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Für gewöhnlich sind die Märkte fest im Griff der Hedgefonds-Industrie. Doch seit wenigen Wochen haben nicht die Fonds die Märkte, sondern die Märkte die Fonds im Griff. Aus Übersee wird mir sogar von einem regelrechten Blutbad berichtet. Der jüngste Rückschlag an den Aktienmärkten scheint viele und nicht zuletzt auch prominente Hedgefonds eiskalt auf dem falschen Fuss erwischt zu haben.

Mit Goldman Sachs und Deutsche Bank warten gleich gleich zwei Bankinstitute mit eindrucksvollem Zahlenmaterial auf, welches ich meinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten möchte.

Den Strategen von Goldman Sachs zufolge kämpft die Hedgefonds-Industrie sogar schon seit Ende Februar mit einem widrigen Umfeld. Während der amerikanische Aktienmarkt von einem Rekord zum nächsten geklettert sei, seien die beliebtesten Aktien teilweise deutlich im Kurs zurückgefallen. Alleine im März habe der von Goldman Sachs zusammengestellte Korb hoch in der Gunst von Hedgefonds stehender Aktien 2 Prozent eingebüsst und damit substanziell schlechter als der um 0,8 Prozent bessere S&P-500-Index abgeschnitten.

Ähnliches wissen die für die Deutsche Bank tätigen Berufskollegen zu berichten. Seit dem 7. März hätten die 50 beliebtesten amerikanischen Aktien 4,5 Prozent an Wert verloren. Und als ob das nicht schon genug wäre, habe der aus den 50 am stärksten leerverkauften Aktien zusammengesetzte Korb in derselben Zeitspanne leicht zugelegt.

An vielen Hedgefonds sei die seit Ende Februar beobachtete Abkehr weg von den Wachstums- in Richtung der zurückgebliebenen Qualitätsaktien vorbeigegangen. Gerade die mit Fremdkapital arbeitenden Fonds seien deshalb zu Positionsglattstellungen gezwungen gewesen, was eine Abwärtsspirale losgetreten habe.

Zuletzt wurden in Übersee vor allem die Aktien Opfer von Verkäufen, welche sich in den vorangegangenen Monaten als treibende Kraft hinter der Rekordjagd am breiten Markt erwiesen hatten. Ähnliche Beobachtungen liessen sich übrigens auch hierzulande machen. Meines Erachtens liefern Goldman Sachs und Deutsche Bank eine plausible Erklärung für dieses Phänomen.

Bleibt abzuwarten, ob und wann sich die Hedgefonds-Industrie aus dieser geradezu tödlichen Abwärtsspirale befreien kann. Denn nach dem schwachen März und der geradezu katastrophalen ersten Hälfte April sind ihr grössere Rücknahmen aus dem Investorenlager so gut wie sicher. Sollten tatsächlich solche Rücknahmen eintreffen, droht den Märkten ein weiterer Ausverkauf. Das letzte Wort dürfte damit noch nicht gesprochen sein.

Interessant ist übrigens auch, dass die gestrige Erholung am amerikanischen Aktienmarkt nur von sehr dünnen Handelsaktivitäten geprägt war. Einem Kommentar aus dem Handel der Credit Suisse zufolge wechselten etwas mehr als 6 Milliarden Aktien die Hand, was 19 Prozent unter den Aktivitäten vom Freitag und 13 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zwanzig Handelstage liegt. Ein überzeugter Einstieg starker Hände sieht meines Erachtens anders aus.

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Auch heute haben die Namenaktien von ABB wieder einen schweren Stand. Für Aufsehen sorgt eine Unternehmensstudie aus dem Hause Helvea. Darin stuft der Verfasser die Papiere des in Zürich beheimateten Industriekonzerns von «Buy» auf «Hold» zurück. Nach einer Abwärtsrevision der Gewinnschätzungen um 8,6 Prozent für 2014 und um 9,9 Prozent für 2015 beziffert der Experte das Kursziel neu auf 24 (25) Franken.

Auf Basis wirtschaftlicher Frühindikatoren hätten die frühzyklischen Geschäftsaktivitäten während des zurückliegenden ersten Quartals vermutlich keine Verbesserungen erfahren. Es bleibe daher fraglich, ob die andauernde Schwäche in den spätzyklischen Geschäftsfeldern aufgefangen werden konnte.

Was das Tagesgeschäft anbetreffe, verfüge ABB zwar über einen starken Leistungsausweis. Eine Ausnahme bilde einzig das Sorgenkind Power Systems. Dennoch drohe dem Unternehmen bei den spätzyklischen Geschäftsaktivitäten eine Nachfrageflaute und das möglicherweise noch auf mehrere Quartale hinaus.

Der Experte will seine vorsichtige Haltung nur dann überdenken, wenn in China oder Europa eine rascher als erwartete Erholung einsetzen sollte, sich die Rentabilität oder die Preisgestaltungsmacht im Bereich Power Systems verbessert, es zu grösseren Bereinigungen im Firmenportfolio kommt oder der Ausschüttungspolitik ein höheres Gewicht beigemessen wird.

ABB gehört hierzulande zu den eher moderat bewerteten Unternehmen. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen im vergangenen Jahr kommt der Quartalsergebnispräsentation von Ende Monat eine zentrale Bedeutung zu.

Dass mir Händler seit gestern Nachmittag von grösseren Umschichtungen aus den Aktien von ABB in jene von Sulzer berichten, dürfte auf eine in diese Richtung gehende Empfehlung des für Helvea tätigen Experten zurückzuführen sein. Ich für meinen Teil finde derzeit an beiden Papieren gefallen.