Im Zoll-Streit mit der Europäischen Union hat US-Präsident Donald Trump ein Aussetzen der ab 1. Juni vorgesehenen Zölle auf EU-Waren von 50 Prozent bis zum 9. Juli angekündigt. Er habe EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mitgeteilt, dass er ihrer Bitte um eine Verlängerung der Frist nachkommen werde, sagte Trump. «Wir hatten ein sehr nettes Telefonat, und ich habe zugestimmt, es zu verschieben», erklärte er. «Sie sagte, wir würden uns schnell treffen und sehen, ob wir etwas ausarbeiten können.» Der 9. Juli entspricht dem Ende der 90-Tage-Frist, die Trump Anfang April für Zollgespräche mit der EU gesetzt hatte.
Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
«Während der US-Präsident noch am Freitag der EU mit Zöllen von 50 Prozent gedroht hatte, hiess es nun, dass die Einführung der Einfuhrabgaben auf den 9. Juli verschoben werden solle. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Donald Trump den raschen Start von Gesprächen zugesagt und damit die US-Seite wohl zum vorläufigen Einlenken gebracht. Die EU basiert auf strikt definierten Regeln und Abstimmungsmechanismen, während Donald Trump auf einen schnellen Deal aus ist. Es prallen hierbei zwei Welten aufeinander. Gerade deshalb ist Konfliktpotenzial beinahe programmiert. Doch sowohl für die USA als auch für die EU steht viel auf dem Spiel. Die USA importierten im Jahr 2024 Waren aus der EU im Wert von knapp über 600 Milliarden Dollar. Das sind knapp 40 Prozent mehr als die USA aus China oder Kanada importieren. Einfuhrabgaben von 50 Prozent auf EU-Waren würden das US-BIP stärker belasten als dasjenige der EU. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zölle in den USA bis zu 1,5 Prozent des BIP kosten könnten. Das BIP der EU wäre lediglich halb so stark betroffen.
Gerade weil die Wachstumsschäden so deutlich ausfallen, ist eine Verhandlungslösung das wahrscheinlichste Szenario. Es ist dabei davon auszugehen, dass auf Stahl und Aluminium und Fahrzeuge erhöhte Einfuhrabgaben dauerhaft in Kraft bleiben werden. Doch auch wenn am Ende der Verhandlungen ein Abkommen unterzeichnet wird, bleibt die Unsicherheit. Die Frage, die sich derzeit stellt, ist: Wie verlässlich sind Abkommen mit den USA? Die USA verspielen derzeit Vertrauen. An den Finanzmärkten fällt das Urteil deshalb eindeutig aus: Der Dollar büsste seit Freitagnachmittag weiter an Wert ein.»