Gegen 11:00 Uhr notieren die Julius Bär-Aktien um 7,13 Prozent im Minus bei 58,34 Franken, nachdem sie zuvor auf ein Tagestief von 57,50 Fr. abgesackt waren. Allerdings haben die Titel der Vermögensverwaltungsbank im Jahresverlauf klar zugelegt, nicht zuletzt weil das Institut als potenzielle Gewinnerin der Bankenturbulenzen galt. Der Gesamtmarkt gibt am Dienstag gleichzeitig leicht nach (SPI -0,3 Prozent).

Der Start für Julius Bär ins neue Jahr sei klar schwächer ausgefallen als erwartet, stellt etwa Vontobel-Analyst Andreas Venditti fest. Dies habe offenbar mit schwächeren Kundenaktivitäten wie auch mit den höheren Investitionen in das künftige Wachstum zu tun. Im Kontext der Erwartungen, dass Julius Bär deutlich von der CS-Krise profitieren könne, sei der Zahlenausweis wohl für viele Beobachter eine Enttäuschung: Auch er werde nun seine Schätzungen nach unten anpassen.

Auch Analyst Michael Klien von der ZKB hätte eigentlich erwartet, dass die Abflüsse der Credit Suisse nun "langsam" bei Julius Bär ankommen würden. Allerdings nähmen Kundenwechsel eine gewisse Zeit in Anspruch, meint er mit Verweis auf Kundenüberprüfung (KYC) oder die Transfers von Vermögenswerten. Gleichzeitig verspricht er sich einiges für die Zukunft: Die Anstellung von 40 Kundenberaterinnen und Kundenberatern und die starke Rekrutierungspipeline sollten zu einem starken Neugeldzufluss führen.

Enttäuscht aufgenommen wird aber auch die Margenentwicklung: Diese sei auch noch unter die Niveaus vom Jahresende 2022 zurückgefallen und liege deutlich unter ihren Prognosen, stellen die Experten von Barclays fest. Auch die Beiträge aus dem Zinsergebnis an die Margen hätten sich wieder zurückgebildet, wozu Veränderungen bei den Anlagen und eine geringere Marktvolatilität beigetragen hätten.

Die am Morgen vorgelegten Zahlen wiesen nur sehr beschränkt darauf hin, dass Bär den Marktanteil in der Folge der Turbulenzen um die CS ausweiten konnte, meinte derweil Kian Abouhossein von JPMorgan. Dass die Privatbank als Gewinnerin der Krise hervorgehen könne, lasse sich aus den Zahlen zumindest nicht ablesen. Immerhin hätten sich die Zuflüsse zuletzt offenbar wieder beschleunigt, so der Analyst: Mittelfristig dürften zudem die neuen Kundenberater für Zuflüsse sorgen.

Auch die Experten der kanadischen RBC geben sich zuversichtlich. Zwar seien diverse Kennzahlen im Zwischenbericht enttäuschend ausgefallen, schreibt Expertin Anke Reingen in ihrer ersten Einschätzung. Dennoch gebe es Faktoren, die in die "richtige Richtung" zeigten: Dazu gehöre die starke Rekrutierungspipeline. Das bereits erfolgte und künftige deutliche Wachstum bei den Kundenberatern dürfte sich in der mittleren Frist signifikant positiv auf die Generierung von Neugeldern auswirken, hofft sie.

(AWP)