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Mit der Einführung des Euro-Mindestkurses hat die Schweizerische Nationalbank den Franken-Haussiers im September vor zwei Jahren den Wind aus den Segeln genommen. Mit dieser Intervention nahmen unsere Währungshüter in Kauf, dass Veränderungen vom Dollar zum Euro nahezu eins-zu-eins auf die Entwicklung zum Franken durchschlagen.

Zu meinem Erstaunen hielten sich die Ausschläge des Greenback seither in Grenzen. Das könnte sich allerdings schon bald ändern. Denn die jüngsten Erhebungen der Chicago Mercantile Exchange zeigt, dass sich Grossinvestoren in Übersee auf einen Rückschlag des Greenback gegenüber dem Franken hin positionieren. Zu dieser Gruppe von Investoren zählen neben Banken und Vermögensverwaltern auch die Anlagefonds.

Im Windschatten der Grossinvestoren haben mittlerweile auch kleinere Marktteilnehmer ihre Position überdacht. Wie den Erhebungen entnommen werden kann, haben diese Marktteilnehmer ihre Baisseengagements beim Franken reduziert. Parallel dazu wurden die Hausseengagements kontinuierlich ausgebaut. Im Klartext: Auch kleinere Marktteilnehmer rechnen mit einem gegenüber dem Franken schwächeren Dollar.

Charttechnisch betrachtet steht der Greenback vor entscheidenden Wochen. Gegenüber dem Franken hat der Dollar in den letzten Tagen zwar weiter Boden gut gemacht, Schweizerischer Nationalbank sei dank. Denn diese meldete gestern erstmals seit Monaten rückläufige Fremdwährungsreserven. Nach seiner Rückkehr über den gleitenden Durchschnitt auf 200 Tage liegt der Greenback nun in Reichweite der bei 0,9520 Franken verlaufenden Nackenlinie einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Wird die Nackenlinie nachhaltig überschritten, ist gemäss Lehrbuch ein Vorstoss bis auf die Parität möglich.

Gleichzeitig ist über die letzten 18 Monate allerdings eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation mit einer Nackenlinie bei 0,9020 Franken entstanden. Wird diese Nackenlinie über die kommenden Wochen verletzt, droht dem Greenback ein Rückschlag in die Region von 0,80 Franken.

Das heisst: In welche Richtung sich der Dollar gegen den Franken auch entwickelt, steht ihm über die kommenden Wochen mit ziemlicher Sicherheit eine stärkere Bewegung bevor. Und obschon sich die Grossinvestoren in Übersee für einen Rückschlag positioniert haben, will ich den Teufel diesbezüglich noch nicht an die Wand malen.

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Die Aktionärinnen und Aktionäre von Meyer Burger können vorerst aufatmen. Obschon die Namenaktien in den vergangenen Handelstagen über weite Strecken über die Bezugsrechte unter Verkaufsdruck standen, wurden letztere nahezu vollständig ausgeübt.

Wie aus Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX hervorgeht, übten auch zahlreiche Geschäftsleitungsmitglieder sowie exekutive und nicht-exekutive Verwaltungsratsmitglieder ihre Bezugsrechte aus. Auch viele Privatanleger und institutionelle Aktionäre scheinen aktiv an der Kapitalerhöhung teilgenommen zu haben, was Signalwirkung für die noch immer zahlreichen Baissiers haben sollte.

Mit dem für Helvea tätigen Experten wirft heute denn auch ein erster Baissier das Handtuch. In einem Kommentar stuft der Experte die Papiere von Meyer Burger von «Reduce» auf «Neutral» hoch. Nach einer Reduktion der Verlustschätzungen für die Jahre 2013 und 2014 und der Gewinnschätzungen für das Folgejahr wird das Kursziel neu mit 5,50 (5) Franken angegeben.

Durch den Erlös aus der Kapitalerhöhung sei die Finanzierung vorerst gesichert, so der Experte. Ausserdem gebe es erste Lichtblicke in den Absatzmärkten. Jetzt schon eine positive Haltung für die Aktien einzunehmen wäre allerdings voreilig.

Dass die Aktien des in Ungnade gefallenen Börsenlieblings heute nicht stärker auf den erfolgreichen Abschluss der Kapitalerhöhung und die vorliegende Hochstufung reagieren, ist vermutlich auf einen Entscheid der europäischen Wettbewerbshüter zurück zu führen. Wie zu hören ist, werden chinesische Solarzellen und -module ab dem 5. Juni mit einem Importzoll belegt. Ganz nach dem Vorbild der USA. Die neue Regierung in Peking wird ihre Subventionspolitik überdenken müssen, will sie den Westen weiterhin mit Solarzellen und -modulen beliefern.

Aufgrund weiterhin vorhandener Überkapazitäten, der angespannten finanziellen Situation vieler Grosskunden und eben dieser Handelshemmnisse könnte sich die Auftragsflaute bei Meyer Burger noch um weitere 12 bis 18 Monate in die Länge ziehen. Die Firmenverantwortlichen am Hauptsitz im bernischen Gwatt sind deshalb gefordert und zusätzliche Anpassungen auf der Kostenseite unumgänglich.