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Oft positionieren sich Marktakteure auf einen bestimmten Anlass hin in einer Aktie, um am besagten Tag die aufgelaufenen Kursgewinne mitzunehmen. Im Fachjargon nennt man dieses Vorgehen: "Buy the rumor and sell the facts". Ins Deutsche übersetzt heisst das soviel wie „kaufe das Gerücht und verkaufe die Fakten“.

Für langjährige Aktionäre eines Unternehmens ist dieses Verhalten anderer Marktakteure oft ganz schön deprimierend. Jene von Basilea können in diesen Tagen ein Lied davon singen.

Als eine Expertenkommission der US-Gesundheitsbehörde FDA Ende Januar eine positive Zulassungsempfehlung für das Antipilzmittel Cresemba abgab, reagierten die Namenaktien des in Basel beheimateten Pharmaherstellers prompt mit einem kleineren Kursfeuerwerk. Innerhalb nur weniger Wochen sprangen die Papiere um gut 20 Prozent auf über 125 Franken. Am 7. März folgte dann die offizielle Marktzulassung für Cresemba. Seit damals haben die Aktien nahezu die ganze Kursavance wieder preisgegeben.

Die Marktzulassung des Medikaments ruft allerdings immer öfter Käufer aus dem angelsächsischen Raum auf den Plan. In einer mir zugespielten Publikation von Stansberry & Associates greift der Autor das Thema neuartige Antibiotika und Antipilzmedikamente auf. Darf man dem Experten Glauben schenken, dann wird Basilea mit Cresemba in der Spitze einen Jahresumsatz von mindestens 700 Millionen Dollar erzielen. Dabei orientiert er sich am Absatz des von Pfizer entwickelten Präparats Vfend, der derzeitigen Standardtherapie zur Behandlung von Pilzinfektionen.

Für den Autor der Publikation steht fest: Früher oder später dürfte Basilea von einem grossen Pharmaunternehmen übernommen werden. Als möglichen Käufer nennt der Experte Pfizer. Der Hersteller von Vfend sei im Hinblick auf den Patentablauf dringend auf ein Nachfolgemedikament wie Cresemba angewiesen. Noch wahrscheinlicher hält er allerdings eine Übernahme durch GlaxoSmithKline. Nach der strategischen Abkehr vom Onkologiegeschäft passe Basilea geradezu perfekt ins Beuteschema der Briten, liege das Schwergewicht neu doch auf Medikamenten zur Behandlung von Entzündungskrankheiten.

An dieser Stelle in der Publikation verweist der Verfasser auf den Umstand, dass der frühere Länderchef von GlaxoSmithKline Deutschland im Verwaltungsrat von Basilea sitzt. Der Geschäftsleitung sagt er hingegen eine Nähe zu Roche nach. Auch dem ehemaligen Mutterkonzern werden bei Standsberry & Associates Übernahmegelüste nachgesagt.

Der Experte rät der eigenen Anlagekundschaft deshalb zu einem Kauf der Aktien von Basilea zu Kursen von bis zu 140 Franken. Er hält den Pharmahersteller für substanziell unterbewertet. Obschon es bislang 832 Millionen Franken in die Forschung und Entwicklung investiert habe, weise es nur einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von rund 900 Millionen Franken auf.

Stansberry & Associates dürfte hierzulande nur den Wenigsten ein Begriff sein. Die unabhängige amerikanische Investmentboutique berät allerdings mehr als eine Million Kunden in Anlagefragen. Ein Jahresabonnement der mir vorliegenden Publikation kostet nicht weniger als 5000 Dollar, dem beeindruckenden Leistungsausweis des Autors sei Dank. Bleibt aus Sicht der Basilea-Aktionäre zu hoffen, dass der Experte auch im vorliegenden Fall "auf Gold gestossen" ist.

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Den Aktionären von Meyer Burger werden auch weiterhin viel Geduld und ein starkes Nervenkostüm abverlangt. Das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen muss auf ein tiefrotes Geschäftsjahr zurückblicken.

Im laufenden Jahr strebt das Unternehmen zumindest auf Stufe des operativen Gewinns (EBITDA) ein ausgeglichenes Ergebnis an. Mit der geplanten Kostenstruktur ist das allerdings nur bei einem Jahresumsatz von mindestens 400 Millionen Franken möglich, was im Jahresvergleich einem Anstieg von ziemlich genau 25 Prozent entspräche.

Während viele seiner Berufskollegen dem in Ungnade gefallenen Börsenliebling ein Erreichen dieser Zielsetzungen zutrauen, schenkt ihnen der für die Credit Suisse tätige Experte keinen Glauben. Bei einem Jahresumsatz von 390 Millionen Franken prognostiziert er Meyer Burger auf Stufe EBITDA einen operativen Verlust von knapp 19 Millionen Franken.

Der Experte macht keinen Hehl daraus, dass die Barmittelvernichtung schon in einem Horizont von 6 bis 12 Monaten wieder Angst vor einem zusätzlichen Kapitalbedarf wecken könnte, sollte eine materielle Erhöhung der Auftragslage weiterhin ausbleiben.

Führende Solarhersteller müssten weiterhin aufs Geld schauen, so schreibt er. Deshalb würden diese vermehrt auf gebrauchte Kapazitäten und günstigere wenn auch etwas weniger effiziente Geräte von chinesischen Billiganbietern ausweichen oder bestehende Kapazitäten technologisch überholen lassen.

Bei der Credit Suisse werden die Aktien von Meyer Burger weiterhin mit "Underperform" und einem optisch tiefen 12-Monats-Kursziel von 5 Franken zum Verkauf empfohlen.

Ich teile die Meinung anderer Experten, dass die Auftragslage des Solarzulieferers die Talsohle durchschritten haben dürfte. Aufatmen können die Aktionäre aber erst dann, wenn endlich wieder Grossaufträge eingehen. Noch lassen solche auf sich warten.

 

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