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Zu Wochenbeginn rollte an den Börsen eine Ausverkaufswelle rund um den Globus. Diese riss unseren Schweizer Aktienmarkt im Laufe des Montagnachmittags vorübergehend um mehr als zehn Prozent in die Tiefe.

Seither sind die Schnäppchenjäger am Werk. Das wird mir zumindest aus dem hiesigen Handel berichtet. Da der jüngste Rückschlag auf breiter Front erfolgte, dürfte es den Banken und ihren Aktienstrategen nicht an Ideen mangeln.

Mit Schlüsselkaufempfehlungen für jeden Geschmack wartet die Citigroup auf. Den an Wachstumsaktien interessierten Anlegern legt die amerikanische Investmentbank in einer Strategiestudie die Papiere von Ashtead Group, Barclays, British Land, Sky sowie Volvo ans Herz. Wie der Studie zu entnehmen ist, verfügen alle diese Unternehmen über einen positiven relativen Gewinntrend sowie über eine steigende Aktienkursentwicklung über die letzten drei, sechs und zwölf Monate.

Substanz-Investoren rät die Citigroup nur gerade zum Kauf der Aktien von HSBC. Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre sei die britische Grossbank günstig bewertet, auch wenn der relative Gewinntrend derzeit nicht eindeutig als positiv bezeichnet werden könne.

Doch auch für die Querdenker unter den Anlegern haben die Studienverfasser Ideen auf Lager. In diese Kategorie fallen neben den Valoren von Swiss Re auch jene von ARM Holdings, British American Tobacco, GKN, Johnson Matthey und Pearson. Wie der in Zürich beheimatete Rückversicherungskonzern verfügen auch die anderen Unternehmen über einen positiven relativen Gewinntrend. Allerdings steht dem eine rückläufige Aktienkursentwicklung über die letzten drei, sechs und zwölf Monate gegenüber.

Noch nie zuvor wurden mir derart viele Anlage-Ideen zugehalten wie in diesen Tagen. Das lässt die Vermutung zu, dass viele Banken nur auf einen Rückschlag an den Börsen gewartet haben. Noch steht den Aktienmärkten die Bewährungsprobe meines Erachtens jedoch bevor, weshalb ich Anlegerinnen und Anlegern bei Zukäufen in diesen Tagen zu einer hohen Selektivität rate.

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Bei den Aktionären von Syngenta sitzt der Schock noch immer tief. Seit Monsanto am späten Mittwochnachmittag die Öffentlichkeit wissen liess, dass man nicht mehr länger eine Übernahme des in Basel beheimateten Agrarchemieherstellers anstrebe, ist nichts mehr wie es einmal war. Stummer Zeuge ist der Börsenwert des Unternehmens, welcher innerhalb weniger Minuten um mehr als 5 Milliarden Franken dahinschmolz.

Obschon sich die Namenaktien von Syngenta der nichtbindenden Offerte von 449 Franken nur einmal kurz näherten und ansonsten weit darunter notierten, dürften in den vergangenen Tagen viele Anleger sehr viel Geld verloren haben. Rückblickend war man sich zu sicher, dass sich die beiden Parteien letztendlich doch noch einig würden und alles nur eine Frage des Preises sei.

Unter den Betroffenen dürften auch Kunden der Bank Vontobel zu finden sein. Als Anfang Juni Gerüchte um ein angebliches Interesse von BASF wach wurden, erhöhte der für die Zürcher Traditionsbank tätige Experte seine Einstufung nahe den Höchstständen von "Hold" auf "Buy" und veranschlagte neu ein Kursziel von 500 (430) Franken.

Zwar warnte man bei der Bank Vontobel schon damals vor hohen wettbewerbsrechtlichen Hürden für einen Zusammenschluss mit dem deutschen Chemiegiganten, was in Anbetracht des kombinierten Marktanteils von gut 40 Prozent im Pflanzenschutzgeschäft auch nicht überraschte. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme von Syngenta weiter gestiegen, so der Experte.

Heute früh meldeten Nachrichtenagenturen, dass die Zürcher Traditionsbank die Aktien wieder von "Buy" auf "Hold" heruntergestuft und das Kursziel auf 344 (500) Franken zusammengestrichen habe. Diese Meldungen wurden dann allerdings nachträglich korrigiert - vermutlich auf Intervention der Bank Vontobel selber.

Im mir aus dem Berufshandel zugespielten Kommentar ist denn auch davon die Rede, dass die Wiederabdeckung der Valoren mit "Hold" und einem Kursziel von 344 Franken aufgenommen werde. Zuvor war die Mitverfolgung vorübergehend ausgesetzt worden, was nicht ungewöhnlich ist, wenn Banken in beratender Tätigkeit für ein Unternehmen aktiv sind und Interessenskonflikte drohen.

Faktisch bedeutet das aber dennoch nichts anderes, als dass der Experte die Anfang Juni aufgrund von Übernahmespekulationen hochgejubelten Aktien von Syngenta nicht mehr länger zum Kauf empfiehlt. Der mir vorliegende Kommentar ist sehr viel nüchterner formuliert. Dem Unternehmen drohe das dritte aufeinanderfolgende von einer rückläufigen Gewinnentwicklung geprägte Jahr, so ist zu lesen. Und weiter: Nachdem sich die Übernahmefantasien in Luft aufgelöst hätten, sei nicht der richtige Zeitpunkt, um eine optimistischere Haltung für die Aktien einzunehmen.

An dieser Stelle sei gesagt, dass sich die Bank Vontobel in allerbester Gesellschaft befindet. Auch andere Banken wie Kepler Cheuvreux, Helvea oder die UBS haben ihre Anlagekunden im Zuge der Übernahmespekulationen reihenweise in die Valoren von Syngenta getrieben (siehe Kolumne vom 3. Juni 2015).

 

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