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Es ist ruhig um die Schweizer Versicherungsaktien geworden. Beinahe schon ein bisschen zu ruhig. Selbst die bei der National-Versicherung herumgereichten Übernahmegerüchte sind seit einem verbalen Schuss vor den Bug der Grossaktionäre verstummt. Seither fristen die Aktien ein Mauerblümchen-Dasein. Allerdings befinden sie sich damit in bester Gesellschaft.

Wäre das Geschehen am hiesigen Aktienmarkt ein Theaterstück, dann würde dem für Kepler Cheuvreux tätigen Experten vermutlich die Rolle des rettenden Prinzen zuteil. In einer Studie nimmt er nämlich die Abdeckung des hiesigen Versicherungssektors auf. Für letzteren findet er denn auch lobende Worte.

Nicht zuletzt dank des vorhandenen Überschusskapitals sei mit einer weiteren wenn auch moderaten Anhebung der schon jetzt attraktiv hohen Dividenden zu rechnen. Und auch wenn ein Zinsanstieg im derzeitigen Umfeld nur schwer vorstellbar sei, würde ein Anstieg um 100 Basispunkte den Embedded Value um durchschnittlich 6 Prozent anschwellen lassen.

Dem Experten zufolge treffen anhaltend tiefe oder sogar noch einmal rückläufige Zinsen vor allem Bâloise und Helvetia. Bei beiden Unternehmen sei die Ausgangslage vergleichbar: Das inländische Sachversicherungsgeschäft liefere zwar attraktive Erträge, nicht aber das Geschäft im umliegenden europäischen Ausland.

Die Namenaktien von Bâloise werden deshalb im Rahmen der Erstabdeckung nur mit «Hold» eingestuft. Dennoch spricht das deutlich über dem Schlussstand vom Freitag liegende Kursziel von 115 Franken eine Sprache für sich. Kaum besser ergeht es den Papieren von Helvetia, welche neu mit «Hold» und einem Kursziel von 440 Franken eingestuft werden.

Sichtlich Gefallen findet der früher als Leiter der Aktienanalyse bei der Bank J. Safra Sarasin tätige Experte hingegen an den Namenaktien von Swiss Life. Letztere empfiehlt er im Rahmen der Erstabdeckung mit «Buy» und einem Kursziel von 245 Franken zum Kauf. Der Lebensversicherungskonzern profitiere von einer starken Nachfrage im Kollektivlebengeschäft und habe die Abhängigkeit von der Zinsentwicklung in den letzten Jahren erfolgreich reduziert. Auch die Papiere der National-Versicherung werden aufgrund der klaren Fokussierung und des Turnaroundpotenzials im Auslandgeschäft mit «Buy» und einem Kursziel von 70 Franken eingestuft.

An attraktiven Dividendenrenditen interessierte Anleger kommen auch weiterhin nicht um Schweizer Versicherungsaktien herum. Ausserdem schreibt der Experte richtig, dass die Papiere den breiten Markt mit einem Gesamtertrag von 6,6 bis 12,4 Prozent für die Aktionäre über die letzten zehn Jahre geschlagen hätten.

Anders als unsere lieben Banken haben die Versicherungsunternehmen in dieser Zeit nicht substanziell Aktionärswerte vernichtet, sondern solche geschaffen. Ich gehe davon aus, dass sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern wird.

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Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich den amerikanischen Aktienmarkt noch immer für stark korrekturgefährdet halte. In den vergangenen fünf Jahren fielen die dortigen Aktienindizes nicht ein einziges Mal um mindestens 10 Prozent zurück. So etwas gab es noch nie zuvor.

Seit vergangener Woche leuchtet in Übersee eine weitere Warnlampe. Und zwar in Form des Verhältnisses zwischen der Bewertung des Aktienmarktes und der Volatilität. Einem Kommentar der Deutschen Bank entnehme ich, dass dieses Verhältnis seit 1990 nur drei Mal auf einen ähnlich hohen Stand geklettert ist. 1993, 2001 und 2007 folgten am amerikanischen Aktienmarkt jeweils substanzielle Rückschläge.

Anders als damals beschränkt sich die Jagd nach Rendite nicht nur mehr auf Aktien. Mit ihrer Tiefzinspolitik sorgen die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen mittlerweile in nahezu allen Anlageklassen für Exzesse. Sei es bei Anleihen noch immer hoch verschuldeter Länder wie Griechenland oder Portugal, oder aber bei Anleihen von Unternehmensschuldnern mit fragwürdiger Qualität, sogenannten Junk-Bonds. Eigentlich werden die Anleger gar nicht mehr vernünftig für die mit diesen Anlagen verbundenen Risiken entschädigt. Eine Entwicklung, die mir durchaus Sorgen bereitet.

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Vor wenigen Wochen griff ich an dieser Stelle das Thema Übernahme- und Fusionstätigkeit auf. Dabei schrieb ich, dass anders als in der Vergangenheit nicht nur die Aktien der übernommenen Unternehmen, sondern auch die der übernehmenden Firmen mit Kursfortschritten belohnt würden.

Seit Anfang Juni ist diese Geschichte nun um ein Kapitel reicher: Für die 1,55 Milliarden schwere Übernahme der Nuance Group wurden die Papiere von Dufry mit einem regelrechten Kursfeuerwerk belohnt. Und das obschon der Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen an Flughäfen für diese Firmentransaktion eine substanzielle Kapitalerhöhung durchführen muss.

In einer heute erschienenen Unternehmensstudie errechnet der für Kepler Cheuvreux tätige Experte neu ein Kursziel von 200 (170) Franken für die zum Kauf empfohlenen Aktien. Durch die Übernahme der Nuance Group werde der Weltmarktführer noch grösser und noch mächtiger. Darüber hinaus begründet der viel beachtete Experte seine Kaufempfehlung mit den nachlassenden währungsseitigen Widrigkeiten sowie mit intakten organischen Wachstumsaussichten.

Obschon ich völlig mit den in der Unternehmensstudie gemachten Aussagen einig gehe, erachte ich das Kursziel von 200 Franken für etwas gar hoch angesetzt. Letzteres dürfte erst dann erreicht werden, wenn der Beweis vorliegt, dass die Firmenverantwortlichen die Grossübernahme erfolgreich integrieren können.