Professor Robert Wade von der London School of Economics erläuterte bei der ersten Key-Note des Tages seine Sicht im Hinblick auf die Ungleichheit in der Vermögensverteilung. Ein Thema, welches beim letzten WEF als ein wesentliches Risiko für die Stabilität der Gesellschaft eingeschätzt wurde. "Wir haben heute viel mehr Daten über Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen", so Professor Wade, "sodass wir bereits wissen, dass ökonomisches Vermögenswachstum sich seit 2008 überwiegend bei den Top-Prozent akkumuliert hat, während für den Grossteil der Bevölkerung in den letzten zwei Dekaden die Real-Einkommen stagnierten oder gar schrumpften". Seiner Meinung nach ist die Ungleichheit eine mögliche Erklärung für Phänomene wie Brexit, die Wahl von Donald Trump zum US-Präsident und der wachsenden Popularität von Marine Le Pen in Frankreich. Gerade in Volkswirtschaften mit moderatem Wachstum ist die Ungleichheit ein Grund zur Sorge, weil eben das oberste eine Prozent, was Reichtum betrifft, eher in Assets als in Konsum investieren und damit das Wachstum volatiler sei. Weiterhin bestehe eine starke Korrelation zwischen hoher Ungleichheit und politischer Polarität, also einer Nicht-Kooperation zwischen den politischen Parteien, wie aktuell in USA und UK zu beobachten ist.

Blockchain kommt
Jutta Steiner (Parity Technologies) entführte die Teilnehmer in die Welt der Blockchains. Jegliches Unternehmen bietet drei verschiedene Services: Eingehende Information wird auf Authentizität geprüft, Daten werden gespeichert und es wird etwas produziert. Damit befinden sie sich im Wettstreit mit den anderen Marktteilnehmern, jedoch mit unterschiedlichen Interessen. Letztendlich geht es dann bei allen Marktteilnehmern um Vertrauen. Blockchain löst und vereinfacht diesen Dienstleistungsprozess, denn im Blockchain-Umfeld ist die Vertrauensfrage hinfällig geworden, weil die Blockchain nicht verloren gehen oder gefälscht werden können: alle Transaktionen werden gespeichert, archiviert und können jederzeit abgefragt werden. Eine Transaktion kann auch nicht modifiziert oder im Nachhinein manipuliert werden. Unerlaubter Zugriff ist unmöglich. Dezentrale sichere Speicherung, kombiniert mit Blockchain Code ("smart contracts") ermöglicht kontrollierten Zugriff ohne die Notwendigkeit eines vertrauenswürdigen Intermediärs. Bitcoins gibt es seit 2008. In 2013 hatte Bitcoin eine Marktkapitalisierung von USD 15 Milliarden. Ethereum wurde in 2014 über Crowfunding mit USD18 Millionen gegründet, brachte in 2015 R3 & IBM/Hyperledger an den Markt und erreichte eine Marktkapitalisierung von USD 4 Milliarden in 2017.

Die Sicht einer grossen Bank
Für die UBS sind Blockchain-Technologien im Hinblick auf die fundamentalen Prinzipien Vertrauen, Sicherheit und Zugriff Teil des Banking und ein Kernelement für das Banking von Morgen, aber die Blockchain-Infrastruktur lässt noch viele Fragen offen. Standardisierung ist für alle Stufen einer Transaktion gefragt. Themen, die dabei eine Rolle spielen, sind die Transaktion, der Handel an sich, das Wertpapier, das registriert sein muss, eine standardisierte digitale Identität und schliesslich der Transfer. Gerade beim Settlement, dass man eigentlich los haben will, besteht Innovationsbedarf, da das Settlement von mindestens zwei Seiten "gebucht" wird. In der Blockchain ist es möglich, ein Asset zeitgleich zu transferieren, aber das bedeutet noch nicht, dass der Geldfluss zur gleichen Zeit stattfindet. Die UBS ist hier in Zusammenarbeit mit Clearmatics auf dem Weg, die "Utility Settlement Coin" als ein digitales Cash-Instrument auf Blockchain-Technologie weiter zu entwickeln. Die Deutsche Bank und Bank Mellon sind unter anderen mit von der Partie. Dank dieser Zusammenarbeit soll eine legale und standardisierte Möglichkeit entwickelt werden, um Real-Money, wie US Dollar, Euro und Schweizer Franken in die Blockchain Technologie integrieren zu können. Die Gespräche mit den Regulatoren haben bereits begonnen. Des Weiteren werden offene Finanzierungsmodelle, die Verteilung von Research-Information und -Services über das Banking hinaus eine Rolle spielen,  so Veronica Lange (UBS). Schliesslich haben die Banken ausreichende Informationen, um ihren Kunden zusätzliche Dienstleistungen "massgeschneidert" anbieten zu können.

Private Market-Initiative für Schweizer Pensionsfonds
Die Schweizer Pensionfonds sind im Vergleich zu anderen Ländern mit definierten Maxima in den Asset-Klassen Aktien (50%), Immobilien (30%) und alternative Anlagen (15%) limitiert. Neben den Angestellten und den Arbeitgebern wird der dritte Beitragszahler, die Performance, vernachlässigt. Die Schweizerische Bankiersvereinigung Swiss Banking hat im Februar in ihrer Studie "Der 3. Beitragszahler der beruflichen Vorsorge" alternative Anlagen versucht zu entmystifizieren. Die OOB2 Richtlinien für die Pensionsfonds sollten dringend angepasst werden, so Iwan Deplazes (Swiss Asset Management Plattform und Swisscanto invest, Zürcher Kantonalbank). Im Obligationenmarkt sollten neu eine zusätzliche Allokation von bis zu 10% in privaten Schuldverschreibungen, neu bis zu 75% in Aktien mit möglichen 15% für Private Equity und für Immobilien neu bis zu 50% mit möglichen 15% für Infrastruktur Investments möglich sein. Im Prinzip wird im schweizerischen Pensionsmarkt die Wichtigkeit der nicht-traditionellen Investments unterschätzt und gerade für Pensionskassen bietet sich Illiquidität als Chance an. Der erfolgreiche Yale Endowment Fund zeigt als Beispiel signifikante Veränderungen in der Asset Allokation während der letzten 30 Jahre. Er hat damit über die letzten zehn Jahre eine jährliche Rendite von 10% bei einer Volatilität von 13,3% p.a. erwirtschaftet. Aktuell sind dort circa 50% der Assets in illiquiden Investments.

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