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Erst am Freitag berichtete ich davon, dass die Analysten beim Laborausrüster Tecan gezwungen waren, den dicken Rotstift anzusetzen. Vontobel-Analystin Sibylle Bischofberger streicht ihr Kursziel für die mit "Hold" eingestuften Aktien auf 370 (zuvor 620) Franken zusammen. Sie trägt damit einerseits dem eher etwas enttäuschenden Jahresergebnis, andererseits aber auch den nicht eben weniger enttäuschenden Vorgaben für dieses Jahr Rechnung. Bischofberger räumt reumütig ein, dass sich die Absatzsituation dem Unternehmen heute anders präsent als noch vor wenigen Monaten. Ausserdem habe sich die Stimmung bezüglich der Aktie eingetrübt.

Von 600 auf 300 Franken innerhalb weniger Monate: Die Aktien von Tecan (Quelle: www.cash.ch)

Ihre Berufskollegin Maja Pataki bei Kepler Cheuvreux hält zwar an ihrer "Buy" lautenden Kaufempfehlung fest. Doch auch sie kürzt ihre künftigen Schätzungen. Dadurch schmilzt das Kursziel auf 384 (zuvor 640) Franken und damit wie Schnee in der Frühlingssonne. Nur UBS-Analyst Sebastian Vogel lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Er preist die Aktien unbeirrt mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 536 (zuvor 595) Franken an.

Ich hielt am Freitag fest:

Diese einschneidenden Korrekturen für Tecan sind aber bei weitem nicht das Skurrilste, was mir in den letzten Tagen so an Analystenstimmen zugespielt wurde.

Da wäre etwa die Kurszielreduktion der Royal Bank of Canada für die Aktien von Nestlé. Neuerdings sieht Analyst James Edwardes Jones den Kurs des SMI-Schwergewichts auf 96 (zuvor 109) Franken fallen. Er verbannt sämtliche Umsätze aus Russland und der Ukraine aus seinem Bewertungsmodell und baut im Gegenzug die Möglichkeit einer Rezession mit ein. So weit, so gut – würde er die Papiere des Nahrungsmittelmultis aus Vevey nicht weiterhin mit "Sector Perform" einstufen.

Selbst im Wissen, dass es sich hierbei um eine relative Empfehlung verglichen mit anderen europäischen Nahrungsmittelaktien handelt, müsste das Anlageurteil eigentlich alleine schon des rechnerischen Abwärtspotenzials von knapp 20 Prozent wegen "Underperform" lauten.

In die andere Richtung geht es hingegen im Ausblick des für die Berenberg Bank tätigen Versicherungsanalysten Thomas Bateman auf die anstehende Jahresergebnispräsentation bei Helvetia. Nachdem er die Aktien in den letzten Monaten trotz einem Kursziel von gerade einmal 89,30 Franken ziemlich inkonsequent mit "Hold" einstufte, nimmt er den Ausblick zum Anlass, um diesem Missstand endlich ein Ende zu bereiten.

Obwohl Bateman seine Gewinnschätzungen für die Versicherungsgruppe um keine 2 Prozent erhöht, veranschlagt er neuerdings ein Kursziel von 109 (zuvor 89,30) Franken. Skurril ist vor diesem Hintergrund nicht das Anlageurteil, sondern vielmehr das Ausmass der Kurszielerhöhung.

Unangenehme Fragen muss sich möglicherweise auch Analyst Paul Verbraeken vom Nebenwerte-Spezialisten Research Partners gefallen lassen. Keine Woche nachdem er die Aktien von Molecular Partners bei einem Kursziel von 16,50 (zuvor 19,50) Franken von "Halten" auf "Verkaufen" abgewatscht hatte, stuft er diese nun wieder von "Verkaufen" auf "Halten" herauf. Bei dieser Gelegenheit nimmt Verbraeken eine Anpassung des Kursziels auf 17 Franken vor.

Die Aktien von Molecular Partners unterlagen zuletzt starken Kurs- und Stimmungsschwankungen (Quelle: www.cash.ch)

Der Zahlenkranz für das vergangene Jahr sei ohne grössere Überraschungen geblieben, so die nicht ganz schlüssige Argumentation des Analysten. Ausserdem schreibt er, dass er sich gerne konkrete Umsatz- und Gewinnvorgaben für dieses Jahr gewünscht hätte. Doch das müsste ja negativ und nicht positiv zu Buche schlagen und erklärt nicht, weshalb Verbraeken nicht länger pessimistisch ist.

Hin und her macht die Taschen leer, pflegte schon die vor Jahren verstorbene Börsenlegende André Kostolany stets zu sagen. Voller werden dabei nur die Taschen der Banken, liesse sich da beipflichten.

 

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