Die Schweiz hinkt derzeit in Sachen ESG-Transparenz hinterher. (Bild: Shutterstock.com/alphaspirit.it)
Die Schweiz hinkt derzeit in Sachen ESG-Transparenz hinterher. (Bild: Shutterstock.com/alphaspirit.it)

"Das Fehlen einer Verordnung oder eines Kodex, der die Offenlegung von Stewardship-Aktivitäten für Fondsgesellschaften vorschreibt, hebt den Schweizer Markt von den europäischen Mitbewerbern ab und senkt die Offenlegungsnote des Landes auf 'unterdurchschnittlich', kommentiert Ali Masarwah von Morningstar das Verdikt der Studie.

Für mehr Wachstum ist die Asset-Management-Branche in der Schweiz in hohem Masse auf Geschäfte mit der EU angewiesen. Nach Branchenschätzungen macht die EU rund 50% des Umsatzes der Schweizer Vermögensverwaltungsbranche aus. Ein wichtiger Wachstumstreiber für die Schweizer Asset Manager ist daher die Fähigkeit, Produkte und Dienstleistungen in der EU zu vermarkten, also der EU-Marktzugang. Aus diesem Grund hat die Schweiz ihre Fondsregulierung immer wieder an die EU-Standards angeglichen. So wurde 2013 das Kollektivanlagengesetz an die EU-AIFMD-Richtlinie angepasst und die EU-Richtlinie MiFID II in das Schweizer Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) übertragen.

ESG- und Stewardship-Offenlegung in der Schweiz

Hinsichtlich der Offenlegung von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekten durch Fonds ist die Schweiz im Vergleich zur EU ein Nachzügler, und es gibt keine Regulierung, die ESG-Offenlegungen durch Fonds regelt. Während Vermögensverwalter ihre Nachhaltigkeitsangaben für institutionelle Kunden verbessert haben, sind die ESG-Informationen für Privatanleger begrenzt und eher marketingorientiert.

Der offene Charakter des Schweizer Marktes für Vermögensverwaltungsdienstleistungen bringt es laut Masarwah mit sich, dass Schweizer Vermögensverwalter mit internationalen Vermögensverwaltern konkurrieren, die sich absehbar an die bevorstehende EU-Verordnung zur Offenlegung von ESG-Informationen anpassen wird. Ab März 2021 müssen Vermögensverwalter und Investmentfonds Informationen zu ihrer nachhaltigen Investmentpraxis und zu den Nachhaltigkeitsrisiken ihrer Fonds offenlegen. Es wird zwar erwartet, dass die Schweiz der EU in Bezug auf ESG-Offenlegungen folgen wird, aber es sei unwahrscheinlich, dass dies innerhalb der nächsten zwei Jahre geschehe. Dies erschwere es Anlegern, Fonds mit bestimmten ESG-Engagements zu identifizieren und zu vergleichen und erhöhe das Risiko von Greenwashing – also die Verwendung von ESG-Aussagen im Fondsmarketing, ohne dass ESG-Prinzipien tatsächlich die Anlageentscheidungen leiten.

Transparenz bei Nachhaltigkeitsfaktoren und Stewardship

Bei der Transparenz zu Nachhaltigkeitsfaktoren und zur allgemeinen Produktverantwortung (Stewardship) geht es um die standardisierte Offenlegung von Informationen zu Fonds, um Anlegern das Verständnis und den Vergleich von Produkten zu erleichtern. Die beste Praxis ist, dass ein Markt über eine ESG-relevante Regulierung und einen Stewardship-Kodex verfügt. Das soll Anlegern Gewissheit über die selbstdeklarierten "grünen" Referenzen und Stewardship-Aktivitäten der Fondsanbieter verschaffen.

Weltweit sind derzeit zahlreiche Gesetze in Vorbereitung, um diese standardisierte Offenlegung zu ermöglichen. Solche Regeln sollten laut Morningstar dazu beitragen, dass Greenwashing für Fondsanleger kein grosses Problem mehr darstellt. Nach dem bisherigen Stand der Dinge ist Europa in diesem Bereich am weitesten vorangeschritten, wobei Schweden bei ESG-Offenlegungsstandards führend ist. Ausserhalb Europas findet sich auf der Website der Hongkonger Aufsichtsbehörde eine Liste grüner Fonds – ein Beispiel für eine einfache, aber wirkungsvolle Initiative, die es Anlegern erleichtert, Fonds zu identifizieren, die die angegebenen ESG-Anforderungen erfüllen. Die USA hinken in diesem Bereich hinterher, da es keine spezifischen ESG-Kennzeichnungspflicht oder -Standards gibt, so Morningstar.

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