebenfalls vom Dollar-System ausgeschlossen zu werden.

Eigentlich wäre der chinesische Yuan prädestiniert, eine wahre Alternative zum Dollar zu werden. Aber dazu müsste China erst die Kapitalverkehrskontrollen aufgeben.

Dieser Artikel ist zuerst in der Handelszeitung erschienen.