Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Den Hauptsitz der Credit Suisse trennen am Paradeplatz in Zürich nur wenige Schritte von jenem der UBS. Dennoch gehen die beiden Grossbanken bei der Strategie schon seit Jahren unterschiedliche Wege. Während die Credit Suisse unbeirrt am Investment Banking festhält, hat sich die Platzrivalin mittlerweile weitestgehend aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen.

An der Börse hat man längst ein Urteil gefällt, welcher Weg der richtige ist: Die Dividendenausschüttungen einberechnet, haben sich die Namenaktien der UBS seit März 2009 mehr als im Kurs verdoppelt. Nicht so die Papiere der Credit Suisse, die seit damals nur um gut 20 Prozent zulegen konnten. Im Sommer 2012 durchlief der Kurs nach einer Rüge durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) und einer dadurch erzwungenen Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe mit 16 Franken seinen vorläufigen Tiefpunkt.

Geht es nach dem Bankenexperten der Société Générale, dann dürfte die Entscheidungsträger der kleineren der beiden Grossbanken früher oder später ein "Déjà-Vu" ereilen. Auf Basis des für das dritte Quartal veröffentlichten Zahlenkranzes habe das Leverage Ratio per Ende September 2,3 Prozent betragen. Mit einem Wert von 3 Prozent oder mehr seien andere Investmentbanken in diesem Zusammenhang signifikant besser aufgestellt.

Der Experte erwartet, dass die SNB Druck auf die Credit Suisse ausüben wird, um das Leverage Ratio zu erhöhen. In Erwartung einer weiteren gewinnverwässernden Kapitalerhöhung werden die Aktien beim französischen Bankinstitut von "Hold" auf "Sell" zurückgestuft und das 12-Monats-Kursziel auf 19 (29) Franken zusammengestrichen.

Die Botschaft des Bankenexperten ist unmissverständlich klar: Bei einem Mindesterfordernis für das Leverage Ratio von 3,5 Prozent fehlen der Grossbank derzeit 11,5 Milliarden Franken. Unter günstigen Bedingungen schmelze dieses Eigenkapitaldefizit bis Ende nächsten Jahres auf 6,5 Milliarden Franken.

Um eine Stärkung der Eigenkapitalbasis umgehen zu können, sei eine Reduktion der risikogewichteten Aktiven um Umfang von 175 Milliarden Franken notwendig, so der Experte weiter.

Klare Worte findet auch sein für die Berenberg Bank tätiger Berufskollege, der die Aktien sogar mit einem Kursziel von 16 Franken zum Verkauf empfiehlt. In einer Studie zum europäischen Bankensektor fordert er, dass sich die Credit Suisse in Einzelbereiche aufspaltet. Nur so sei es der Grossbank möglich, Aktionärswerte zu schaffen. Darf man dem Experten Glauben schenken, dann ist der Druck aus dem Aktionariat allerdings noch nicht gross genug.

Eine weitere Rüge durch die SNB könnte quasi über Nacht zu einem grundlegenden Umdenken der Entscheidungsträger führen. Anders als die UBS verfügt die Credit Suisse im Wealth Management allerdings nicht über dieselbe vorteilhafte Ausgangslage, um dieses zum zukünftigen Schwerpunkt des Geschäftsmodells zu machen. Deshalb könnte der Rivalin Julius Bär eine wichtige Rolle zuteil werden. Spekulationen rund um eine Annäherung der beiden Banken gibt es ja schon länger.

Die Entscheidungsträger der Credit Suisse sind mehr denn je gefordert. Dasselbe gilt für das Zweiergespann bestehend aus SNB und Finma. Allzu grosse Hoffnungen dürfen sich die leidgeplagten Aktionäre indes nicht machen.

***

Die amerikanische Wirtschaft feuert auf allen Zylindern. Schon seit Wochen treffen in diesem Zusammenhang geradezu beeindruckende Nachrichten aus Übersee ein.

Für die Strategen von JP Morgan ist deshalb klar: Die Vertreter der US-Notenbank müssen schon bald an der Zinsschraube drehen – und werden dies wenn nötig auch tun.

Die Experten fühlen sich vom jüngsten Treffen des Offenmarktausschusses in dieser Haltung bestätigt. Das Treffen habe eine restriktivere Haltung bei den Mitgliedern an den Tag gebracht als bisher. Vor dem Hintergrund der wachsenden Wirtschaft und des immer engeren Arbeitsmarktes sei diese nicht weiter erstaunlich.

Die Strategen rechnen ab Mitte nächsten Jahres in einem ersten Schritt mit drei aufeinanderfolgenden Leitzinserhöhungen im Umfang von je 25 Basispunkten durch die US-Notenbank. Für das darauffolgende Jahr erwarten sie dann nicht weniger als sechs weitere Anhebungen.

Obschon den Finanzmärkten die Leitzinserhöhungen höchstwahrscheinlich angekündigt werden, befürchtet man bei JP Morgan Schockwellen. Nach sieben von Nullzinsen geprägten Jahren sei an den Märkten eine Abhängigkeit davon entstanden. Alleine schon die Ungewissheit, wer von den steigenden Zinsen auf dem falschen Fuss erwischt werde, werde im Laufe des nächsten Jahres über weite Strecken auf die Kurse drücken.

Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass der amerikanische Aktienmarkt in den nächsten Wochen weit über die bisherigen Rekordstände hinaus steigen wird (siehe gestrige Kolumne). Auch wenn ich es den mutigen Marktakteuren durchaus gönnen möchte.