Service-Roboter, aufgrund der wachsenden Alterung nicht nur in Japan bald keine Seltgenheit mehr. (Bild: Shutterstock.com/Miriam Doerr Martin Frommherz)
Service-Roboter, aufgrund der wachsenden Alterung nicht nur in Japan bald keine Seltgenheit mehr. (Bild: Shutterstock.com/Miriam Doerr Martin Frommherz)

Japans Image als High-Tech-Paradies ist seit geraumer Zeit untrennbar mit dem Erfolg in der Robotik verbunden. Die Anfänge reichen Jahrzehnte zurück. Der Aufstieg des Inselreichs zur globalen Robotik-Supermacht begann mit dem Arbeitskräftemangel nach Ende des zweiten Weltkrieges und zu Beginn des Automobilbooms in den sechziger Jahren, erklärt Dillon Jaghory, Research Analyst bei Global X ETF mit Fokus Japan.

In dieser Phase war es schwierig, Fachkräfte zu finden, die gewillt waren, unter schlechten Bedingungen in den Werkshallen der Fahrzeughersteller zu arbeiten.

Neue Herausforderungen

Nippon fand die Lösung in der Robotik. Über die Jahre entstand eine Vielfalt an Unternehmen, die in allen möglichen Zweigen der industriellen Robotik Erfolg hatten. Zu Beginn des neuen Jahrtausends dann vollzog die Branche ein Wandel, nachdem sich China immer mehr zum wichtigsten Markt entwickelte. Japan passte seine Strategie den chinesischen Bedürfnissen an und ist heute mit einem globalen Anteil von 47% in der Roboterherstellung weiterhin führend.

Markt für Industrieroboter, Umsatz nach Länder

Quelle: Statista, Stand Februar 2021
Quelle: Statista, Stand Februar 2021
Quelle: Statista, Stand Februar 2021
Quelle: Statista, Stand Februar 2021

Während Japans wirtschaftlicher Aufstieg in der Vergangenheit Hand in Hand mit jenem der industriellen Robotik verlief und diese noch heute von grosser Bedeutung ist, entstand in den letzten Jahren ein neuer Schwerpunkt im Bereich der Service-Roboter.

"Treiber dieser Entwicklung ist die demografische Struktur Japans. Die Gesellschaft ist von Überalterung und rückläufigen Einwohnerzahlen geprägt, wodurch gerade im Feld der Gesundheitsversorgung und Pflege ein grosses Bedürfnis nach technischen Lösungen entsteht, weil hier die Arbeitskräfte fehlen", erläutert Dillon Jaghory.

Demografie stellt auch andere Länder vor Probleme

Leitbild zur Bewältigung der demografischen für Weil sich in naher Zukunft viele entwickelte Länder Japan demographisch annähern, ist das Inselreich ein wichtigen Bezugspunkt in der Bewältigung dieser Herausforderungen. Bereits heute wächst der globale Markt für Service-Roboter rapide und birgt mit Blick auf die sozialen und ökonomischen Bedürfnisse grosses Potenzial.

Auch andere Branchen wie der Detailhandel, Tourismus oder das Transportwesen können langfristig durch Service-Roboter an Produktivität gewinnen. Es gibt verschiedene Feldversuche und vereinzelt setzen etwa japanische Restaurants bereits heute auf Roboter in der Bedienung. Die Einbindung von Service-Robotern wird dabei durch die rasche Entwicklung der Felder der künstlichen Intelligenz (AI) und dem Internet of Things (IoT) erleichtert.

"Japans politische Bestrebungen zeigen, dass man sich der Wichtigkeit der Unterstützung dieser komplementären Technologien bewusst ist", betont Experte Jaghory.

Initiative "Gesellschaft 5.0"

In der Initiative "Gesellschaft 5.0" beschreibt die Regierung das Zusammenspiel von disruptiven Technologien als Wegbereiter für die nächste Ära der Menschheit. In dieser Vision wird die Robotik neben Trends wie IoT, Big Data, AI und autonomen Fahrzeugen als zentrales Element geführt. Darauf aufbauend propagierte Japan bereits vor einigen Jahren die Idee einer «roboter-barrierefreien Gesellschaft», wo Roboter zu zentralen Akteuren in unserem Alltag werden. Sie sieht deren Integration als Kernelemente einer Gesellschaft 5.0.

Ein Grund für die starke Verbreitung von Robotern in Japan ist die verhältnismässig geringe Ablehnung diesen gegenüber in der Bevölkerung, wie Umfragen zeigen. Für die weitere Verbreitung im In- und vor allem Ausland sind die fragliche Attraktivität für Endkunden und die hohen Preise jedoch Hindernisse, die bewältigt werden müssen, bevor Service-Roboter auch international richtig Fahrt aufnehmen können.

Roboter arbeiten mit Menschen zusammen

Die fünf grössten Hersteller industrieller Roboter verfügten per Ende 2020 über eine Marktkapitalisierung von rund 120 Mrd. US-Dollar. Marktführer Fanuc, dessen ikonische, gelbe Roboterarme in Fabriken rund um die Welt anzutreffen sind, verkündete Mitte Jahr die Produktion seines 750'000sten Roboters.

Zu den führenden Herstellern neben Fanuc gehören Yaskawa, Kawasaki, Daifuku und SMC. Aber auch die japanischen Autohersteller sind weiterhin sehr erfolgreich im Bereich der Robotik. Ihr Fokus geht dabei weit über den Einsatz von Robotern in der eigenen Produktion hinaus. Honda beispielsweise ist bekannt für seine menschenähnliche Roboter, und Toyota fokussiert auf sogenannte "kollaborative Roboter", die mit Menschen zusammenarbeiten können.

Das Thema Robotik hat durch die Corona-Pandemie zusätzlich an Schwung gewonnen, da es weltweit als Katalysator für die Adoption von disruptiven Technologien fungiert.

"In einer Ära, wo Menschen den Kontakt zueinander reduzieren und remote arbeiten und leben, können Roboter ihre Stärken ausspielen. Langfristig denkende Anleger sollten sich das Thema deshalb genauer anschauen", empfiehlt der Japan-Kenner von Global X ETF.

Dieser Artikel wurde cash von Investrends.ch zur Verfügung gestellt. Verpassen Sie keine News zu aktuellen Themen aus der Fonds- und Asset-Management-Branche. Investrends.ch liefert Ihnen im Newsletter zweimal wöchentlich die Zusammenfassung der Nachrichten und informiert Sie über Sesselwechsel und wichtige Veranstaltungen. Hier abonnieren