Nachhaltige Investmentfonds werden beim Publikum immer beliebter. Prozentual sind sie 2018 dreimal so schnell wie der Gesamtmarkt gewachsen, wie die «IFZ Sustainable Investments Studie 2018» der Hochschule Luzern in ihrer diesjährigen Analyse der  Entwicklungen und Trends in der Landschaft nachhaltiger Investmentfonds im Schweizer Vertrieb zeigt.  

Gemäss Studie stehen heute Schweizer Anlegern von den 8'788 Publikumsfonds mit Schweizer Vertriebszulassung per 30. Juni 2018 423 Fonds (Vorjahr 336) Investmentfonds zur Verfügung, die neben finanziellen Kriterien auch ökologische, soziale oder Governance-spezifische Faktoren berücksichtigen. Die darin verwalteten Vermögen sind von 109 auf 157 Milliarden Franken gewachsen (+44 Prozent).

Vermögen in nachhaltigen Fonds

Das Vermögen nachhaltiger Fonds im Vergleich zu konventionellen Publikumsfonds in der Schweiz (in Mrd. CHF, jeweils per 30. Juni).

Bestehende nachhaltige Fonds haben über die Beobachtungsdauer 21 Milliarden Franken Neugeld angezogen. Das entspricht einem Nettomittelzufluss von rund 20 Prozent. Relativ zum Fondsvermögen ziehen damit nachhaltige Fonds doppelt so viel Neugeld an wie der Gesamtmarkt aller Publikumsfonds in der Schweiz.

Schweizer Fondsanbieter sind besonders aktiv
Die 423 Fonds werden von 119 Fondsanbietern offeriert. Unter den zehn grössten Instituten mit den höchsten verwalteten Vermögen in nachhaltigen Publikumsfonds rangieren auch vier Schweizer. Hiesige Anbieter markieren ausserdem mit neu lancierten nachhaltigen Fonds vermehrt Präsenz: Zehn lokale Institute haben über das Berichtsjahr mehr als zwei neue Nachhaltigkeitsfonds aufgesetzt. Neben einer Grossbank zählen dazu ausgewählte Kantonalbanken und Schweizer Asset Manager.

Top 20-Anbieter nachhaltiger Fonds in der Schweiz (2018: blau; 2017: violett)

Die 20 grössten Fondsanbieter nachhaltiger Publikumsfonds in der Schweiz (in Mio. CHF, per 30.06.2018, in Klammern hinter Anbieter: Veränderung Rangierung versus 2017, in Klammer rechts: Vermögenswachstum).

Umwelt- und Klimafonds wachsen
Wie weiter aus der Studie hervorgeht, sind Themenfonds sehr beliebt. 27 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds investieren in ein nachhaltigkeitsrelevantes Thema wie etwa Klima, Umwelt, Energie oder soziale Herausforderungen wie den demographischen Wandel. Themenfonds mit einem Fokus auf Umwelt und Klima wachsen dabei überproportional. Sie profitieren von der Nachfrage nach grünen Obligationen (Green Bonds). Diesen Fonds sind über 1 Milliarde Franken Neugeld zugeflossen. Auch das Angebot an Fonds mit einem sozialen Thema wie Demographie, Generationengerechtigkeit oder Geschlechterdiversität (Gender Diversity) werde breiter, so die Studienautoren. Diese Fonds sind im Vergleich zu anderen Themenfonds (z. B. Wasser) noch relativ jung. 

Passive Fonds noch schwach vertreten, werden aber relevanter
Von den 423 nachhaltigen Fonds haben aktiv verwaltete Fonds weiterhin ein deutliches Übergewicht. Passive Fonds machen lediglich 10 Prozent aus, die Wachstumsraten sind allerdings beachtlich: Passive nachhaltige Fonds verzeichnen Neugeld-Zuflussraten in der Höhe von 33 Prozent. Dies ist signifikant höher als bei passiv gemanagten konventionellen Fonds. Obwohl Banken und Fondsanbieter die Angebotspalette passiver nachhaltiger Fonds über das vergangene Jahr um fast 50 Prozent erweitert haben, ist dieses Angebot weiterhin beschränkt. "Wir erwarten, dass sich die Produktlandschaft nachhaltiger Passivfonds künftig weiter differenzieren wird, um auch die Bedürfnisse von institutionellen Investoren besser abzudecken", sagt Brian Mattmann, Co-Autor der Studie. 

Nachhaltigkeitsstrategie: Ausschlusskriterien, Positivselektion und normbasiertes Screening
Ein entscheidendes Abgrenzungskriterium nachhaltiger Fonds ist die im Anlageprozess umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie. Meist werden verschiedene Strategien miteinander kombiniert: 78 Prozent der 423 nachhaltigen Fonds schliessen aus ökologischen, sozialen oder Governance-spezifischen Erwägungen gewisse Anlageobjekte aus, wie etwa Produzenten bestimmter Waffen (Ausschlusskriterien). 64 Prozent wählen Anlageobjekte aus, die sozial-ökologische Kriterien wie Umweltschutz besonders gut erfüllen (Positivselektion). 61 Prozent der Fonds prüfen ihre Investments auf die Einhaltung internationaler Standards wie dem Global Compact der Vereinten Nationen (normbasiertes Screening). 

Darüber, wie "Nachhaltigkeit" von Unternehmen gemessen und beurteilt werden kann, ist man sich in der Praxis uneinig. Nachhaltigkeits-Ratingagenturen können dabei Hilfestellung leisten, allerdings muss der Ratingprozess nachvollziehbar und transparent sein, damit Investoren einen Mehrwert daraus ziehen können – was bis heute nicht immer gewährleistet ist.

"Derzeit ist es noch schwer, die Wirkung nachhaltiger Fonds zu messen", sagt Studienleiter Manfred Stüttgen. "Fondsanbieter versuchen aber, mit sogenannten Impact Fonds diesem Erfordernis nachzukommen: Sie wollen die soziale und ökologische Wirkung messen und ausweisen." Nicht nur für Fondsanbieter sei ein transparentes Nachhaltigkeitsreporting von Bedeutung. Auch für Pensionskassen würden messbare Nachhaltigkeitskennziffern aufgrund von Risikoerwägungen im Anlageprozess immer relevanter.

 

 

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