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Nestlé, Roche und Novartis - in den letzten Jahren galten die drei Indexschwergewichte als das Mass aller Dinge. Sie waren es, die dafür sorgten, dass der Swiss Market Index (SMI) regelmässig weit oben auf der Bestenliste der europäischen Börsenbarometer zu finden war.

Und auch während der pandemiebedingten Krise der letzten Wochen und Monate stellten diese Aktien ihre defensiven Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis. Anders als so manches andere Unternehmen aus dem SMI hielten Nestlé, Roche und Novartis an ihren diesjährigen Zielvorgaben fest. Darüber abgerechnet wird zwar erst im kommenden Frühjahr. Allerdings versprechen die ab Mitte Juli anstehenden Halbjahresergebnisse erste wertvolle Erkenntnisse darüber, ob die Firmenverantwortlichen nicht doch etwas gar hoch pokern. Das mag insbesondere für Nestlé-Chef Mark Schneider gelten.

Seit dem grossen Derivatverfall von vor wenigen Wochen häufen sich nun aber die Anhaltspunkte, wonach die defensiven Qualitäten der drei Indexschwergewichte nicht länger gefragt sind. Das könnte auch für den SMI zum Problem werden, immerhin sind die drei Traditionsunternehmen für mehr als die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich. Schwächeln die Schwergewichte, schwächelt das Börsenbarometer.

Bei den Genussscheinen von Roche geht das Rekordhoch bei knapp 360 Franken auf Ende April zurück, bei den Aktien von Nestlé sogar auf den Spätsommer letzten Jahres. Damals kosteten die Papiere in der Spitze etwas mehr als 113 Franken.

Bei den Novartis-Aktien erweisen sich die jüngsten Kursgewinne als blosses Strohfeuer (Quelle: www.cash.ch)

Den Aktien von Novartis liess sich zuletzt selbst mit einer geballten Ladung an Kaufempfehlungen nicht nachhaltig neues Leben einhauchen. Es blieb bei einem blossen Strohfeuer.

Das dürfte den Fondsmanagern aktiv verwalteter Vermögensgefässe in die Hände spielen. Erst kürzlich zählte die UBS die drei SMI-Schwergewichte zu den "Top Ten" der am häufigsten gegenüber der eigentlichen Indexgewichtung untergewichteten Aktien weltweit.

An diese neue Realität müssen wir uns am Schweizer Aktienmarkt erst noch gewöhnen – wobei das letzte Wort wohl erst dann gesprochen ist, wenn bei den meisten der hiesigen Unternehmen die Zahlenkränze für die erste Jahreshälfte und damit das wahre Ausmass der Pandemie bekannt ist.

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Da muss der Finanzchef von Swiss Life ja ziemlich überzeugend gewesen sein, als er sich in den letzten Tagen mit Peter Eliot von Kepler Cheuvreux auf einer Road-Show den interessierten Investoren stellte. Kaum zurück im Büro, bekräftigte der viel beachtete Versicherungsanalyst seine "starke" Kaufempfehlung sowie ein Kursziel von 390 Franken für die Aktien des Lebensversicherungskonzerns.

Er fühle sich in seinen vergleichsweise hohen Dividendenerwartungen bestärkt und rechne spätestens ab Anfang nächsten Jahres mit einer Wiederaufnahme des zuvor eingestellten Aktienrückkaufprogramms, so hielt er am gestrigen Mittwoch in einem Kommentar an seine Anlagekundschaft weiter fest.

Zur Erinnerung: Für das laufende Jahr geht Eliot von einer kräftigen Dividendenerhöhung auf 22 (zuvor 15) Franken je Aktie aus, gefolgt von 24 und 27 Franken für die beiden Folgejahre. Das entspräche zu heutigen Kursen einer Rendite von fast acht Prozent. Damit würde Swiss Life in einer ähnlichen Liga wie Zurich Insurance oder Swiss Re spielen.

Seit Wochen im Seitwärtstrend gefangen: Die Aktien von Swiss Life (Quelle: www.cash.ch)

Im vorbörslichen Handel noch gefragt, gerieten die Aktien von Swiss Life im weiteren Tagesverlauf zusehends unter Abgabedruck. Bei Börsenschluss resultierte ein Minus in Höhe von 1,6 Prozent.

Zumindest eine kleine Genugtuung für den Swiss-Life-Finanzchef und den Analysten gibt es allerdings: Am heutigen Donnerstag zieht der Kurs nun kräftig an – wenn auch mit etwas Verspätung.

 

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