Auf absehbare Zeit dürften die Turbulenzen an den Märkten anhalten. (Bild: Shutterstock.com/gopixa)
Auf absehbare Zeit dürften die Turbulenzen an den Märkten anhalten. (Bild: Shutterstock.com/gopixa)

Das weltweite Wirtschaftswachstum nimmt ab. Die Märkte haben einen Grossteil dieser Verlangsamung bereits eingepreist, dennoch bleiben die wirtschaftlichen Aussichten ungewiss: Analystenschätzungen reichen von weichen Landungen bis hin zu Rezessionen. Für Anlegerinnen und Anleger biete dieses herausfordernde Umfeld aber auch taktische und strategische Möglichkeiten, sagt Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management.

Die Zentralbanken haben auf die erhöhte Inflation mit einer Straffung der Geldpolitik reagiert. Zusammen mit dem verlangsamten Wirtschaftswachstum sollte dies einen senkenden Effekt auf die Inflation haben. Dennoch gebe es einige Faktoren auf der Angebotsseite, die die Inflation unter Druck halten könnten, erklärt Galy: "Dazu gehören unter anderem aktuelle Lieferkettenengpässe, anhaltende oder erneute Covid-19-Lockdowns, eine Verlangsamung des Immobilienmarktes und russische Vergeltungsmassnahmen wie die gedrosselten Erdgaslieferungen."

Enttäuschende Unternehmensgewinne erwartet in Europa

Besonders stark leide die europäische Wirtschaft unter diesen Rahmenbedingungen. Der Stratege erwartet aber zumindest bei den Energiepreisen eine gewisse Beruhigung. Obwohl diese vor dem Hintergrund des begrenzten Angebots noch weiter steigen könnten, sollten sie sich angesichts der hinkenden Konjunktur wieder auf einem niedrigeren Niveau stabilisieren. Damit dürfte auch der Druck auf die Lieferketten abnehmen und beispielsweise in den Häfen zu einer Entlastung führen.

"Folglich dürfte das Wachstum der Unternehmensgewinne ausgehend von einem gedämpften Niveau eher enttäuschen, während die Anleger lernen, geduldiger zu sein und sich immer mehr auf einen moderaten langfristigen Wachstumspfad zu konzentrieren", so Galy.

In den USA sei eine ganze Reihe von Wirtschafsszenarien möglich, das Fehlen historischer Beispiele und Nichtlinearitäten machten die Prognose von Inflation und Wachstum sehr schwer. Einerseits sinken die Ersparnisse der Haushalte, weshalb sie höhere Kredite aufnehmen müssen. Andererseits sollte sich nach dem Eingreifen der Fed die Inflation verringern und damit sowohl die Realeinkommen als auch der Konsum steigen. Entsprechend sei ein ordentliches Wirtschaftswachstum, eine Stagflation oder auch eine Rezession möglich.

Deutlich klarer sei die Wirtschaftsentwicklung in China. Die Zero-Covid-Politik führte zu starken wirtschaftlichen Einschränkungen – diese sollten aber stetig abnehmen. Mindestens genauso wichtig sei die Krise im Immobilienmarkt, der einen enorm wichtigen Pfeiler der chinesischen Wirtschaft darstellt. Sollte der Immobilienmarkt noch weiter ins Wanken kommen, dürften China schwierige Zeiten bevorstehen.

Auf flexible Lösungen setzen

Was bedeuten diese Umstände für Anlegerinnen und Anleger? "Grosse Technologieunternehmen neigen dazu, ein langfristiges Wirtschaftswachstum und Innovationen einzupreisen, die derzeit in Frage gestellt werden", so Galy. Trotzdem gebe es Chancen in diesem Bereich. Besonders chinesische Firmen seien vor dem Hintergrund des Klimawandels interessant, da sie den Grossteil der Green-Tech-Lösungen produzieren. Ausserdem düften ausgewählte Tech- und Disruptionsaktien profitieren, da die Angst vor einer raschen globalen Konjunkturabschwächung nachlasse.

Weniger volatil seien aktuell Value-Investments in Kombination mit Qualität wie Coca-Cola und Air Liquide. Vor allem aber rät Galy zu diversifizierten flexiblen Lösungen: "Börsenkotierte Infrastruktur und Immobilien sollten weiterhin dazu beitragen, sich gegen die Inflation abzusichern. Das Gleiche gilt für die defensiven Merkmale und Alpha-Fähigkeiten von Covered-Bonds-Strategien. Ein derart komplexes Umfeld erinnert zudem an den langfristigen Wert von ESG."

Dieser Artikel wurde cash von Investrends.ch zur Verfügung gestellt. Verpassen Sie keine News zu aktuellen Themen aus der Fonds- und Asset-Management-Branche. Investrends.ch liefert Ihnen im Newsletter zweimal wöchentlich die Zusammenfassung der Nachrichten und informiert Sie über Sesselwechsel und wichtige Veranstaltungen. Hier abonnieren