Ins Minus gezogen wird das Gesamtergebnis laut den Angaben von einen Verlust der Investment Bank. Die Division dürfte in den vergangenen Monaten stark unter dem schwierigen Finanzmarkt-Umfeld gelitten haben. Ausserdem hat die CS im Rahmen ihrer Restrukturierung der Investment Bank diverse Geschäfte reduziert oder ganz aufgegeben.

Analysten sagen der Bank gemäss einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP einen Reinverlust von 254 Millionen Franken voraus. Im zweiten Quartal 2021 hatte die Bank noch fast genau diesen Betrag als Gewinn verbucht - 253 Millionen Franken. Der Geschäftsertrag der CS dürfte von 5,103 Milliarden auf 4,123 Milliarden Franken gesunken sein. 

Um den Kurs an der Börse steht es nicht gut. Die CS-Aktien sind im laufenden Jahr mit einem Minus von rund 40 Prozent erneut schwächste Aktien im Schweizer Leitindex SMI. Im Juni waren die Aktien mit einem Kurs von 4,99 Franken sogar kurzzeitig unter die Marke von 5 Franken abgesackt.

Bereits im insgesamt guten Börsenjahr 2021 hatten die CS-Titel mit einem Minus von 22 Prozent die rote Laterne im SMI getragen. Auch weitere Finanztitel wie Partners Group oder Julius Bär stehen im laufenden Jahr allerdings stark unter Druck.

Sollte die CS trotz Verlusterwartung über Gebühr enttäuschen, könnte dies den Kurs weiter unter Druck bringen. Die UBS verfehlte am Dienstag mit ihrer Vorlage der Zweitquartalszahlen die Prognosen. Der Kurs fiel deutlich und sackte um über 7 Prozent ab. Sollte die CS aber operativ - also unter Ausklammerung gewisser Verlustfaktoren - relativ gut dastehen, würde dies den Kurs zumindest kurzfristig antreiben. Das Anlegervertrauen in die CS ist generell schwach. Gute Zahlen könnten dazu führen, dass sich die Reputation der Bank wieder verbessert. 

Zahlreiche Baustellen

Der Rückgang der verwalteten Vermögen (AuM) und eine steigende Risikoaversion der Bankkundinnen und -kunden im Rahmen der Markteinbrüche dürften die Erträge aber auch in der wichtigsten Division Vermögensverwaltung sowie im Asset Management deutlich verringert haben. Auf dem Ergebnis der Bank wird zudem wohl, wie auch schon im Vorquartal, eine tiefere Bewertung der Beteiligung an der Fonds-Plattform Allfunds lasten.

Insgesamt sieht die CS das Jahr 2022 als "Übergangsjahr" im Rahmen der neuen Strategie an, wie CS-CEO Thomas Gottstein im Juni vor Investoren betont hatte. Die Resultate der Restrukturierungen dürften dabei wohl erst im Übergang ins Jahr 2023 sichtbar werden, erklärte er damals. Dank zentralisierten Funktionen und organisatorischen Massnahmen sollen aber bereits im laufenden Jahr Einsparungen in Höhe von 200 Millionen im laufenden Jahr sowie von weiteren 200 Millionen im kommenden Jahr erzielt werden.

Aufgrund der anhaltend schwachen Ertragslage könnten bei der Grossbank aber auch weitere Kosteneinsparungen zum Thema werden. So schrieb die "SonntagsZeitung", dass ein grosses "Sparpaket" bereits in der Diskussion sei - eine Ankündigung an der Quartalszahlenvorlage sei aber nicht sicher. Die Investoren werden zudem auf Hinweise auf das zweite Halbjahr und auf das Ergebnis im Gesamtjahr achten - im April war die CS noch von einem Gewinn für 2022 ausgegangen. Auch die Kapitalsituation der Bank könnte aufgrund der anhaltenden Verluste mittelfristig zu einem Thema werden.

Die Bank hat weitere Baustellen, die in der einen oder anderen Form im Zusammenhang mit der Quartalsberichterstattung thematisiert werden könnten: 

Verwaltungsrat: Die Credit Suisse-Aktionäre gewährten an der Generalversammlung im April dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung Entlastung für 2021, sie verweigerten aber die nachträgliche Entlastung für das Geschäftsjahr 2020. Von der Entlastung 2021 ausgenommen sind zudem die Vorkommnisse um die mit Greensill Capital geführten "Lieferketten-Finanzierungsfonds".

Geschäftsleitung: Die CS-Geschäftsleitung ist in den vergangenen Monaten weiter umgebildet worden. Per Anfang Juli hat der neue Rechtschef Markus Diethelm, früherer UBS-Chefjurist, sein Amt angetreten. Die Region Asien-Pazifik (APAC) wird von Edwin Low geleitet, nachdem Helman Sitohang per Anfang Juni abgegeben hatte. Weiterhin offen ist das Amt des Finanzchefs. Der langjährige CFO David Mathers, der auch die Credit Suisse International (CSI) leitet, hatte Ende April ebenfalls seinen Rücktritt bekanntgegeben. Er will aber seine Aufgaben solange fortführen, bis die geeigneten Nachfolger für beide Funktionen gefunden worden sind.?

