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In den letzten Tagen wurde viel über die Turbulenzen in den Schwellenländern und die davon ausgehenden Gefahren für die beiden Schweizer Grossbanken geschrieben und gesagt. Die Deutsche Bank ist allerdings das erste und bisweilen einzige Bankinstitut, das die Geschäftsaktivitäten von UBS und Credit Suisse in den betroffenen Regionen in einer Studie durchleuchtet und die Engagements näher quantifiziert.

Die Verfasser der Studie schätzen die mit den Schwellenländern in Verbindung stehenden Vermögenswerte bei beiden Schweizer Grossbanken auf 10,7 Prozent aller verwalteten Kundenvermögen. Anders als im Wealth Management gehen die Schätzungen der Experten im Kreditgeschäft auseinander. Bei der Credit Suisse würden 15 Prozent der Kredite auf Schuldner aus aufstrebenden Regionen entfallen, bei der UBS sei es mit 13,9 Prozent hingegen etwas weniger.

Wenig überraschend schätzen die Experten den Beitrag aus den Schwellenländern zum diesjährigen Reingewinn der Credit Suisse auf 21,8 Prozent. Bei der Erzrivalin UBS würden hingegen 19,2 Prozent des Reingewinns aus den aufstrebenden Regionen stammen.

Interessant finde ich auch die Annahmen der Deutsche Bank hinsichtlich des Kreditgeschäfts. Bei der Credit Suisse siedelt das Bankinstitut 2 Prozent aller ausstehenden Kredite in Osteuropa, 5 Prozent in Mittel- und Südamerika und 8 Prozent in Asien an. Bei der UBS entfallen hingegen 1 Prozent auf Schuldner aus Osteuropa, 2 Prozent auf solche aus Mittel- und Südamerika sowie 11 Prozent auf Schuldner aus Asien.

Der Deutschen Bank zufolge besteht die Schwierigkeit vieler Schwellenländer darin, den Währungsturbulenzen Herr zu werden. Komme ein Land der eigenen Währung über Leitzinserhöhungen zu Hilfe, laufe es Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Unternehme es hingegen nichts gegen die Währungsfluktuationen, nehme es Inflation in Kauf. Diese führe in der Folge ebenfalls zu höheren Zinsen und die Wirtschaft nehme dennoch Schaden. Oft münde ein Währungsschock deshalb in einem Kreditschock.

Im Kreditgeschäft stehen die beiden Schweizer Grossbanken im europäischen Vergleich noch ziemlich gut da. Wären da nicht indirekte Schockwellen in Richtung des Investment Bankings. Neben dem Eigenhandel, der sogar direkt betroffen ist, dürften sich die Turbulenzen auch in den Kapitalmarktaktivitäten niederschlagen. Dies gilt insbesondere für die in diesem Bereich stark engagierte Credit Suisse.

Vermutlich rät JP Morgan in einem heute erschienenen Kommentar dazu, die Aktien der Schweizer Grossbank aufgrund der von den Schwellenländern ausgehenden Risiken bis auf weiteres zu meiden. Bei den europäischen Investmentbanken sei die Credit Suisse das am stärksten betroffene Institut. Entwarnung gibt JP Morgan hingegen für die Aktien der UBS.

Im Laufe dieser Woche werden die beiden Schweizer Grossbanken ihre Jahresergebnisse präsentieren. Ich erhoffe mir anlässlich der Ergebnisveröffentlichungen auch Aussagen der Firmenverantwortlichen zu den Turbulenzen in den Schwellenländern.

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Im April läuft der Aktionärsbindungsvertrag zwischen Nestlé und den Familienaktionären von L'Oréal aus. Als sicher gilt nur, dass die beiden Schlüsselaktionäre des französischen Kosmetikherstellers den Vertrag nicht mehr verlängern werden.

Schon seit Wochen wird deshalb darüber spekuliert, ob sich Nestlé von der Beteiligung trennen werde. Mit dem Verkauf des Sorgenkinds Jenny Craig, dem an Givaudan gehaltenen Beteiligungspaket sowie dem amerikanischen Geschäft mit Tiefkühlpizzen haben die Westschweizer deutliche Zeichen gesetzt.

Darüber hinaus gelangte L’Oréal erst vor wenigen Wochen mit einem unmoralischen Angebot an Nestlé: Die Franzosen signalisierten Interesse an der Beteiligung, um die so erworbenen Aktien anschliessend zwecks einer Verdichtung der zukünftigen Gewinne zu vernichten.

Anders als viele seiner Berufskollegen schliesst der für Nomura tätige Experte allerdings nicht aus, dass Nestlé den Spiess umdreht und den Aktionären von L’Oréal eine Übernahmeofferte unterbreiten wird.

2001 habe Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck einen Plan vorgelegt, seinen Arbeitgeber zu einem Nahrungs-, Kosmetik- und Pharmaunternehmen umzubauen. Damals sei sogar eine Mehrheitsbeteiligung bei L’Oréal angestrebt worden, so der Experte weiter.

Der Markt versteife sich auf die Idee, dass sich Nestlé vom Beteiligungspaket trennen und für den Verkaufserlös eigene Aktien zurückkaufen werde. Sollten sich die Westschweizer für eine vollständige Übernahme von L’Oréal entscheiden, bestehe hingegen Enttäuschungspotenzial.

Sein für Société Générale tätiger Berufskollege verweist zudem auf das französische Börsengesetz. Dieses verbiete Unternehmen, während eines Jahres mehr als 10 Prozent der eigenen Aktien zu erwerben. Entscheide sich Nestlé für einen Beteiligungsverkauf an L’Oréal, müsse ein solcher deshalb über mehrere Jahre in drei Tranchen erfolgen.

Vermutlich sind die Würfel am Hauptsitz von Nestlé in Vevey längst gefallen. Bleibt abzuwarten, wann das Westschweizer Unternehmen die Katze aus dem Sack lässt – und wie diese dann aussieht.