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Stimmt es, was die Spatzen am Hauptsitz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Bern von den Dächern pfeifen, dann müssen sich nach den Pensionskassen nun auch die Unternehmen sowie die Sparer warm anziehen. Und das nicht nur, weil uns über das Wochenende die erste Kaltwetterfront des Winters erreicht hat. Denn als Antwort auf die von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwartende Geldschwemme könnte die SNB mit einer sofortigen Aufhebung sämtlicher Ausnahmeregelungen für negative Einlagezinsen aufwarten (siehe Kolumne vom 18. November).

Unternehmen, die ihre Frankenguthaben nicht rechtzeitig dem operativen Geschäft zuführen oder einen spontanen Firmenkauf tätigen, wird die rote Karte gezeigt. Dass einige unter ihnen den Schwarzen Peter an die Aktionäre weiterreichen, ist so gut wie sicher.

Sollten sich die Spekulationen rund um diesen geldpolitischen Befreiungsschlag bewahrheiten, wäre auch OC Oerlikon dazu gezwungen, über die Bücher zu gehen. Schätzungen von Kepler Cheuvreux zufolge wird der bekannte Industriekonzern bis Ende Dezember Nettobarmittel in der Grössenordnung von 127 Millionen Franken in den Büchern haben.

Seit Freitag wissen wir, dass in der ersten Hälfte nächsten Jahres etliche hundert Millionen Franken dazukommen. Nicht zuletzt deshalb, weil OC Oerlikon für den Verkauf des Vakuumtechnologiegeschäfts an Atlas Copco deutlich mehr als die von Branchenkennern erwarteten 350 bis 400 Millionen Franken lösen kann.

Den Verkaufserlös miteingerechnet, sagt der für Kepler Cheuvreux tätige Experte dem in Zürich beheimateten Industriekonzern ein Budget von mehr als 1,4 Milliarden Franken für eine Verstärkung der verbleibenden Geschäftsaktivitäten mittels gezielter Firmenübernahmen nach. Es hält aber selbst dann eine Sonderdividende oder ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm für möglich, wenn OC Oerlikon solche Zukäufe tätigt. Die Aktien werden bei Kepler Cheuvreux deshalb folgerichtig mit einem Kursziel von 12 Franken zum Kauf empfohlen.

Für heute in einer Woche lädt das Unternehmen zum diesjährigen Investorentag in die Räumlichkeiten der Schweizer Börse SIX nach Zürich. Gut möglich, dass es sich dann in die Karten blicken lässt, wie der Verkaufserlös für das Vakuumtechnologiegeschäft verwendet werden soll. Für Fantasie ist aus Anlegersicht in jedem Fall gesorgt.

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Wäre der Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers ein Fussballspiel, hätte EZB-Chef Mario Draghi am Freitag die rote Karte wegen Nachtretens gezeigt erhalten. Anlässlich einer Branchenkonferenz in Frankfurt signalisierte er einmal mehr Entschlossenheit im Kampf gegen die schwache Teuerungsentwicklung.

Damit sorgte er für Wasser auf die Mühlen jener, die anlässlich des nächsten geldpolitischen Treffens der Europäischen Zentralbank (EZB) von Anfang Dezember mit einer neuen Runde in der "Politik des billigen Geldes" rechnen. Das blieb nicht ohne Folgen und liess den Euro gegen den Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte April fallen.

Eigentlich hätten die europäischen Aktienmärkte positiv auf die jüngsten Verschiebungen im Währungsgefüge reagieren müssen, stärken diese doch die Stellung europäischer Unternehmen im weltweiten Wettbewerb. Wer am Freitag auf höhere Kursnotierungen wartete, wurde allerdings enttäuscht.

Für Gesprächsstoff sorgte in Handelskreisen eine Strategiestudie aus dem Hause BNP Paribas. Das nicht ohne Grund, wirft der Autor darin doch sämtliche seiner bisherigen Branchenpräferenzen über den Haufen.

In Erwartung eines grösseren Rückschlags während den ersten Monaten des nächsten Jahres rät er der Anlagekundschaft zu einer eher vorsichtigen Haltung. Der Stratege stuft die Aktien aus dem Nahrungsmittelsektor von "Underweight" auf "Neutral" und jene aus dem Pharmasektor von "Neutral" auf "Overweight" herauf. Beides sollte dem Schweizer Aktienmarkt helfen, sind die Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis bei uns doch für gut die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.

Im Gegenzug stuft er den Bergbausektor von "Overweight" auf "Neutral", den Öl- und Gassektor von "Neutral" auf "Underweight", den Detailhandelssektor von "Overweight" um zwei Stufen auf "Underweight" sowie den Chemiesektor von "Neutral" auf "Underweight" herunter.

Bei den Finanzwerten setzt der Studienverfasser neuerdings auf Aktien aus dem Versicherungssektor, wessen Einschätzung er von "Neutral" auf "Overweight" anhebt. Bankaktien senkt er hingegen von "Overweight" auf "Neutral", ebenso wie jene von Finanzdienstleistern.

Obwohl ich weiterhin Vorzeichen für ein Jahresend-Rally sehe, muss ich dem für BNP Paribas tätigen Experten in einem Punkt rechtgeben: Die ersten Monate des nächsten Jahres werden nicht einfach und dadurch zu einer Bewährungsprobe für die europäischen Aktienmärkte (siehe Kolumne vom 20. November).

 

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