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Wenn eine Aktie eigenen Mustern folgt, dann ist es hierzulande jene von Syngenta. Den Papieren des in Basel beheimateten Agrarchemieherstellers wird sogar eine gewisse Eigenwilligkeit nachgesagt, und das aus gutem Grund.

Denn während der breit gefasste Swiss Performance Index auf seiner Rekordjagd über die letzten zwölf Monate um knapp 10 Prozent zulegen konnte, büssten die Aktien von Syngenta mehr als 12 Prozent ein. In den letzten Handelstagen konnten sie sich allerdings erfolgreich aus dem in dieser Zeit entstandenen Abwärtstrend befreien und relative Stärke beweisen.

An den längerfristigen Wachstumstreibern wie dem Bevölkerungswachstum, der immer eiweissreicheren Ernährung oder dem vermehrten Einsatz von Bioethanol gab es eigentlich nie Zweifel. Aufgrund der beschränkt vorhandenen Anbaufläche laufen nämlich alle diese Faktoren auf dasselbe hinaus: Die Landwirtschaft ist mehr denn je auf eine Verbesserung der Produktivität angewiesen, was sich in Form einer höheren Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln und Spezialsaatgut bemerkbar machen sollte.

Neu ist, dass sich die Rahmenbedingungen nun auch auf kurze Sicht spürbar aufgehellt haben. So sind die Agrarrohstoffpreise zuletzt wieder deutlich gestiegen. Den Landwirten bleibt unter dem Strich mehr verfügbares Einkommen. Dementsprechend nimmt ihre Investitionsbereitschaft in Spezialsaatgut oder Pflanzenschutzmitteln zu. Darüber hinaus ist für Syngenta aus dem währungsseitigen Gegenwind mittlerweile Rückenwind geworden. Dies gilt insbesondere für den Schlüsselmarkt Brasilien.

Ein weiteres Argument entnehme ich einem Kommentar aus dem Handel von Jefferies in Frankfurt. Im Kommentar spricht der Verfasser den Rückstand der Aktien von Syngenta auf jene von Monsanto an und ortet ein interessantes Nachholpotenzial.

An dieser Stelle sei gesagt, dass der Basler Agrarchemiehersteller schon seit je her mit einem deutlichen Bewertungsabschlag auf den US-Rivalen gehandelt wird. Dennoch hat sich die Schere über die letzten 12 Monate weit geöffnet. Zu weit, wie ich finde.

Während viele Schweizer Standardwerte in der Nähe ihrer zuletzt erklommenen Höchststände liegen, stehen die Papiere von Syngenta noch immer deutlich darunter. Mit anderen Worten: Die den anderen Unternehmen und ihren Aktien drohende Korrektur hat das Basler Unternehmen bereits hinter sich. Nach dem Ausbruch aus dem längerfristigen Abwärtstrend spricht einiges für ein eindrucksvolles Comeback.

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Für gewöhnlich fristen die Namenaktien der Zurich Insurance Group nach dem Dividendenabgang von Anfang April auf Monate hinaus ein Mauerblümchen-Dasein. In diesem Jahr ist allerdings alles ein bisschen anders: Händlern zufolge konnten die Papiere des in Zürich beheimateten Versicherungskonzerns dank gezielten Käufen aus dem angelsächsischen Raum zumindest einen Teil der Dividende wieder wettmachen.

Auf den ersten Blick weiss der vergangene Woche für das erste Quartal veröffentlichte Zahlenkranz zu überzeugen, liegt dieser doch sowohl beim operativen Gewinn als auch beim Reingewinn deutlich über den jeweiligen Konsensschätzungen. Da die Gewinnentwicklung gleich von mehreren Sonderfaktoren aufgebläht wurde, hielt sich die Euphorie der Märkte dennoch in Grenzen.

Für Wasser auf die Mühlen der Haussiers sorgt nun Goldman Sachs. Obschon die Zurich Insurance Group kein Geheimnis daraus macht, über die nächsten Jahre im grossen Stil investieren zu wollen, machen die Amerikaner Raum für ein Aktienrückkaufprogramm aus. In den Jahren 2015 und 2016 erwartet der verantwortliche Experte Rückkäufe im Gesamtwert von nicht weniger als 3 Milliarden Dollar. Mit seinen Gewinnschätzungen für das Jahr 2016 liegt er deshalb um 7 Prozent über den jeweiligen Konsensschätzungen. Dieser Umstand spiegelt sich auch im"Conviction Buy" lautenden Anlageurteil sowie im optisch hohen 12-Monats-Kursziel von 340 Franken wider.

Wenn ich dem Zahlenkranz für das erste Quartal etwas Positives abgewinnen kann, dann die beim Überschusskapital erzielten Fortschritte. Ob dieses allerdings ausreicht, um in Zukunft eigene Aktien zurückzukaufen, ist fraglich. Ich werte die von Goldman Sachs gemachten Aussagen deshalb vor allem als Effekthascherei.

Noch immer warte ich bei der Zurich Insurance Group vergeblich auf den strategischen Befreiungsschlag. Dem einstigen Börsenliebling gelingt es nämlich auch weiterhin nicht, sein wahres Ertragspotenzial freizusetzen. Bis dahin ist eine grundlegende Neubeurteilung und –bewertung dieser Aktien sehr unwahrscheinlich.