Auch in den ersten Wochen dieses Jahres zerriss der Euro gegen den Franken keine grossen Stricke. Erst im Laufe des gestrigen Nachmittags schien etwas Bewegung in das Währungspaar zu kommen.

Vermutlich steht diese Bewegung im Zusammenhang mit einer Strategiestudie aus dem Devisenhandel der Deutschen Bank. Darin listen die Verfasser ein Duzend konkrete Handelsempfehlungen für das Jahr 2013 auf.

Eine dieser Empfehlungen lautet Euro gegen Franken zu kaufen. Die Schweizerische Nationalbank habe bisher gute Arbeit bei der Verteidigung des im Vorjahr eingeführten Mindestkurses für den Euro geleistet. Da die Schweiz noch immer einen Handelsbilanzüberschuss aufweise, sei beim Euro zwar nicht mit einer raschen Rückkehr auf die Kaufkraftparität bei 1,35 Franken zu rechnen. Ein taktischer Vorstoss in die Region von 1,25 Franken wird der Einheitswährung allerdings durchaus zugetraut.

Die Experten rechnen hierzulande im Jahresverlauf mit einer kontinuierlich höheren Teuerung. Aufgrund der dadurch tieferen Realzinsen werde der Franken an Attraktivität verlieren. Gleichzeitig drohe der Status der Schweiz als sicherer Hafen verloren zu gehen. Ein Grossteil des in den letzten Jahren aus dem Ausland eingegangenen Kapitals sei auf Bankkonti parkiert worden. Aufgrund der von zahlreichen Banken eingeführten Negativzinsen werde ein Kapitalabfluss im Jahresverlauf immer wahrscheinlicher.

Ich bin eher skeptisch, was eine kurzfristige Erholung des Euros gegenüber dem Franken anbetrifft. Denn Ende Dezember sass die Schweizerische Nationalbank auf Devisenreserven im Gegenwert von nicht weniger als 427,2 Milliarden Franken. Jegliche Erholungsversuche könnten von unseren Währungshütern zur Reduktion dieser Reserven auf ein vernünftigeres Niveau genutzt werden. Daher scheint mir die Prognose eines taktischen Vorstosses des Euros in die Region von 1,25 Franken fürs erste etwas gar optimistisch.

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Einmal im Monat veröffentlicht Helvea unter dem Titel «Made in Switzerland» eine Strategiestudie zum Schweizer Aktienmarkt. In der Ausgabe für den Monat Januar schlagen die Studienverfasser überraschend vorsichtige Töne an.

Zwar erweise sich die unkonventionelle Geldpolitik vieler Zentralbanken in Kombination mit den auf gewaltigen Barmittelbeständen sitzenden Unternehmen als starke Stütze für die Märkte. Gleichzeitig sei mit den von der Europäischen Zentralbank gegen die Folgen der Schuldenkrise eingeleiteten Massnahmen Ruhe eingekehrt. Und obschon die Krise alles andere als ausgestanden sei, entfalte die Geldpolitik ihre Wirkung bis in die Peripherieländer. In den USA sei im Laufe des Monats Februar erneut eine heftige Diskussion um die Schuldenobergrenze und die Fiskalpolitik zu erwarten. Diese Diskussion werde an den Märkten eine gewisse Nervosität verbreiten.

Sichtlich Sorgen bereitet den Genfer Strategen die in den vergangenen drei Monaten beobachteten Gewinnschätzungsreduktionen. Bei 60 Prozent der von Helvea abgedeckten Unternehmen sei es auf Stufe des diesjährigen EBIT zu Abwärtsrevisionen gekommen. Und interessanterweise habe nur gerade ein Fünftel der Aktien der betroffenen Unternehmen negativ darauf reagiert. Damit verbunden sei es über die vergangenen Monate zu einer substanziellen Höherbewertung dieser Aktien gekommen.

Um eine Fortsetzung der Hausse sicherzustellen bedürfe es aus heutiger Sicht ein anziehendes Gewinnwachstum. Die Strategen lassen deshalb das Argument eines dramatisch unterbewerteten Aktienmarktes nicht mehr länger gelten. Auf Sektorebene raten die Experten von gezielten Wetten ab, erwarten sie doch sogar innerhalb einzelner Sektoren mit einer stark unterschiedlichen Entwicklung der Aktienkurse.

Im Segment der Standardwerte findet Helvea an den Valoren von Roche und UBS gefallen. Im Segment kleinerer und mittelgrosser Unternehmen favorisieren die Genfer die Aktien von Arbonia, Comet, Dätwyler, Swiss Life und Tecan.

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In den letzten Wochen fristeten die Namenaktien von Nestlé ein Mauerblümchen-Dasein. Aufgrund ihres defensiven Charakters wurden die Papiere gerade von ausländischen Grossinvestoren links liegen gelassen.

Umso mehr überrascht mich, dass Merrill Lynch heute eine Lanze für den Westschweizer Nahrungsmittelhersteller bricht. In einer Unternehmensstudie stuft der viel beachtete Verfasser die Aktien mit einem Kursziel von 68 (65) Franken von «Neutral» auf «Buy» hoch.

Der Experte sieht in der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der letzten 12 Monate eine attraktive Einstiegsgelegenheit, rechnet er 2013 doch mit einer Aufholjagd auf den europäischen Konsumgütersektor. Sei Nestlé in der Vergangenheit mit einem Bewertungsaufschlag von 10 Prozent gehandelt worden, so weise das Unternehmen aktuell einen Abschlag von rund 11 Prozent gegenüber Unilever und anderen Mitbewerbern auf.

Bei Merrill Lynch traut man den Westschweizern im Jahresverlauf eine organische Wachstumsbeschleunigung auf 6,6 Prozent und damit über die firmeneigene Zielbandbreite von 5 bis 6 Prozent zu. Aufgrund wegfallender Hemmnisse werde das Gewinnwachstum sogar überproportionale 9 bis 10 Prozent steigen.

Nestlé ist zweifelsohne ein gut geführtes und qualitativ hochwertiges Unternehmen mit einer attraktiven Dividendenrendite. Im aktuellen Marktumfeld sehe aufgrund der nahezu ausschliesslich defensiven Qualitäten zumindest absolut betrachtet allerdings kaum Raum für eine überdurchschnittliche Kursentwicklung. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich die Bewertungsdifferenz durch rückläufige Aktiennotierungen bei anderen Mitbewerbern wie Unilever verringert.