Um das Geld im rezessiven und deflationären Umfeld Anfang der Dreissiger Jahre in Umlauf zu bringen, führte die österreichische Gemeinde Wörgl Bargeld ein, das monatlich ein Prozent an Wert einbüsste. Das Experiment mit dem Wörgler Schilling gelang zwar, wurde dann aber von der österreichischen Nationalbank untersagt. Die Idee dazu wurde vor rund 100 Jahren vom Wirtschaftswissenschafter Silvio Gsell (1862 bis 1930) entwickelt, dessen Theorie momentan eine regelrechte Renaissance erlebt.

Die heutigen Zentralbanken versuchen, mittels Negativzinsen erneut eine Art Schwund- bzw. Schrumpfgeld einzuführen. Doch dies ist mit schwer einschätzbaren Risiken verbunden. So könnten nominal negative Zinsen gemäss Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer, Deutsche Asset Management, zu einem unerwartet starken Anstieg der Geldumlaufgeschwindigkeit sowie der Inflation führen. Zudem könnten die Anleger zu hohe Risiken eingehen, und die Privathaushalte zu hohe Kredite aufnehmen. Die Notenbanken könnten dann kaum zu einer restriktiven Geldpolitik zurückkehren ohne eine neue Schuldenkrise auszulösen.

In diesem Umfeld, das von politischer Unsicherheit und Marktvolatilität geprägt ist, erwartet Kreuzkamp  nur moderate Renditen. "Risikobereinigt spricht das eher für Anleihen als für Aktien", meint er. Er versteht aber auch, wenn sich die Anleger unter diesen Umständen mit höheren Bargeldbeständen besser fühlen. "Damit verlieren wir vielleicht kurzfristig Gebühren, gewinnen aber langfristig zufriedene Kunden", konstatiert er.

Mehr zu Negativzinsen, Finanzmärkten und Anlagechancen erfahren Sie im neuesten CIO View von Deutsche Asset Management (PDF).

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