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Das Umfeld für Firmenübernahmen und -fusionen könnte nicht besser sein: Viele Unternehmen schwimmen geradezu in Barmitteln, und Fremdkapital ist reichlich und zu attraktiven Konditionen zu haben. Dazu kommen zunehmend freundlichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Dennoch blieb die schon seit längerer Zeit erwartete Übernahmewelle auch im vergangenen Jahr wieder aus.

Einer Studie von BNP Paribas zu diesem Thema entnehme ich, dass das Transaktionsvolumen in Europa bei weniger als 1000 Milliarden Dollar lag. Dies entspreche weniger als dem halben Volumen des bisherigen Rekordjahres 2007. Ähnlich gestalte sich die Situation in Übersee, so die Studienverfasser.

Dennoch halten die Strategen mit geringfügigen Anpassungen an ihrer 18 Unternehmen starken Liste möglicher Übernahmekandidaten in Europa fest. Mit Clariant, Nobel Biocare und Temenos finden sich auch drei bestens bekannte Schweizer Firmen auf der Liste. Darüber hinaus setzt sich letztere aus Ansaldo, Arkema, Lanxess, Bankinter, RSA, Shire, Stada, Africa Oil, Maurel et Prom, Aveva, Steria, Colt, Jazztel, Telecom Italia und Vodafone zusammen.

Dass vorwiegend Unternehmen aus den Sektoren Gesundheit und Chemie auf der Liste zu finden sind, ist übrigens kein Zufall. Denn den Strategen zufolge verfügen die meisten dieser Unternehmen auf Basis des Verhältnisses zwischen der Nettoverschuldung und dem EBITDA über starke Bilanzen. Gleichzeitig hätten sie aber mit rückläufigen Eigenkapitalrenditen zu kämpfen. Der Druck auf die Firmenverantwortlichen sei deshalb besonders gross, sich auf fremdfinanzierte Firmenübernahmen oder Fusionen einzulassen.

Im vergangenen Jahr lag BNP Paribas gerademal bei Kabel Deutschland und Invensys richtig, was den Franzosen einmal einen Kursgewinn von 37 Prozent und einmal einen solchen von 55 Prozent bescherte. Dennoch schnitt die Liste der Übernahmekandidaten mit einem Plus von 36,8 Prozent deutlich besser als der um 20,1 Prozent höhere Stoxx Europe 50 Index ab.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine gestern Nachmittag bei gut einem Dutzend auf Übernahmesituationen spezialisierten Händlern und Analysten durchgeführten Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg. In der Umfrage wurden nebst zahlreichen anderen europäischen Unternehmen auch die üblichen Verdächtigen wie Clariant, Actelion, National-Versicherung, Nobel Biocare und Temenos als mögliche Ziele genannt.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass auch ich schon seit geraumer Zeit mit einer Belebung der Übernahme- und Fusionstätigkeit rechne. Ich bin jedenfalls gespannt, ob der Damm im laufenden Jahr endlich bricht.

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Eine Kaufempfehlung aus dem Hause Vontobel beschert den Namenaktien von Straumann heute Freitag einen Höhenflug. Händlern zufolge erwischt das Zürcher Bankinstitut damit das Lager der Baissiers eiskalt auf dem falschen Fuss und zwingt es zu Deckungskäufen.

Die Verfasserin der Kaufempfehlung zeigt sich zuversichtlich, dass vom Einstieg des in Basel beheimateten Dentalimplantateherstellers ins Tiefpreissegment Fantasie für die Aktionäre ausgeht. Dieser Markt werde jährlich mit 6 Prozent wachsen und jenen für Premiumimplantate in den Schatten stellen. Straumann verfüge über eine gute Ausgangslage für einen schnellen Eintritt ins Tiefpreissegment. Und da tiefere Preise nicht zwingend auch tiefere Margen bedeuten würden, werde das Unternehmen damit in Zukunft besser fahren. Neu errechnet die Analystin ein Kursziel von 213 (183) Franken für die neu zum Kauf empfohlenen Aktien von Straumann.

Nicht erwähnt wird in der Unternehmensstudie hingegen das überraschend starke Quartalsergebnis des US-Medizinaltechnikunternehmens Biomet von vor gut einer Woche. Die weltweite Nummer vier im Markt für Dentalimplantate verzeichnete erstmals seit mehreren Quartalen wieder ein Umsatzplus, und zwar eines von 5 Prozent. Im Heimmarkt USA stieg der Umsatz sogar um 10 Prozent. In beiden Fällen wurden die jeweiligen Erwartungen bei weitem übertroffen.

Noch bleibt unklar, ob das beachtliche Ergebnis von Biomet hausgemacht ist, oder ob sich davon positive Rückschlüsse auf andere Anbieter wie Straumann ziehen lassen. Als kleinerer Anbieter verloren die Amerikaner in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile. Es darf deshalb angenommen werden, dass es sich um eine Nachfrageerholung in den Absatzmärkten handelt.

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Der Internetgigant Google diversifiziert immer mehr von seinem ursprünglichen Kerngeschäft weg. Eigenen Angaben zufolge forschen die Amerikaner derzeit an einem Prototypen einer Kontaktlinse, welche den Blutzucker in der Tränenflüssigkeit von Diabetespatienten misst. Der Prototyp sei bereits in mehreren klinischen Studien erprobt worden, so heisst es.

Und obschon die Kontaktlinse die Marktreife noch nicht hat, spekuliert man an den Märkten schon heute über mögliche Partnerunternehmen für Google. Neben Johnson & Johnson fällt dabei auch der Name von Novartis. Bei der Tochtergesellschaft Alcon verfügen die Basler seit der Verschmelzung mit Ciba Vision sowohl über die nötige Erfahrung als auch über die entsprechenden Absatzkanäle für eine solche Kontaktlinse.