Die Ukraine verstärke zwar ihre Truppen in der Region mit Eliteeinheiten, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem täglichen Lagebericht auf Twitter mit. Die russische Armee und Kämpfer der russischen Söldnergruppe Wagner seien aber weiter in die nördlichen Vororte von Bachmut vorgedrungen. In der Stadt und der Umgebung gebe es heftige Kämpfe. Zwei wichtige Brücken in Bachmut seien in den vergangenen 36 Stunden zerstört worden, und die von den ukrainischen Truppen gehaltenen Versorgungsrouten seien zunehmend eingeschränkt.

Dem ukrainischen Militär zufolge versucht Russland nach wie vor Bachmut einzukesseln. Ukrainische Truppen hätten russische Angriffe aber zuletzt erfolgreich abgewehrt. Die Einnahme der Ortschaften Iwaniwske und Bohdaniwka, die weniger als acht Kilometer westlich vom Zentrum von Bachmut liegen, sei ebenfalls vereitelt worden. Sollten sie fallen, wäre eine vollständige Einnahme von Bachmut wohl kaum zu vermeiden.

Um Bachmut wird seit Monaten heftig gekämpft. Am Freitag hatte die russische Artillerie die letzten Ausfallstrassen aus Bachmut beschossen, um die als strategisch wichtig angesehene Stadt vollends einzuschliessen. In Bachmut, in der vor dem Krieg rund 70.000 Menschen lebten, harren noch immer einige Tausend Zivilisten aus. Die Einnahme der Stadt wäre der erste grössere Erfolg der Invasionstruppen seit mehr als einem halben Jahr und würde den Weg öffnen, die übrigen städtischen Zentren im Donbass unter russische Kontrolle zu bringen. Der industriell geprägte Donbass im Osten der Ukraine besteht aus den Regionen Luhansk und Donezk.

Im Süden von Donezk stattete der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu den Truppen einen Besuch ab. Er habe einen vorgelagerten Gefechtsstand inspiziert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. In einem von dem Ministerium veröffentlichten Video ist Schoigu zu sehen, wie er Soldaten Orden verleiht und zusammen mit dem Kommandeur des Östlichen Militärbezirks, Rustam Muradow, eine zerstörte Stadt besichtigt. Schoigu hat bisher selten die russischen Truppen in der Ukraine besucht. Er wurde in Russland für den Verlauf des Krieges, der nicht den raschen Sieg, dafür aber mehrere herbe Rückschläge brachte, von Kommentatoren und Kriegsverfechtern scharf kritisiert, auch von dem Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin.

Prigoschin veröffentlichte am Samstag ein weiteres Video. Ihm zufolge zeigt es Särge von ukrainischen Soldaten. "Sie haben tapfer gekämpft und sind dabei umgekommen", sagte er. Deshalb sollten sie in ukrainisches Gebiet zurückgeschickt werden. Prigoschin hatte in den vergangenen Tagen mehrere Videos veröffentlicht, die das Vorrücken auf Bachmut zeigen sollen.

(Reuters)