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Am vergangenen Donnerstag und Freitag lud Nomura zur diesjährigen European Banks Conference nach London. Auf dem Programm standen Vorträge von mehr als 20 Vertretern aus der Bankenindustrie, der Behörden und der Politik. Die Branchenkonferenz wirft nicht nur Licht sondern auch Schatten auf die europäischen Bankaktien, selbst auf jene hiesiger Bankinstitute.

Der für Nomura tätige Branchenexperte schreibt in einem Kommentar, dass sowohl die Investmentbanken als auch die Privatbanken auf eine schwierige jüngere Vergangenheit zurückblicken müssen. Das verhaltene Marktumfeld habe bei vielen Unternehmen genauso Spuren in der Gewinnentwicklung hinterlassen wie die tiefen Zinsen. Zudem würden sich viele Banken aufgrund von Kosten für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten und den in Zukunft strengeren Eigenmittelvorschriften vor einer grosszügigeren Dividendenpolitik zieren, so der Experte.

Die Vertreter von Julius Bär hätten von einer Zurückhaltung bei den Privatkunden berichtet. Die Integration des internationalen Wealth Managements von Merrill Lynch komme allerdings gut voran. Noch immer stehe die Kostenentwicklung im Mittelpunkt des Handelns. Anlässlich der Firmenpräsentation warnten die Vertreter vor mittelfristig hohen Prozesskosten.

Entwarnung gab hingegen die Credit Suisse. Die Schweizer Grossbank sieht sich nur am Rande von den wegen vermutlicher Libor- und Devisenmanipulation eingeleiteten Untersuchungen betroffen. In der Heimat zeichne sich allerdings eine Verschärfung der Eigenmittelvorschriften ab, so die Vertreter der Credit Suisse. Eine signifikante Erhöhung des Leverage Ratio halten sie dennoch für unwahrscheinlich. Man habe damit begonnen, die Unternehmensstruktur an die regulatorischen Rahmenbedingungen von Morgen anzupassen.

Brisant ist vor allem, was der Verfasser im Kommentar ergänzend über die Credit Suisse schreibt. Der Experte glaubt nämlich, dass der Schweizer Grossbank dasselbe Schicksal wie der UBS blüht. Erst vor wenigen Wochen wurde die Erzrivalin von der Finanzmarktbehörde Finma zu einer zusätzlichen Eigenmittelunterlegung wegen Rechtsstreitigkeiten angehalten. Die mittelfristigen Dividendenaussichten seien bei beiden Unternehmen unverändert gut. Auf das kommende Jahr bezogen seien die Aussichten allerdings verhaltener als ursprünglich gedacht.

Bei der Credit Suisse ist das Risiko kostspieliger Rechtsstreitigkeiten sehr viel überblickbarer als bei der UBS. Es darf deshalb vermutet werden, dass die Finma bei der Credit Suisse eine vernachlässigbare zusätzliche Eigenmittelunterlegung fordern wird.

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Novartis blieb den Aktionären am Investorentag vom vergangenen Freitag einiges schuldig. So spekulierte der Markt schon seit Wochen auf grössere Anpassungen im Firmenportfolio genauso wie auf neue ambitiöse Mittelfristziele.

Während ihre Berufskollegen die Enttäuschung herunterspielen, macht die für die Credit Suisse tätige Expertin ihrer Frustration Luft. In einem Kommentar zeigt sie wenig Verständnis dafür, dass die Firmenverantwortlichen die strategischen Zielsetzungen bisher nicht in konkrete finanzielle Zielgrössen umgemünzt haben.

Weder die Auswirkungen der eingeleiteten Massnahmen zur Produktivitätssteigerung auf die zukünftige Gewinnentwicklung noch das in Aussicht gestellte Dividendenwachstum seien anlässlich des Investorentages näher quantifiziert worden. Stattdessen habe man diesbezüglich auf die Jahresergebnispräsentation von Ende Januar vertröstet.

Ambitiöse neue Mittelfristziele hätten den Markt seine weiterhin skeptische Haltung in Bezug auf grundlegende Veränderungen bei Novartis überdenken lassen, so ist sich die Expertin sicher. In Erwartung eines in Zukunft über den Konsensschätzungen liegenden Wachstums im Pharmageschäft, einer strategischen Überprüfung nicht zu den Kernaktivitäten gehörenden Bereichen und weiteren Fortschritten bei der Produktivität werden die Aktien des Basler Unternehmens bei der Credit Suisse mit «Outperform» und einem Kursziel von 79 Franken zum Kauf empfohlen.

Ich schliesse mich der Enttäuschung und Frustration der Expertin an. Es braucht schon einiges mehr als ein 5 Milliarden Franken schweres Aktienrückkaufprogramm, um den Aktien von Novartis neues Leben einzuhauchen. Dass sie dennoch an ihrer Kaufempfehlung festhält, scheint mir allerdings ziemlich inkonsequent.

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Sulzer hatte in den letzten Wochen nicht sonderlich gute Presse. Und auch in Analystenkreisen konnte man sich nicht so recht für die Namenaktien des Winterthurer Traditionsunternehmens erwärmen.

Umso überraschender bricht heute die Citigroup eine Lanze für die Papiere und stuft diese von «Neutral» auf «Buy» hoch. Neu wird das Kursziel mit 163 (145) Franken angegeben.

Mit dem geplanten Verkauf werde Sulzer von einem dezentralisierten zu einem auf grössere Absatzmärkte ausgerichteten Anbieter, was Skaleneffekte mit sich bringe. Der Experte rechnet deshalb damit, dass das Unternehmen bei den Margen zu anderen Mitbewerbern aufschliessen wird. Unter der Annahme vergleichbarer Margen und der Berücksichtigung des Verkaufserlöses für Sulzer Metco macht die Citigroup bei den Aktien ein Aufwärtspotenzial von 20 Prozent aus.

Für mich sind die Argumente des Experten nur teilweise nachvollziehbar. Denn es dürfte Jahre dauern, bis Sulzer bei den Margen zu anderen Mitbewerbern aufschliessen kann. Bleibt aus Aktionärssicht zu hoffen, dass dem Unternehmen mit dem Verkauf von Sulzer Metco und der anschliessenden Verwendung des Erlöses der grosse Wurf gelingt.