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Die gute Nachricht zuerst: Der Schweizer Aktienmarkt belegt in der neusten Länderrangliste der UBS im Gesamtklassement den ersten Platz. In den Disziplinen "Gewinnmomentum" und "Bewertung" holt die Schweiz je eine Silbermedaille, bei der Gesamtrentabilität gar die Goldmedaille. Und selbst der undankbare zwölfte und letzte Rang in Sachen "Branchenzusammensetzung" ändert nichts mehr am Gesamtklassement.

Die schlechte Nachricht: Da der Schweizer Aktienmarkt mit seiner schier erdrückenden Dominanz der drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis so gar nicht ins Beuteschema der Grossbank passt, räumt sie den heimischen Aktien bloss eine neutrale Gewichtung in den Kundenportefeuilles ein. Denn die in London sitzenden Strategen um Nick Nelson stufen europäische Nahrungsmittelaktien wie Nestlé mit "Underweight" und europäische Pharmawerte wie Roche und Novartis mit "Neutral" ein. Und diese drei Schwergewichte sind hierzulande bekanntlich für gut die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.

Mit ihren Branchenpräferenzen befinden sich die UBS-Strategen momentan übrigens in guter Gesellschaft. Andere Berufskollegen messen den europäischen Pharmawerten gar noch ein geringeres Gewicht bei. Immerhin will man den Schweizer Aktienmarkt bei der UBS auf dem Radar behalten, wie Nelson und seine Abteilungskollegen schreiben.

Seit Herbst koppelt sich der Stoxx Europe 600 Index (rot) immer mehr vom SMI mit Dividenden-Korrektur (grün) nach oben ab (Quelle: www.cash.ch)

Dem Swiss Market Index (SMI) und seinen drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis würden neue Kursimpulse guttun. Ob solche von der heute Dienstag von Givaudan eingeläuteten Quartalsberichterstattung ausgeht, ist fraglich. Zum einen veröffentlichen sowohl Roche als auch Nestlé kommende Woche nur Umsatz- und keine Gewinnkennzahlen. Und zum anderen halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein einziges starkes Quartal wirklich ausreicht, um den beiden Indexschwergewichten auf Dauer neues Leben einhauchen zu können.

Gefragt sind ihre defensiven Qualitäten vermutlich erst dann wieder, wenn die Stimmung an den Aktienmärkten kippt. Danach sieht es – zumindest momentan – allerdings noch nicht aus.

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Egal ob Credit Suisse, Kepler Cheuvreux oder J.P. Morgan – es gibt kaum eine Bank, die die Aktien des Apple-Zulieferers AMS nicht zum Kauf anpreist. Ein Lippenbekenntnis, mehr nicht. Schliesslich fristen die Papiere des Sensorenherstellers aus dem österreichischen Unterpremstätten schon seit Wochen bestenfalls ein Mauerblümchendasein.

Das dürfte vor allem den bekannten Technologieanalysten Andrew Gardiner von Barclays freuen. Er stemmt sich als einziger Vertreter seiner Berufsgruppe mit einer "Underweight" lautenden Verkaufsempfehlung gegen seine Gegenspieler bei den anderen Banken - seit wenigen Wochen sogar nur noch mit einem Kursziel von 16 (zuvor 19) Franken.

In einem Strategiepapier tritt die britische Barclays heute Dienstag erneut nach. Die Autoren um Rob Bate setzen AMS auf die Liste der europäischen Aktien, bei denen sie mit unliebsamen Überraschungen und damit verbunden mit tieferen Kursen rechnen.

Kursentwicklung der AMS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Der Sensorenhersteller wird am Morgen des 4. Mai den Zahlenkranz für das zurückliegende erste Quartal vorlegen. Fast wichtiger als der Blick in den Rückspiegel dürften an diesem Tag die zukunftsgerichteten Aussagen sein. Bate und seine Mitautoren erhoffen dann wertvolle Anhaltspunkte dahingehend, ob beim Grosskunden Apple Aufträge verlorengingen oder nicht.

Interessant ist, dass die Aktien von AMS kaum noch auf die im Strategiepapier gemachten Aussagen reagieren. Womöglich ist ein Verlust von Auftragsvolumen beim besagten Grosskunden mittlerweile weitestgehend eingepreist. Nicht zum ersten Mal hiesse es bei den Papieren des Sensorenherstellers dann: "Sell the rumours, buy the facts".

 

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