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Fast 500 der etwas mehr als 1000 Punkte, um die der Swiss Market Index (SMI) seit Jahresbeginn zulegen konnte, gehen auf das Konto nur einer einzigen Aktie: Die des Nahrungsmittelherstellers Nestlé.

Einst als träge und langweilig verschrieen, erfreut sie sich gerade in angelsächsischen Marktkreisen wieder grosser Beliebtheit – wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. Während die einen auf einen milliardenschweren Verkaufserlös für das Sorgenkind Skin Health sowie auf eine kräftige Erhöhung des Aktienrückkaufprogramms spekulieren, sehen andere in der Aktie einen "sicheren Hafen" in wirtschaftlich ungemütlichen Zeiten. Und dann wäre da noch das L'Oréal-Paket. Auch von diesem geht Fantasie aus, sollte dieses dem französischen Kosmetikhersteller verkauft oder den eigenen Aktionären als Sachdividende ausgeschüttet werden.

Allerdings wird die Luft dünner und dünner. Schliesslich kostet die Aktie von Nestlé heute fast 20 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Mit 22,5 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der nächstjährigen Analystenerwartungen am ganz oberen Ende der historischen Norm. Vermutlich wäre das KGV sogar um einiges höher, würden sich die Analysten mit ihren Schätzungen auf die effektive und nicht auf die bereinigte Gewinnentwicklung abstützen.

Die Aktien von Nestlé (rot) lassen den SMI (grün) im 12-Monats-Vergleich weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Die Frage ist deshalb nicht ob, sondern vielmehr wann auch das gefeierte SMI-Schwergewicht wieder die Erdanziehungskraft spürt. Denn was sich im August letzten Jahres über die bis dahin beliebten Nebenwerte sagen liess, gilt ebenso für Nestlé: Selbst für erfolgreiche Unternehmen ist die Börse keine Einbahnstrasse nach oben.

Mut beweisen die Strategen um Thomas Pearce bei der Deutschen Bank. Sie stufen den europäischen Nahrungsmittelsektor von "Benchmark" auf "Underweight" herunter. Angesichts der Dominanz von Nestlé in den hiesigen Indizes empfehlen sie Aktien aus der Schweiz nur ein geringes Gewicht in den Wertschriftenportfolios einzuräumen. Ganz so weit möchte ich dann wiederum doch nicht gehen - immer in der Hoffnung, dass Nestlé nicht zum Spielverderber für den SMI wird.

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Sentis Capital, die grösste Einzelaktionärin Meyer Burgers, geht in die Offensive. Besser gesagt: Die Beteiligungsgesellschaft des russischen Milliardärs Petr Kondrashev versucht andere Mitaktionäre für die eigene Sache zu gewinnen.

Der Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt solle seine technologische Überlegenheit nutzen und in die Herstellung von hocheffizienten Solarzellen- und -modulen vorstossen, so lautet die wohl wichtigste Forderung von Sentis Capital. Andere ebenfalls genannte Massnahmen zielen in erster Linie darauf ab, der grössten Einzelaktionärin mögliche Hürden aus dem Weg zu räumen.

Vermutlich ist das stark fragmentierte Aktionariat von Meyer Burger Fluch und Segen zugleich. Ein Fluch deshalb, weil sich nur mit einem sehr grossen Aufwand Opposition betreiben lässt. Gleichzeitig aber auch ein Segen, da sich für den Solarzulieferer ebensowenig ein glaubwürdiges Abwehrdispositiv errichten lässt.

Schon seit Tagen treffen bei den Aktien von Meyer Burger immer wieder Kaufwellen ein (Quelle: www.cash.ch)

Wie mir mehrere voneinander unabhängige Quellen berichten, bringen sich vermehrt Trittbrettfahrer in Stellung. Sie wittern das schnelle Geld - und vernachlässigen sträflich, dass der geforderte Einstieg in die Produktion von Solarzellen- und -modulen zuerst einmal Geld kostet. Geld in Form von hohen Vorabinvestitionen. Geld, welches Meyer Burger nicht zur Verfügung steht und die Aktionäre erst noch einschiessen müssten.

Den Trittbrettfahrern bleibt übrigens nur noch bis nächsten Dienstag Zeit, um sich beim Solarzulieferer einzukaufen und die Aktien auf die kommende Generalversammlung hin anzumelden.

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