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Auch am Schweizer Aktienmarkt ist die Unternehmensberichterstattung für das zurückliegende erste Quartal längst angelaufen. Allerdings melden sich die Strategen von JP Morgan erst jetzt zu Wort und sagen, welche europäischen Firmen für Überraschungen gut sind.

Was die Experten über die hiesigen Unternehmen zu sagen haben, möchte ich meinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten.

Die Namenaktien von Novartis werden bei JP Morgan zwar nur mit «Neutral» und einem Kursziel von 76 Franken eingestuft. Dennoch trauen die Amerikaner dem Basler Gesundheitskonzern am kommenden Donnerstag ein besser als erwartetes Quartalsergebnis zu. Dank Verzögerungen beim Markteintritt von Konkurrenzpräparaten für das Blutdruckmedikament Diovan in den USA und einem starken Absatz bei jungen Produkten wie Gilenya, Tasigna und Afinitor werde Novartis zu konstanten Wechselkursen beim Gewinn je Aktie ein Plus von 5 Prozent melden.

Da Diovan wider anders lautenden Erwartungen auch im laufenden Quartal keine Konkurrenz drohe, sei eine Erhöhung der firmeneigenen Jahresprognosen wahrscheinlich. Dass die Basler im Impfstoffgeschäft mit Gegenwind sowie mit widrigen Wechselkursbedingungen zu kämpfen hätten, sei dem Markt hingegen bestens bekannt. Darüber hinaus rechnen Experten mit ermutigenden Aussagen zum Wirkstoff LCZ696 gegen akutes Herzversagen.

Auch bei Clariant gehen die Strategen von einem vermutlich starken Quartalsergebnis aus. Zumindest spreche das freundlichere Wirtschaftsumfeld für ein solches. Gleichzeitig profitiere das Unternehmen von strukturellen Wachstumstreibern innerhalb des eigenen Firmenportfolios. Sowohl im Bereich Catalyst Chemicals als auch auch in jenem mit Care Chemicals halten die Experten ein im mittleren einstelligen Prozentbereich liegendes Umsatzwachstum für möglich. Mit einem geschätzten EBITDA von 256 Millionen Franken liegen die Prognosen von JP Morgan am oberen Ende der Erwartungsbandbreite. Die Aktien werden mit «Overweight» und einem Kursziel von 20 Franken zum Kauf empfohlen.

Wenig schmeichelhafte Worte finden die Amerikaner hingegen für Swiss Re. Beim Rückversicherer gebe es gleich drei Gründe, weshalb im Hinblick auf die Quartalsergebnispräsentation von Anfang Mai Vorsicht angebracht sei. Die Entwicklung der Prämiensätze sei ganz klar rückläufig, wobei das Ausbleiben von Naturkatastrophen und eine solide Leistung beim Kapitaleinsatz diese Entwicklung nur teilweise auffangen könne.

In der Vergangenheit habe sich das Unternehmen durch eine grosszügige Dividendenpolitik einen Namen gemacht. Da die während zwei aufeinanderfolgenden Jahren ausbezahlte Sonderdividende die Handschrift des ausscheidenden Finanzchefs trägt, erwarten die Strategen mittelfristig eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung der Aktien von Swiss Re. Für eine solche sprächen auch das im Branchenvergleich schwache Abschneiden bei der risikobereinigten Preisgestaltung sowie das über die letzten Jahre kontinuierlich ausgedünnte Überschusskapital. Im vergangenen Jahr hätten die mit «Underweight» und einem Kursziel von 79 Franken zum Verkauf empfohlenen Papiere im Vorfeld des Dividendenabgangs 15 Prozent gewonnen. Danach seien sie bis zur Veröffentlichung des Quartalsergebnisses um 3 Prozent und im darauffolgenden Monat um weitere 6 Prozent zurückgefallen.

ABB und die Zurich Insurance Group werden bei JP Morgan nur am Rande abgehandelt. Nach einer Ergebnisenttäuschung bei Philips nehmen die Strategen für ABB eine eher vorsichtige Haltung ein. Diese begründen sie mit der Aussage, dass sich die Bautätigkeit in China im zurückliegenden ersten Quartal verlangsamt habe. Darüber hinaus habe der niederländische Elektronikkonzern mit negativen Wechselkursverschiebungen zu kämpfen gehabt. Ähnliches könnte ABB drohen, so heisst es weiter.

Was die Zurich Insurance Group anbetrifft, erhoffen sich die Experten von der Quartalsergebnispräsentation des deutschen Mitbewerbers Allianz erste konkrete Anhaltspunkte. Viel Fleisch am Knochen hat der Kommentar von JP Morgan jedenfalls nicht. Dass die Aktien des in Zürich beheimateten Versicherungskonzerns weiterhin mit «Overweight» und einem optisch hohen Kursziel von 330 Franken zum Kauf empfohlen werden, spricht allerdings Bände.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Amerikaner mit ihren Prognosen in der Vergangenheit nicht immer richtig lagen. Wie Aktien auf Ergebnisse reagieren, ist nicht zuletzt auch von der Erwartungshaltung der Anleger abhängig. Nicht selten tritt ein «Sell the rumor and buy the facts» oder aber ein «Buy the rumor and sell the facts» ein, was eine vernünftige Beurteilung im Vorfeld noch schwieriger macht.

So ist der vom Bestseller Diovan ausgehende Rückenwind bei Novartis kein Geheimnis. Und bei der Zurich Insurance Group würde eine weitere Ergebnisenttäuschung niemanden überraschen, weshalb sich das Abwärtspotenzial dieser Aktien vermutlich in Grenzen hält. Ähnliches gilt für die Papiere von ABB.