Angesichts von gestiegenen Zinsen erwartet die Finanzwelt von EZB-Chefin Christine Lagarde nächste Woche klärende Worte. (Bild: Shutterstock.com)
Angesichts von gestiegenen Zinsen erwartet die Finanzwelt von EZB-Chefin Christine Lagarde nächste Woche klärende Worte. (Bild: Shutterstock.com)

Steigende Rohstoffnotierungen, eine höhere Inflationsrate in der Eurozone als erwartet und die Frage, ob das US-Fiskalpaket letztlich die Inflation antreibt, haben zu einem Anstieg der Nominalrenditen geführt und damit Sorgenfalten auf die Stirn des EZB-Rats getrieben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt günstige Finanzierungsbedingungen mit dem Ziel an, eine Inflationsrate von unter, aber nahe zwei Prozent zu erreichen. Mittlerweile wissen wir, dass die Finanzierungsbedingungen ein breites Spektrum umfassen wie Kreditzinsen, aber auch die OIS-Zinskurve (overnight index swap curve) und die BIP-gewichtete Staatsanleihekurve, wobei letztere wiederum auch die Grundlage für die Preisbildung für Kredite an Unternehmen und Haushalte sind. Wenn aber der Renditeanstieg um 30 Basispunkte bei zehnjährigen Bundesanleihen bereits eine Flut von verbalen Interventionen auslöst, ist Klärung gefragt, betont DWS in ihrem Ausblick auf die EZB-Sitzung von nächster Woche.

DWS rechnet damit, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde erstens die Flexibilität des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) betonen wird – vor allem mit Blick auf eine mögliche Aufstockung, falls es zukünftig notwendig sein sollte. "Dies ist bereits Teil des Eingangsstatements und könnte noch stärker fokussiert werden, um mit Nachdruck den Willen der EZB zu demonstrieren, günstige Finanzierungsbedingungen beizubehalten", schreibt das Institut.

Zweitens dürfte Lagarde den hohen Grad wirtschaftlicher Unsicherheit betonen, was sich in den Projektionen zu Wachstum und Inflation widerspiegeln wird. Drittens, auch wenn die EZB keine explizite Kontrolle der Renditekurve wie in Japan offiziell verfolgt, dürften die Fragen doch um die Definition kreisen, welche Renditeniveaus aktuell noch "günstig" sind und zukünftig günstig sein werden.

Insgesamt rechnet DWS mit deutlichen verbalen Interventionen. Das PEPP sei gross genug und so flexibel konzipiert, dass es auch höhere wöchentliche Ankäufe verkraften könne, ohne rasch schnell an Grenzen zu stossen. Eine Aufstockung oder Neukalibrierung sei deshalb nicht zu erwarten. Der kommunikative Balanceakt der EZB werde sein, das zu verdeutlichen und gleichzeitig die Renditen in Schach zu halten.

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