Die Reduktion der Wertpapierkäufe könnte schon in der nächsten Sitzung der Fed im November beschlossen werden. (Bild: Shutterstock.com/Thomas Barrat)
Die Reduktion der Wertpapierkäufe könnte schon in der nächsten Sitzung der Fed im November beschlossen werden. (Bild: Shutterstock.com/Thomas Barrat)

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) signalisierte am Mittwoch, dass sie ihre Anleihekäufe schon bald verringern will. In der Abschlusserklärung findet sich die stark an die Äusserungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in Jackson Hole angelehnte Aussage: "Wenn die Fortschritte im Grossen und Ganzen wie erwartet anhalten, ist der Ausschuss der Ansicht, dass eine Drosselung des Tempos der Ankäufe bald gerechtfertigt sein könnte." Powell präzisierte diese Aussage weiter in der Pressekonferenz: Die Reduktion könne unter dieser Formulierung schon in der nächsten Sitzung im November beschlossen werden und höchstwahrscheinlich bereits Mitte 2022 abgeschlossen sein. Das dürfte bedeuten, dass die Fed im November einen achtmonatigen Reduktionsprozess (Tapering) in Gang setzt. Auf einen fixen Zeitpunkt legt sie sich aber nicht fest.

Trotz der hohen Inflation hält die Fed auch an den übrigen Instrumenten ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Der Leitzins bleibt weiter in der niedrigen Spanne von 0,0% bis 0,25%. Das tiefe Zinsniveau sei so lange noch angemessen, bis am Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrsche und das Inflationsziel von rund 2% erreicht worden sei.

Korrigierte Prognosen

Derweil deuten die aktualisierten volkswirtschaftlichen Prognosen auf ein geringeres Wachstum und höhere Inflation im Jahr 2021 hin. Der bestehende Inflationsdruck könnte sich also nach Ansicht der Fed als hartnäckiger erweisen als bisher angenommen, zumal auch die Zahlen für 2022 leicht angehoben wurden.

Bei der Inflation erwartet die Fed nun für dieses Jahr 4,2% statt der Juni-Prognose von 3,4%. Powell zeigte sich überzeugt, dass es ein vorläufiger Effekt sei – räumte aber zugleich ein, dass die Teuerung vorerst hoch bleiben könnte. Für das kommende Jahr rechnet die Notenbank nun mit 2,2% nach einer Prognose von 2,1% im Juni.

Die Arbeitslosenquote sank im August auf 5,2% und lag damit deutlich unter dem Höchststand vom April 2020 von 14,8%. Aber sie liegt immer noch klar über der Rate von 3,5%, die im Februar 2020 kurz vor dem Beginn der Covid-19-Pandemie gemessen wurde.

Die Fed hat zudem ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr nach unten korrigiert. Im Juni war sie noch von einem Plus von 7% ausgegangen, nun erwartet sie ein Wachstum von 5,9%. Die rasante Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise verlangsamt sich hauptsächlich wegen der raschen Ausbreitung der Delta-Variante. Für 2022 rechnet die Notenbank dafür mit einem Wachstum von 3,8%, im Juni hatte sie nur 3,3% vorausgesagt.

Zinserhöhung könnte es bereits 2022 geben

Die erstmals für 2024 veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Notenbanker einen reibungslosen Übergang der Wirtschaft hin zum potenziellen Wachstum erwarten. Die individuellen Einschätzungen der Ausschussteilnehmer bezüglich der Entwicklung der Zinsen deuten nun jedoch darauf hin, dass es bereits 2022 eine Zinserhöhung geben könnte. Ein richtiger Zinserhöhungszyklus wird von den meisten Teilnehmern jedoch erst im Jahr 2023 erwartet und setzt sich in 2024 kontinuierlich fort - für beide Jahre werden jeweils drei Zinserhöhungen erwartet.

"Letztendlich bleibt die Fed auf Kurs und zeigt sich zuversichtlich, den eingeschlagenen geldpolitischen Kurs hin zu einer Normalisierung zu folgen. Durch die Anpassung der Konjunkturprognosen an die wirtschaftliche Realität hat die US-Notenbank die Tür für eine Ankündigung der Reduktion der Anleihekäufe im November geöffnet. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Arbeitsmarkt im September den versprochenen Aufschwung nach dem Auslaufen der erweiterten Arbeitslosenunterstützung vollzieht. "Klarheit über die drohende Problematik der Schuldenobergrenze und des möglichen Ausgabenstopps der Regierung wäre ebenfalls hilfreich. Sollte letzteres weiterhin drohen oder gar eskalieren, müsste Jerome Powells Drehbuch höchstwahrscheinlich umgeschrieben werden", kommentiert Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei DWS, die Sitzung des Offenmarktausschusses.

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