Die Aktie des Winterthurer Kompressorenherstellers Burckhardt Compression kennt seit fast zwei Jahren praktisch nur eine Richtung: Die nach oben. Seit Oktober 2011 hat sich die Aktie von 168 auf fast 400 Franken mehr als verdoppelt - das bedeutet Allzeithoch. Am Montag schloss der Titel bei 388,50 Franken.

Auch in diesem Jahr setzt die Aktie die Hausse fort: 30 Prozent Kursgewinn seit Anfang Januar. Und laut Marktbeobachtern könnte der Kurs in den kommenden zwölf Monaten noch weiter ansteigen.

Am höchsten greift der Aktienanalyst von Goldman Sachs mit einem Kursziel von 510 Franken. Auch Thomas Della Casa, Anlagechef der Neuen Helvetischen Bank, ist zuversichtlich. Im cash-Börsen-Talk von Ende Juni sagte er, Burckhardt Compression könnte bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am 30. September für eine positive Überraschung sorgen.

Neues Produkt in der Pipeline

"Es freut uns natürlich, dass unsere Firma bei den Anlegern Gefallen findet", sagt Marcel Pawlicek, CEO von Burckhardt Compression, im Gespräch mit cash. Grund für den Anstieg des Aktienkurses: Zu den satten Gewinnen und grundsoliden Finanzen einerseits gesellen sich jüngst auch Anleger-Fantasien rund um das Thema Schiefergas. Das in Tonsteinvorkommen eingelagerte Erdgas ist in rauen Mengen vorhanden und günstig. Das wiederum nährt in den USA die Hoffnung, dereinst sich selbst mit Energie versorgen zu können. In diesem Bereich eröffnen sich Burckhardt mit ihren Kolbenkompressoren gute Möglichkeiten.

Pawlicek bestätigt das hohe Engagement von Burckhardt Compression im boomenden Erdgas- und auch Erdölmarkt in den USA. "Über unseren Ableger in den USA bearbeiten wir den Markt intensiv", so Pawlicek. Wie gross das Potenzial der Cracking- und Fracking-Förderung für Burckhardt Compression ausfallen wird, ist laut Pawlicek aber schwierig zu evaluieren. Eine geringe Rolle spiele dabei die Entwicklung der Erdgas- und Erdölpreise.

Fest steht: Diese Prozesse eröffnen für Burckhardt Compression vor allem Potenzial in der weiterverarbeitenden Petrochemie. "Seit zwölf Jahren wurden in den USA keine Petrochemie-Anlagen gebaut", sagt Pawlicek, und weiter: "Entsprechend attraktiv ist der Markt."

Pawlicek vermeldet gegenüber cash auch eine Produktneuheit: "2014 werden wir im Bereich Kompressorkomponenten ein neues Produkt lancieren." Das Produkt werde derzeit in Referenzanlagen getestet. Die Resultate seien sehr erfreulich, sagt Pawlicek. Bei dieser Komponente handele es sich um eine stufenlose, elektronisch gesteuerte Gasstromregelung. "Mit diesem System können unsere Kunden ihre verfahrenstechnischen Prozesse genauer regeln und gleichzeitig Energie sparen", so der CEO.

Mittelfristziele könnten übertroffen werden

Etwas konkreter äussert sich Pawlicek zu den im letzten März aufgestellten Mittelfristzielen. Diese gehen von einem Auftrags- und Umsatzwachstum von 5 bis 8 Prozent sowie eine Ebit-Marge von 15 bis 20 Prozent pro Jahr aus. "Diesbezüglich sind wir auf Kurs", sagt Pawlicek, der seit 2011 die Geschicke beim Kompressorenhersteller leitet.

Vieles deutet darauf hin, dass die Ziele sogar noch übertroffen werden könnten. So teilte das in Winterthur domizilierte Unternehmen, das 2002 von Sulzer abgespalten wurde, am Montag die Verlängerung eines bestehenden Service-Vertrages mit einem führenden Gasproduzenten für weitere drei Jahre mit. Ein Name wird in der Mitteilung vom Montag nicht bekannt gegeben.

Die Zeichen stehen auch sonst ganz klar auf Wachstum. Kürzlich wurde eine Tochtergesellschaft in der Türkei gegründet. Und: "In den nächsten sechs bis acht Monaten eröffnen wir drei weitere Tochtergesellschaften, in Saudiarabien, in Südostasien sowie eine weitere auf dem afrikanischen Kontinent", so Pawlicek weiter zu cash. Damit wolle man im Bereich Services näher an den Kunden rücken. Inzwischen deckt das globale Verkaufs- und Servicenetz von Burckhardt Compression über 80 Länder ab.

Akquisitionen nicht ausgeschlossen

Das Unternehmen fokussiert primär auf organisches Wachstum. Dennoch hält die Unternehmensleitung nach passenden Kaufkandidaten im Bereichen Komponenten und Services Ausschau. "Wir sind aktiv auf der Suche, aber es ist noch nichts spruchreif", so Pawlicek.

Das anvisierte Wachstum erfordert zusätzliches Personal. Der CEO ist deshalb seit einigen Tagen mit Bewerbungsgesprächen beschäftigt: "Wir suchen neben neuen Country Managers auch lokales Fachpersonal." Allein in der Schweiz hat Burckhardt Compression in den letzten zwölf Monaten über 50 neue Stellen geschaffen. Noch dieses Jahr könnten in Winterthur weitere 40 Stellen dazu kommen, sagt Pawlicek. Weltweit beschäftigte das Unternehmen Ende letzten Jahres 1078 Mitarbeiter.

Freuen kann sich Pawlicek über die Steigerung des Aktienkurses nebenbei auch selber. Der 50-Jährige hält zusammen mit Verwaltungsrat Valentin Vogt – seines Zeichens Arbeitgeber-Präsident - und Leonhard Keller, bis Ende letzten Jahres Geschäftsleitungsmitglied, 12,6 Prozent der Aktien. Dieses Paket weist derzeit einen Wert von 165 Millionen Franken auf. Insgesamt wird das Unternehmens an der Börse mit 1,3 Milliarden Franken bewertet.