Die Wendungen des Handelsstreits zwischen den USA und China haben den Schweizer Aktienmarkt in den letzten zwei Monaten hin- und hergeprügelt. Der breite Markt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI), hatte Anfang Juli bei 12'203 Punkten seinen absoluten Rekordstand, hat seither aber auch immer wieder auf negative News reagiert. 

Bei den industriellen und technologischen Small und Mid Caps wurden von manchen Firmen schlechte Zahlen vorgelegt. Die Managements äusserten sich zum Teil pessimitisch zum Ausblick. Der Industrieverband Swissmem malte letzte Woche ein schwarzes Bild, denn zu allgemeinen Konjunktursorgen kommt - für die Exporteure ein grosses Thema - auch ein wieder stärkerer Franken. 

Die Folge dieser unsteten Marktlage ist aber auch: Sie macht Stock Picking umso interessanter. cash.ch hat mit Fondsmanagern über deren jüngsten Zu- und Verkäufe gesprochen. Dabei kam heraus, dass auch zuletzt als kriselnd beschriebene Branchen immer noch Anklang finden. Gerade von der Autozulieferbranche wollen die Investoren mitnichten die Finger lassen, wie die Nachfragen zeigen. 

Urs Beck, New Capital Swiss Select Equity Fund, EFG AM

In der Auto- und Fahrzeugindustrie hat Urs Beck Positionen bei KTM, Feintool und Autoneum ausgebaut. Autoneum habe im Wesentlichen nur ein Problem in den USA, sei aber unterliegend gut unterwegs. Beck hat sich zudem vermehrt den Banken zugewendet, namentlich der Credit Suisse.

Die Aktie, die aktuell bei 11,57 Franken steht, müsste gemessen am tangiblen Buchwert 15,50 Franken wert sein, argumentiert Beck. Die Upsidefantasie bei der CS werde gestützt durch die gesenkten Kosten und die trotz Fintech-Booms weiter intakten Aussichten für das Universalbanking. "Wenn die CS bald den Kunden bald Negativzinsen verrechnet, wird sich dies auch positiv auf die Erträge auswirken."

Credit Suisse reorganisiert ihren Schweizer Markt

Aufgestockt hat Beck auch bei der Regionalbankengruppe Valiant: "Qualitativ top, und bezahlt zuverlässig Dividende." Verkauft hat Beck Anteile bei mittlerweile "fair bewerteten" Versicherern sowie beim Milchverarbeiter Hochdorf. Bei letzterem veräusserte er eine kleinere Position wegen hoher operativer und bilanzieller Risiken gänzlich.

Martin Lehmann, 3V Invest Swiss Small + Mid Cap Fonds

Neu aufgebaut hat Martin Lehmann eine Position beim Kommunikationstechniker Ascom. Das Unternehmen, dessen Aktienkurs seit Januar 2018 einen Wertverlust von 60 Prozent erlitten hat, ist in der Restrukturierung. Für Investoren wie Lehmann interessant ist das Unternehmen vor allem auch, weil es als Übernahmekandidat gilt. Bei einem Kauf von Ascom dürfte zum Kurs – aktuell bei 10,20 Franken – eine Prämie dazukommen.

 

 

Zugekauft hat Lehmann bei der an der Börse gut laufenden Cembra Money Bank, wo die Aktie zuletzt an der 100-Franken-Marke gekratzt hat, sowie beim Zementkonzern LafargeHolcim. Zutrauen in Industrietitel beweist 3V Asset Management durch einen Zukauf beim Lagerlogistiker Kardex, wo der Kursrückgang von etwa einem Fünftel seit Mitte Juni eine Einstiegschance bot.

In Ungnade gefallen ist hingegen Bobst: "Nach wiederholter Gewinnwarnung haben wir die Position ganz abgestossen." Etwas verkauft hat Lehmann auch bei der Investmentfirma Partners Group.

Marc Possa, SaraSelect, VV Vermögensverwaltung

Nicht bei allen Fondsmanagern ist Bobst unbeliebt. Dass die Gewinnwarnungen den Titel des Westschweizer Verpackungsspezialisten in den letzten sechs Monaten um 42 Prozent zurückgehen liessen, wird auch als Einstiegsmöglichkeit gesehen. Marc Possa hat just diese Aktie als einzige in den vergangenen Wochen dazugekauft, wenn auch nur im geringen Ausmass. Possa verfolgt mit seinem auf industrielle Schweizer Small und Mid Caps ausgerichteten Fonds grundsätzlich eine Buy-and-Hold-Strategie und hat daher nach eigener Aussage in den letzten Wochen keine anderen Aktien gehandelt.

Für den Markt sieht er aber grundsätzlich gute Signale: "Viele Probleme werden sich lösen". Der Zyklus im Halbleiterbereich könnte bald wieder anziehen und auch in der Autoindustrie erwarte er in absehbarer Zeit wieder positive Wachstumszahlen. Im Moment weise sein Fond allerdings eine überdurchschnittliche hohe Cash-Quote von 3 bis 4 Prozent auf. Mehr Sicherheit werde erst mit dem Brexit im Herbst einkehren.

Swiss Small & Mid Cap Fund, zCapital

Dass nicht alle Technologietitel in die Kränze kommen, zeigt zCapital mit dem vollständigen Verkauf einer Position an Aktien von Sensirion. Gemäss dem Juli-Bericht des Fonds, der unter Leitung von Hilmar Langensand steht, wurde die kleine Position veräussert. Der Sensorenentwickler, erst seit vergangenem Jahr an der Börse, hat innerhalb der letzten zwölf Monate an der Börse 40 Prozent an Wert eingebüsst. Im August legte das ETH-Spin-Off, das von der Autoindustrie abhängig ist, einen Verlust vor. 

Der Kurs der Also-Aktie seit Anfang 2019: Nach dem Jahreshöchstandt Ende Juli zeigt sich ein Kursrückgang, der unter anderem mit Gewinnmitnahmen erklärt wird (Grafik: cash.ch). 

zCapital hat indessen auch Gewinne beim Halbleiterentwickler Inficon und bei IT-Logistiker Also realisiert. Die beiden Aktien haben in den ersten sieben Monaten des Jahres 25 respektive 37 Prozent zugelegt. Mit einem kleineren Engagement bei AMS zeigt zCapital indessen Zutrauen in einen anderen, an der Börse sehr volatilen Sensorenhersteller. Zukäufe nahm der Fonds auch bei den defensiven Aktien des Energiekonzerns BKW und des Schokoladenherstellers Lindt&Sprüngli vor. 

Redaktionelle Mitarbeit durch Pascal Züger.