Greensill: Das Debakel um die "Greensill-Fonds" hat die CS auch im zweiten Quartal beschäftigt. Die Fonds haben nun die Rückstellungen für geschätzten Liquidationskosten in den Jahren 2021 bis 2026 laut jüngsten Angaben vom Juli auf 291 Millionen Dollar erhöht. Der Anstieg wird mit der viel längeren Laufzeit begründet, die von den Rückstellungen abgedeckt würden. Zudem traf das CS Asset Management mit dem Fondsschuldner Bluestone Resources eine Einigung, bei dem Bluestone regelmässige Zahlungen leisten will. Die mit der insolventen Greensill Capital geführten "Lieferketten-Finanzierungs-Fonds" (Supply Chain Finance Funds SCFF) waren im März 2021 geschlossen worden. Von den Fondsvermögen von ursprünglich rund 10 Milliarden Dollar hat die CS bisher 7,3 Milliarden Dollar einsammeln können. An die Investoren in die vier Greensill-Fonds sind daraus 6,75 Milliarden Dollar ausgezahlt worden.

"Bulgarien-Connection": Das Bundesstrafgericht hat im Juni im Geldwäscherei-Prozess gegen die Credit Suisse um ein kriminelles bulgarisches Netzwerk eine Geldstrafe von 2 Millionen Franken ausgesprochen. Das Gericht stellte Mängel innerhalb der Bank im Zeitraum von Juli 2007 bis Dezember 2008 fest. Dies sowohl hinsichtlich der Führung der Kundenbeziehungen mit der kriminellen Organisation als auch hinsichtlich der Überwachung der Umsetzung der Regeln zur Geldwäschereibekämpfung. Handlungen vor dem 27. Juni 2007 seien verjährt. Die Bundesanwaltschaft hatte der CS und weiteren Mitangeklagten vorgeworfen, zwischen 2004 und 2008 Gelder für die in den Kokainhandel verwickelte Bande gewaschen zu haben. Die Credit Suisse kündigte nach dem Urteil an, in Berufung zu gehen.

Patrice Lescaudron: Die Aktivitäten des früheren CS-Kundenberaters Patrice Lescaudron belasten die Grossbank auch weiterhin. Lescaudron hatte bei seinen internationalen Kunden, darunter dem ehemaligen georgischen Regierungschef Bidzina Ivanishvili, hohe Verluste verursacht. Ein Gericht auf den Bermudas hat die Grossbank Ende März in eine Prozess des früheren georgischen Regierungschef Bidzina Ivanishvili gegen die CS zu einer Zahlung von 607 Millionen Dollar verurteilt, wie neuen Gerichtsdokumenten zu entnehmen ist. Die Grossbank hatte umgehend angekündigt, das Urteil anzufechten. Zudem führt die Genfer Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen die CS wegen des Verdachts auf Geldwäscherei. Es soll dabei um von Lescaudron ausgeführte Transaktionen in Höhe in den Jahren 2008 bis 2014 gehen, welche die CS durchgelassen habe. Bei der Credit Suisse stellt man sich auf den Standpunkt, dass Lescaudron alleine gehandelt und seine Machenschaften geheim gehalten habe. Lescaudron war 2015 bei der CS entlassen 2018 in Genf zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Mosambik: Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) hat laut einem Medienbericht eine Untersuchung gegen CS-Mitarbeitende eingeleitet. Die Behörde will demnach wissen, wer im Mosambik-Fall bei der bankinternen Geldwäschereiaufsicht versagt hat. Eine EFD-Sprecherin wollte zu dem Bericht keine Stellung abgeben, da er sich auf ein laufendes Verfahren bezieht. Beim Mosambik-Streitfall geht es um milliardenschwere Kredite an das afrikanische Land, die mit Korruptionsvorwürfen behaftet sind. 2013 hatten britische CS-Tochtergesellschaften Kredite von einer Milliarde Dollar an zwei mosambikanische Staatsgesellschaften arrangiert. Dabei sollen Gelder in der Höhe von mehreren hundert Millionen "zweckentfremdet" worden sein.

Übernahmegerüchte: Für massive Schwankungen des Aktienkurses sorgte Anfang Juni der Bericht eines Newsportals über ein angebliches Kaufinteresse des US-Instituts State Street an der Schweizer Grossbank. Der CS-Aktienkurs stieg in der Folge zwischenzeitlich klar an. Die Credit Suisse kommentierte das Gerücht zwar nicht direkt, CEO Thomas Gottstein schmettert tags darauf an einer Investorenkonferenz eine Bitte um einen Kommentar zu den Gerüchten allerdings als "dumme Frage" ab.

(AWP)