"Carry" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Händler eine Rendite erzielen können, indem sie eine Position in der einen Währung gegen eine andere Position in einer anderen Währung stellen, um Unterschiede in den jeweiligen kurzfristigen Zinssätzen auszunutzen. Wie Edi Aumiller von Legg Mason ausführt, liegt im konkreten Fall die Anlagechance in der Rekorddifferenz von 3,47 Prozent zwischen zwei "Safe Haven"-Zinssätzen - zweijährigen US-Staatsanleihen und zweijährigen deutschen Staatsanleihen. 

Diese Zinsarbitrage sei jedoch leichter zu erblicken als zu nutzen, da Verluste aus plötzlichen Währungsbewegungen den Ertrag aus dieser Zinsdifferenz auslöschen - oder sogar übertreffen - könnten. Darüber hinaus könnte sich die Zinsdifferenz schnell reduzieren, wenn sich das Handeln der Zentralbanken ändere, so Aumiller. "Die Fed scheint jedenfalls entschlossen zu sein, ihre Leitzinsen weiter anzuheben, während die EZB eindeutig nicht bereit ist, aggressiv zu straffen. Das dürfte vorerst für ein Weiterbestehen dieser Zinsdifferenz sprechen, wobei dann immer noch Währungsbewegungen aus ganz anderen Gründen diese Einnahmequelle austrocknen könnten."

Euro und Pfund im Schatten des US-Dollars
Während der steigende US-Dollar laut Aumiller alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, waren das britische Pfund und der Euro überraschend robust: Seit Ende Oktober ist das Pfund gegenüber dem Dollar um bis zu 3,1% gestiegen – auf bis zu 1,31 US-Dollar pro Pfund, bevor es zum Ende dieses kurzen Zeitfensters bei etwa 1,285 US-Dollar schloss. Das sei immerhin ein Anstieg von 0,5% gegenüber dem Stand zu Beginn des Zeitraums. Dieses Vor und Zurück sei der Stimmung der Händler zugeschrieben worden, die je nach eintreffender Nachricht in Bezug auf den Brexit entweder anstieg oder abfiel. Zudem seien die Vor-Brexit-Wirtschaftsdaten zwar grundsätzlich positiv aber dennoch gemischt ausgefallen.

Der Euro verzeichnete einen ähnlichen, aber weniger deutlichen Aufschwung und stieg gegenüber dem US-Dollar um 1,6% auf einen Höchstkurs bei 1,15 US-Dollar pro Euro. Allerdings liegt die Währung aktuell mit rund 1,123 Dollar unter ihrem Ausgangswert. Das entspricht einem Rückgang von rund 0,7%.

"Ähnlich wie das Pfund steht auch der Euro jedoch vor Herausforderungen, die die Währung ausbremsen könnten: Der Konflikt zwischen Italien und der Europäischen Kommission zeigt wenige Anzeichen von Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten, wobei die Möglichkeit einer Bankenkrise in Italien im Hintergrund wabert", kommentiert der Country Head Switzerland von Legg Mason. Darüber hinaus scheine die Europäische Zentralbank entschlossen zu sein, den Rückzug aus ihrem epochalen Anleihekaufprogramm in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu beginnen, obwohl ein energisches Wachstum in Europa bisher nicht auszumachen sei. Dieses wäre jedoch nötig, um die Abwesenheit der Notenbank zu kompensieren.

Im Abseits: Costa Rica
Weiter geht Aumiller auf die Wirtschaft Costa Ricas ein, die 2017 auf ein geschätztes Gesamtvolumen von rund 61 Milliarden US-Dollar geschätzt wird und keinen grossen Einfluss auf das Gesamtbild der Schwellenländer hat. Und die industrielle Basis bestehe grösstenteils aus US-Unternehmen, die in ihrer Freihandelszone grosszügige Steueranreize nutzten.  

Laut Aumiller haben diese Steueranreize sowie andere staatliche Subventionen allerdings auch ihren Preis: "Das Haushaltsdefizit des Landes ist stetig gewachsen, da die Kosten für die Erbringung von Dienstleistungen gestiegen sind. Die genannten grosszügigen Steueranreize haben jedoch keine zusätzlichen Einnahmen für die Regierung generiert. Die zunehmende Verwendung des US-Dollars als De-facto-Währung hat zudem Druck auf die Anleihen des Landes ausgeübt."

So sei beispielsweise die fünfjährige US-Dollar-Anleihe des Landes mit einem Kupon von 4,25% in diesem Monat niedrig genug gehandelt worden, um eine Rendite von 8,11% zu erzielen – ein Rekordhoch. Die Währung des Landes sei seit Ende August um rund 9,6% gesunken; in einem Umfeld, in dem die Regierung stolz auf ihre Wechselkurskontrolle sei und die Zentralbank den Zinssatz - teilweise als Reaktion darauf - auf 5,25% erhöht habe, erklärt Aumiller und fährt fort: Moody's Investor Services prognostiziert, dass die Schuldenlast des Landes auf mehr als 50% des BIP steigen könnte, und prüft eine Herabstufung des Länderratings um möglicherweise mehrere Stufen."

 

 

 

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