Der Euro ist am Freitag im amerikanischen Devisenhandel unter Druck geblieben. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0639 US-Dollar. Im europäischen Geschäft war der Euro mit 1,0623 auf den niedrigsten Stand seit Anfang November gefallen.

Auch zum Franken büsste der Euro relativ stark an Wert ein, erholte sich dann aber wieder etwas im Spätabendgeschäft. Das Paar Euro zum Franken wurde zuletzt bei 0,9720 gehandelt nach 0,9761 am frühen Morgen, zwischendurch fiel das Paar bis auf 0,9677. Der Dollar zum Franken bewegte sich im Tagesverlauf deutlich weniger: zuletzt wurden 0,9136 nach 0,9112 am Morgen bezahlt.

Der Euro gibt nach, weil der Zinsunterschied zwischen der Eurozone und den USA wachsen dürfte. Während die EZB auf eine erste Zinssenkung im Juni zusteuert, scheint die US-Zentralbank Fed mit einer Lockerung ihrer straffen Geldpolitik noch abwarten zu wollen. Ausschlaggebend ist die höhere und zähe Inflation in den Vereinigten Staaten sowie die robustere Verfassung der dortigen Konjunktur. Höhere Zinsen kommen einer Währung meist zugute, in diesem Fall dem Dollar.

Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten bestätigten das Bild einer hartnäckigen Inflation in den USA. So sind April die Inflationserwartungen der dortigen Verbraucher laut einer Umfrage der Universität von Michigan gestiegen. Zudem haben die Einfuhrpreise im Februar deutlicher als erwartet zugelegt.

«Wenn die Konjunkturunterschiede zwischen Europa und den USA so gross werden wie gegenwärtig, dann kann auch die Geldpolitik temporär auseinandergehen, wobei sich mittelfristig die europäische Wirtschaft den Kräften der US-Märkte nicht ganz entziehen kann», kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. In der Eurozone dürfte nach einer Zinssenkung im Juni laut Kater im Herbst ein weiterer Schritt folgen.

(AWP)