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Eine knappe Woche ist es her, dass die Strategen von J.P. Morgan völlig überraschend eine taktische Kaufempfehlung für europäische Bankaktien aussprachen. Überraschend deshalb, weil die mächtige amerikanische Investmentbank ansonsten alles andere als heiss auf Aktien ist.

Allerdings befinden sich die Experten in guter Gesellschaft: Auch bei vielen anderen Banken verspricht man sich von den schon seit Monaten sträflich vernachlässigten europäischen Bankaktien das schnelle Geld. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde das Kind mit ihrer "Politik des billigen Geldes" schon schaukeln, so der Irrglaube.

Während mir Händler bei den Aktien der UBS schon seit Tagen von Käufen aus dem angelsächsischen Raum zu berichten wissen, haben jene der Credit Suisse weiterhin einen schweren Stand.

Längst haben sich die Kursavancen von Anfang Monat als ein Strohfeuer erwiesen, genauso wie die nahezu zeitgleich herumgereichten Börsenspekulationen rund um einen milliardenschweren Coup einer vom ehemaligen Konzernchef Oswald Grübel angeführten Gruppe von Investoren. Dasselbe gilt für die Stimmen, die von Aktienkäufen aus dem Nahen Osten wissen wollen.

Mittlerweile werden die Katar Holding und die arabische Crescent Holding, Offenlegungsmeldungen zufolge vereinen beide je etwas weniger als 5 Prozent der Stimmrechte auf sich, eher auf Seiten der Verkäufer vermutet. Fraglich ist auch, wie lange die beiden bekannten Substanzinvestoren Harris Associates und Franklin Resources dem Treiben bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken tatenlos zuschauen. Anders als die Grossaktionäre aus dem Nahen Osten stehen die Amerikaner unter gehörigem Erfolgsdruck.

Zwei verlustreiche Quartale in Folge haben der Eigenkapitalbasis der Credit Suisse sichtlich zugesetzt. Die für das kommende Jahr in Aussicht gestellte Publikumsöffnung der Universalbank Schweiz muss ein Erfolg werden, alleine schon um diesen Makel beseitigen zu können. Das hat allerdings seinen Preis: Wie Berechnungen von Morgan Stanley zeigen, könnte dieser Befreiungsschlag die zukünftigen Gewinne um bis zu 20 Prozent verwässern (siehe Kolumne vom 12. Mai).

Meines Erachtens sind an Dividenden interessierte Anleger in den Aktien der Erzrivalin UBS oder in den hiesigen Versicherungswerten sehr viel besser aufgehoben.

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Das Börsengeschehen wird gerne mit einem Spielcasino verglichen, in dem finanzkräftige und gut vernetzte Finanzinvestoren meist die besseren Karten haben. Manchmal werden aber auch diese von den Unternehmen "contre-pied" erwischt.

So geschehen bei Ascom. Die unerwartet schwache Auftragslage im Geschäftsbereich Network Testing zwingt den Telekommunikationskonzern aus Bern zu einer einschneidenden Gewinnwarnung. Auf Stufe EBITDA wird das Unternehmen im ersten Halbjahr eigenen Angaben zufolge einen Verlust im mittleren einstelligen Millionenbereich ausweisen.

Das macht Ascom zum Wiederholungstäter. Denn schon im Dezember musste der Telekommunikationskonzern beim Gewinnziel zurückkrebsen. Es überrascht deshalb nicht, dass an der Börse bereits spöttisch von der "ewigen Baustelle" die Rede ist.

Das Nachsehen haben die Grossaktionäre, gibt sich bei den Bernern doch das "Wer ist wer" der hiesigen Unternehmerwelt die Klinke in die Hand. Neben Sterling Strategic Value, der Beteiligungsgesellschaft des bekannten Tessiner Financiers Tito Tettamanti, hält auch der Vermögensverwalter Veraison ein namhaftes Beteiligungspaket. Börsenspekulationen zufolge hat Letzterer jüngst weitere Aktien zugekauft (siehe Kolumne vom 26. Mai).

Eigenen Angaben zufolge befindet sich Ascom zwar mit zwei Interessenten in Verhandlungen über den Verkauf des Sorgenkinds Network Testing. Die Auftragsflaute lässt allerdings nicht auf einen raschen und für die Aktionäre lukrativen Befreiungsschlag hoffen. Dessen ist man sich mittlerweile wohl auch bei Sterling Strategic Value und Veraison bewusst.
 

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