"Es kommt momentan einiges an schlechten Nachrichten beziehungsweise Unsicherheiten zusammen", sagt Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. Hauptbelastungsfaktoren seien die hartnäckig hohe Inflation, der Ukraine-Krieg und die Energiekrise.
Ausserdem könne frühestens nach dem Jahreswechsel mit einem gedrosselten Zinserhöhungstempo der Notenbank gerechnet werden, prognostiziert Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank. "Frühestens dann dürfte sich die Wirtschaft hinreichend abgeschwächt haben und sich in oder nahe einer Rezession befinden und die nachlassende Nachfrage einen deutlicheren Inflationsrückgang begünstigen."
Ein Lichtblick sei allerdings die Tatsache, dass der Aktienmarkt statistisch betrachtet in eine starke Phase eintrete, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. "Saisonalität ist keine Garantie, aber eine Orientierung." In vierten Quartalen hatzum Beispiel der deutsche Dax bislang im Schnitt 6,8 Prozent zugelegt.
In der alten Woche aber fiel er zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Tief. Der Leitindex Dow Jones Industrial war am Freitag ebenfalls zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit November 2020 abgesackt. Auf Wochensicht bedeutete das ein Minus von 2,92 Prozent. Den September beendete der Dow mit einem Abschlag von 8,8 Prozent. Einen grösseren Monatsverlust hatte es zuletzt im März 2020 und damit auf dem Höhepunkt der Corona-Krise gegeben.
Gleichwohl fällt die Bilanz für das dritte Quartal mit einem Minus von 6,7 Prozent weniger negativ aus als im Vorquartal. Allerdings hat das Börsenbarometer damit den dritten Quartalsverlust in Folge verzeichnet - dies gab es zuletzt 2015.
US-Arbeitsmarktbericht im Zentrum
Wie üblich zum Monatswechsel steht am Freitag das Konjunkturdaten-Highlight ins Haus: Der US-Arbeitsmarktbericht. Aus Sicht der US-Notenbank Fed werde er wohl noch zu stark sein, um das Zinserhöhungstempo zu drosseln, prognostizierte Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Er rechne für September mit 280'000 neuen Stellen in den USA aussserhalb der Landwirtschaft. "Die Arbeitslosenquote dürfte bei extrem niedrigen 3,7 Prozent verharren." Am Mittwoch geben die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten.
Diesseits des Atlantik stehen unter anderem die europäischen Einzelhandelsumsätze (Donnerstag) und die deutsche Industrieproduktion (Freitag) auf dem Terminplan.Bei Letzteren sagt Commerzbank-Experte Balz ein Minus von 1,5 Prozent voraus. "Gedrückt wird die Produktion dadurch, dass viele Waren aufgrund der massiv gestiegenen Energiepreise in Deutschland nicht mehr profitabel hergestellt werden können, weshalb die Unternehmen ihre Produktion herunterfahren."
(Reuters/cash)
1 Kommentar
Ich steige aus. Normalerweise geh ich nicht ständig in den Markt rein und raus.
Aber angesichts der hohen Inflation nehme ich an, dass die Zinsen auch 2023 weiter steigen müssen.
Wenn die Zinsen steigen, sinken die Bewertungen der Aktienmärkte und leide werden auch günstig bewertete Aktien runter gezogen.
Markettiming sollte man nicht machen. Aber hier ist die Sachlage so klar, dass ich sage: Jetzt alles verkaufen und ab März 2023 (wenn die neuen Jahreszahlen vorliegen) bei günstig bewerteten Unternehmen wieder einsteign.