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In Europa wird das Ende der Finanzkrise gefeiert. Immer mehr Aktienstrategen können sich für die noch vor wenigen Monaten gemiedenen europäischen Bankaktien erwärmen. Und die Resultate der jüngst von Merrill Lynch bei Vermögensverwaltern und Fondsmanagern durchgeführten Umfrage zeigen, dass es sich hierbei nicht um ein blosses Lippenbekenntnis handelt.

Einer der wenigen noch immer kritischen Branchenkenner arbeitet für die Berenberg Bank. Der Experte hat sich in den vergangenen Monaten mit bissigen Kommentaren zur Eigenmittelbasis europäischer Banken einen Namen gemacht. Seine Kommentare sind mittlerweile geradezu berühmt wie auch berüchtigt.

Heute nun warnt der Experte vor zu euphorischen Dividendenerwartungen. Er nennt das vermeintliche Überschusskapital als Achillesferse des Bankensystems. Kurz nach der Jahrtausendwende sei ein Grossteil des Überschusskapitals über grosszügigere Standards bei der Kreditvergabe und über einen Preiskampf unter den Instituten direkt an die Kundschaft geflossen. Der Rest sei für Firmenübernahmen verwendet worden und so den Aktionären der übernommenen Banken zugekommen.

Anders als damals gehe man fälschlicherweise davon aus, dass das während der Finanzkrise angesammelte Überschusskapital in den kommenden Jahren an die Aktionäre zurückgeführt werde. Fälschlicherweise deshalb, weil die Politik und die Behörden Blut geleckt hätten. Das Überschusskapital werde aus heutiger Sicht nicht an die Aktionäre ausgeschüttet, sondern zur Stärkung der Eigenmittelbasis europäischer Banken verwendet.

Die Politik und die Behörden würden nach der Finanzkrise alles daran setzen, selber über die Verwendung des Überschusskapitals zu bestimmen. Insbesondere in Schweden, Norwegen, Grossbritannien, USA und der Schweiz seien Bestrebungen im Gang, die Grössen bei der Berechnung und die Qualität des Eigenkapitals sowie die Modelle für die Berechnung von Risiken neu zu definieren.

Raum für Sonderdividenden oder Aktienrückkäufe nach amerikanischem Vorbild sieht der Experte vor diesem Hintergrund nicht. Die Aktionäre müssten sich mit der regulären Dividende begnügen, so ist er sich sicher. Und eine nachhaltig hohe Dividende sei nur von Banken zu erwarten, die bereits über eine solide Bilanz verfügen und bei welchen eine Steigerung der Eigenkapitalrendite im Vordergrund stehe.

Zu diesen Banken zählt die Berenberg Bank hierzulande auch die UBS. Die Namenaktien der Schweizer Grossbank werden schon seit geraumer Zeit mit einem Kursziel von 20 Franken zum Kauf empfohlen. Im Gegenzug werden jene der Erzrivalin Credit Suisse mit einem optisch tiefen Kursziel von 16 Franken zum Verkauf empfohlen. Erst vor gut einer Woche riet der früher für Bernstein tätige Experte seiner Anlagekundschaft zu Hausse-Engagements bei der UBS und zu gleichzeitigen Baisse-Engagements bei der Credit Suisse.

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Schon seit Wochen fristen die Namenaktien von Holcim ein Mauerblümchen-Dasein. Der Grund liegt bei der stets gelobten starken Stellung in den Schwellenländern. Diese verkommt immer mehr zum Bumerang für den in Jona beheimateten Zementhersteller.

Dass die Papiere mittlerweile wieder am unteren Ende ihres Handelsbandes notieren, verleitet die Bank Vontobel heute zu einer mutigen Kaufempfehlung. In einem Kommentar aus dem Aktienhandel raten die Verfasser der eigenen Anlagekundschaft auf einen Horizont von sechs Monaten zum Einstieg.

Auf Stufe des EV/EBITDA für das kommende Jahr weise Holcim einen Bewertungsabschlag von 3 Prozent gegenüber dem Rivalen Lafarge auf. Gleichzeitig spreche die tiefe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr sowohl im laufenden vierten Quartal wie auch im darauf folgenden Quartal für Ergebnisverbesserungen.

Die Zürcher Privatbank rechnet mit weiteren Optimierungsmassnahmen. Diese sollten die Märkte überzeugen, dass die Rendite auf dem investierten Kapital mittelfristig wieder über die durchschnittlichen Kapitalkosten steige. Rückenwind erhofft man sich unter anderem von der geplanten Verschmelzung der beiden indischen Tochtergesellschaften und den damit verbundenen Synergien.

So richtig überzeugt kommt die Handelsempfehlung für die Aktien von Holcim nicht daher. Alleine schon der Anlagehorizont von sechs Monaten sagt einiges über die Empfehlung aus. In einem Punkt bin ich mit der Bank Vontobel allerdings einig: Die überraschend schwache Kursentwicklung seit Anfang Jahr macht die Titel ins kommende Jahr hinein zu einem Kandidaten für eine Gegenbewegung.

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Es dürfte mehr als nur ein Gerücht sein, dass die Börse in New York fest im Griff von Hedgefonds ist. Alle drei Monate muss dieses Lager gemeinsam mit anderen Grossinvestoren der US-Börsenaufsicht SEC gegenüber ihre Aktienbeteiligungen offenlegen.

Seit vergangener Woche ist bekannt, in welchen amerikanischen Aktien sich Hedgefonds Ende September tummelten. Spitzenreiter ist die American International Group. Bei nicht weniger als 64 Fonds gehörte der Versicherungskonzern zu den zehn grössten Engagements, gefolgt von Apple. Für den Hersteller von Smartphones und Tablet-PC gingen 61 Meldungen bei der SEC ein. Bronze erhielt Google mit 56 Meldungen.

Weitere der Hedgefonds liebste US-Aktien sind General Motors, Citigroup, Facebook, Priceline.com, Charter Communications, Hertz, Elan, Microsoft und CBS.

Über die Aussagekraft dieser Statistiken lässt sich durchaus streiten. In meinen Augen sind sie in den betroffenen Aktien wohl eher als Gegenindikator auszulegen. Interessant wären solche Statistiken übrigens auch für den Schweizer Aktienmarkt.